De-facto-Rückzug des ersten UMTS-Lizenznehmers

Quam stellt Geschäftsbetrieb vorläufig ein

02.08.2002
MÜNCHEN (CW) - Die seit längerem erwartete Konsolidierung der deutschen Mobilfunklandschaft hat begonnen. Mit dem Anbieter Quam, der in Deutschland unter dem Namen Group 3G GmbH firmiert, hat der erste der sechs UMTS-Lizenznehmer seinen Geschäftsbetrieb zunächst bis zur technischen Verfügbarkeit des Netzes eingestellt.

Nicht die Tatsache, allenfalls der Zeitpunkt und die Umstände der Nachricht waren überraschend: Die 900 Beschäftigten der in München ansässigen Group 3G GmbH wurden am Mittwoch vergangener Woche offenbar kalt von einer Mitteilung ihres Mehrheitseigners Telefonica erwischt, alle UMTS-Vermarktungsaktivitäten würden zunächst auf Eis gelegt. Die bis dato rund 200000 gewonnenen Quam-Kunden können weiter auf dem Netz des Partners E-Plus mobil telefonieren, die Neukundengewinnung werde aber nicht fortgeführt, hieß es. Der Versuch, auf dem GSM/GPRS-Mobilfunkmarkt in Deutschland Fuß zu fassen, habe nicht zum gewünschten Ergebnis geführt, räumte Telefonica ein. Die Lizenz sei "eingefroren worden", bis UMTS Wirklichkeit sei.

Mit dieser Entscheidung zog die spanische Telefongesellschaft, die zusammen mit dem finnischen Netzbetreiber Sonera das Joint Venture Group 3G gegründet und im Sommer 2000 eine der sechs deutschen UMTS-Lizenzen für mehr als acht Milliarden Euro ersteigert hatte, die Notbremse. Beide Gesellschaften, die 57 beziehungsweise 43 Prozent der Anteile an 3G halten, haben in ihren aktuellen Halbjahresbilanzen hohe Abschreibungen auf ihr UMTS-Engagement vorgenommen, was - neben dem jetzt angekündigten Investitionsstopp - aus Sicht von Beobachtern für einen Komplettausstieg spricht.

Davon ist offiziell allerdings noch nicht die Rede. Während die in Deutschland bereits laufende Vermarktung von GSM-Mobilfunkdiensten über das Netz von E-Plus eingestellt werden soll, will man die Geschäftstätigkeit in Italien, Österreich und der Schweiz, wo die Gruppe ebenfalls unter dem Markennamen "Quam" operiert und UMTS-Lizenzen erworben hat, lediglich "reduzieren".

Warten auf bessere Marktbedingungen

Deutschland galt, wie es unter Insidern heißt, als Test für die übrigen Aktivitäten der Gruppe. Wegen der verzögerten Marktreife und der momentan äußerst vagen Geschäftsaussichten von UMTS wollen die Quam-Gesellschafter alle Investitionsentscheidungen bezüglich der künftigen Mobilfunktechnik außerhalb ihrer Heimatmärkte so lange hinausschieben, bis sich die Marktbedingungen gebessert haben.

Inwieweit sich dies auf Vertragspartner in Deutschland auswirkt, ist noch offen. So läuft neben der Netzpartnerschaft mit E-Plus ein Vertriebsabkommen mit dem Service-Provider Debitel. Mit der Düsseldorfer E-Plus GmbH beziehungsweise deren niederländischer Mutter KPN hatten die 3G-Gesellschafter den gemeinsamen Aufbau des UMTS-Netzes in Deutschland vereinbart - mit dem Ziel, rund 750 Millionen Euro an Investitionen einzusparen.

Ein Quam-Sprecher betonte, dass man sowohl an der Lizenz wie auch an allen geschlossenen Verträgen festhalten wolle. Fest stehen derzeit nur zwei Dinge: Will Quam mit seinen Partnern die Lizenzvorgaben erfüllen, müssen bis Ende 2003 etwa 25 Prozent der Bundesbürger mit UMTS-Diensten versorgt sein. Und: Die mehr als ein Dutzend deutschen Quam-Läden in bester City-Lage sollen geschlossen werden; jeder zweite der 900 Arbeitsplätze steht auf der Kippe. (gh)