Miserver-ES-Linie mit 645 Transaktionen

Pyramids Unix-Server drängen mit 24 CPUs in Mainframe-Arena

23.10.1992

MÜNCHEN (jm) - Die Pyramid Technology Corp., Mountain View, gehört zu den wenigen Unternehmen, die mit Multiprozessor-Systemen unter Unix den Großrechner-Anbietern das Leben schwer machen wollen. Mit den jetzt vorgestellten "Miserver-ES "-Rechnern mit maximal 24 CPUs glauben die Kalifornier, den kommerziellen Markt mit besonders preisgünstigen Mainframe-Alternativen bedienen zu können.

Denen geht es schlecht: Die IBM weist für das dritte Quartal 1992 einen Verlust von 2,78 Milliarden Dollar aus.

PCMer Amdahl verkündete gerade die Entlassung von 900 Mitarbeitern, was einer neunprozentigen Reduzierung gleichkommt.

Auch Fujitsu gerät verstärkt unter Druck: Die New Yorker Finanzexperten von Moody's Investors Service überlegen gerade, ob sie den Japanern auch in Zukunft noch dank überzeugender Cash-Flow-Potenzen und ausreichender Gewinne das Aa3-Gütesiegel eines Topschuldners gewähren sollen.

Die Atemnot der Mainframer glaubt Pyramid weiter vergrößern zu können: Das neue Angebot, das als OEM-Produkt auch von SNI, von Bull HN, von Olivetti und Sharp offeriert wird, richtet sich ausdrücklich an MIS-Verantwortliche kommerzieller Rechenzentren. Wie die beiden neuen Geschäftsführer der Pyramid Technology GmbH aus München, Thomas Woywod und Manfred Metzger, vor der Presse äußerten, seien lediglich Pyramid und die Sequent Computer Systems in der Lage, skalierbare Mehrprozessor-Maschinen anzubieten, deren Unix-Versionen auf diese Rechnertypen zugeschnitten seien.

Eine Konkurrenz von Encore in Gestalt der neuen Infinity-90-Modelle auf Basis von Unix (siehe CW Nr. 42 vom 16. Oktober 1992, Seite 5: "Echtzeit-Spezialist Encore zielt...") sieht Woywod hingegen nicht. Trotz Encores eindeutiger Zielrichtung Richtung Mainframe-Markt glaubt der Pyramid-Geschäftsführer und Ex-Sequent-Mann: "Die engagieren sich in einem anderen Marktsegment als wir. "

Zudem habe man in Sachen symmetrischer Multiprozessor-Unterstützung unter Unix System V.4 die größte Expertise aufzuweisen. In diesem Zusammenhang wandte sich Friedrich Schanda, Leiter Vertriebssupport bei Pyramid, auch gegen die Vermutung, eine Hochrüstung von symmetrischen Architekturen, deren CPUs also auf einen gemeinsamen Speicher zugreifen, müsse mit dem Nachteil des extrem hohen System-Overheads bezahlt werden und sei deshalb nur sehr eingeschränkt sinnvoll.

"Unicenter von CA läuft auf Pyramidsystemen

Die Silicon Graphics Inc., die wie Pyramid auf Basis von Mips-Prozessoren Systeme mit mehreren CPUs (maximal acht) anbietet, hatte gegenüber der COMPUTERWOCHE zugestanden, daß bei Zugrundelegung einer Acht-Prozessor-Maschine lediglich eine lineare Leistungssteigerung zu erzielen sei, die einem Fünf-Prozessor-System entspräche.

Schanda glaubt, daß die von Pyramid entwickelte Multiprozessor-Unix-Variante so wirkungsvoll ist, daß etwa bei einem 12-CPU-Modell ein Effizienzgrad von 80 Prozent zu erzielen sei. "Die USL-Multiprozessor-Implementation weist einen ähnlichen Wirkungsgrad nur bis zu vier CPUs auf."

Allerdings konzedierte der Pyramid-Vertriebsmann, daß man mit den nunmehr maximal 24 Prozessoren die Bus-Kapazitäten komplett ausgereizt habe.

Die neuen Miserver-ES-Rechner unterscheiden sich von den 1991 vorgestellten S-Systemen zum einen durch die doppelt so hohe Zahl maximal einsetzbarer CPUs (24). Dies wurde erreicht durch Doppelprozessor-Karten. Zudem verwendet Pyramid in den neuen Rechnern die R3002AE-Mips-RISC-Prozessoren, die gegenüber den bisherigen CPUs eine geringfügig höhere Taktrate (37 Megahertz) besitzen. Vervierfacht wurde zudem der Primary-Cache.

Die Miserver-ES-Rechner sind außerdem jetzt mit zwei für die Systemadministration und Datenverwaltung wichtigen Hardwareneuerungen ausgestattet worden. Zum einen handelt es sich um das Availability-Management-Subsystem (AMS), das on- und offline Diagnosetests durchführt.

Mit dem Speicher-Subsystem High Availability Array (Haas), das von Tandem stammt, soll zum anderen die Zuverlässigkeit und Datensicherheit in RZs erhöht werden. Dazu legte Pyramid die Haas-Systeme je doppelt mit Ventilator- und Stromversorgungs-Einheiten aus. Zudem sind die SCSI-Schnittstellen in zweifacher Ausfertigung vorhanden.

Haas funktioniert momentan nach den Raid-Leveln 0 (Data Striping) und 1 (Datenspiegelung), Level 5 soll nach Schanda in Zukunft ebenfalls unterstützt werden.

Um die Konzentration auf den kommerziellen Markt zu unterstreichen, kündigte Pyramid überdies eine Zusammenarbeit mit der Computer Associates Inc. (CA) an: Bis spätestens im dritten Quartal 1993 will man in der Lage sein, CA-Software auf Basis von "Unicenter " auf den Multiprozessor-Maschinen von Pyramid anzubieten.

Die ES-Rechner, die in einer 20-Prozessor-Variante unter Oracle 7 bei einem TPC-A-Testlauf 645 Transaktionen pro Sekunde erzielt haben sollen, sind ab sofort verfügbar. Preise wollte das Unternehmen allerdings nicht nennen.