Besucherrekord bei Process World 2003

Prozessoptimierung steht bei Anwendern hoch im Kurs

11.07.2003
BONN (rg) - Mit rund 750 Teilnehmern aus rund 35 Ländern konnte IDS Scheer auf seiner diesjährigen Anwenderkonferenz einen neuen Besucherrekord verbuchen.

Bei den Vorträgen von Unternehmensgründer August-Wilhelm Scheer und des amerikanischen Begründers der prozessorientierten Organisation Michael Hammer (siehe Seite 10) war das Kongress-Plenum voll besetzt. Die weiteren Keynotes der IDS-Scheer-Vorstände behandelten unter anderem die Zusammenführung der "Aris"-Produktfamilie für Design, Implementierung und Controlling von Geschäftsprozessen in der "Aris Process Platform".

Daneben stellten eine Reihe von Anwenderunternehmen ihre Erfolge bei der Geschäftsprozessoptimierung vor, darunter Danone, Daimler-Chrysler, Unilever Bestfoods und Audi. Letzteres war durch CIO Klaus Mühleck vertreten, der bei dem Autobauer auch für die Organisations- und Unternehmensentwicklung zuständig ist. Er beschrieb, wie die Automobilindustrie Business Reengineering nutzt, um mit den Anforderungen sowohl der Globalisierung als auch den sich immer schneller wandelnden Kundenansprüchen Schritt zu halten. Wie wichtig die Prozessorganisation sei, zeige sich nicht zuletzt daran, dass Geschäftsprozess-Management bei Audi in die Konzernführungsleitlinien aufgenommen worden sei: "Funktionen unterstützen die Geschäftsprozesse", führte Mühleck aus, und dies sei für seine Branche revolutionär.

Aber auch mittelständische Unternehmen wie die Nordzucker AG demonstrierten, wie in nahezu statischen Wirtschaftsbereichen Prozesse verbessert werden können. Durch gemeinsame Bemühungen mit den zuckerrübenanbauenden Landwirten und dem Züchter KWS Saat AG ist es dem Unternehmen gelungen, die Lücke zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und der Zuckerindustrie zu schließen. Die Saatgutbestellung der Bauern bei Nordzucker wird dabei direkt an den Saatguthersteller KWS weitergegeben. Dort kann auf Basis der frühen Kenntnis der georderten Sorten und Mengen besser disponiert und produziert werden.

Aber auch an Beispielen für die innerbetriebliche Optimierung von Prozessen mangelte es nicht. So berichtete Ernst Tott, Projekt-Manager CAE-Systeme bei Degussa, wie mit Hilfe eines Web-basierenden Management-Systems die Organisationshandbücher für die Entwicklungsabteilungen abgelöst werden konnten. Während diese meist ungenutzt verstaubt seien, werde die neue Lösung mit 24000 Page-Impressions pro Monat im Schnitt von den Mitarbeitern dreimal am Tag aufgerufen.

Der Spezialitäten- und Feinchemiekonzern Clariant setzt den "Aris Process Performance Manager" im Geschäftsbereich Pigmente und Additive ein, um die Auftragsabwicklung gemäß dem Supply-Chain-Operation-Reference Modell (SCOR) zu optimieren. Das Ziel ist, die Termin- und Mengentreue durch transparente Prozessabläufe zu verbessern. Das Unternehmen verfolgt seit einem Jahr eine divisionale Strategie, hat aber eine zentrale Stelle für die Prozesssteuerung eingerichtet.

Auch die Siemens AG hat ein weltweites und Geschäftseinheiten-übergreifendes Prozess-Management aufgebaut. Hierdurch werden laut Christian Frühwald, Siemens Procurement and Logistics Services Partner Supply Chain, Consulting-Synergien und Effizienzsteigerungen erzielt. Aris dient dabei als zentrales, weltweit verfügbares Repository für das Siemens Process Reference House (RPH). Die unterschiedlichen Geschäftseinheiten benutzen das RPH als Framework und passen es an ihre individuellen Gegebenheiten an.

Bahn entwickelt Berichtssystem

Thomas Müller, Leiter Qualitätssicherungsstrategien und -konzeptionen bei der Deutschen Bahn AG, beschrieb die Anstrengungen seines Unternehmens, zuverlässiger zu werden, um die Kundenzufriedenheit zu steigern. Dies könne nur erreicht werden, so Müller, wenn die Qualität der Prozesse gemessen und optimiert werde. Das setzte jedoch die Entwicklung eines prozessorientierten Kennzahlensystems voraus. Er räumt ein, dass sich die Zusammenarbeit mit den einzelnen Gesellschaften der Bahn teilweise schwierig gestaltet. Bei dem Projekt geht es daher weniger um die Kostenreduzierung als vielmehr um die Schaffung von Transparenz. Aus den geplanten Kennzahlen soll eine Berichtsfunktion entwickelt werden, die nach dem Ampelprinzip Alarm schlägt, wenn einzelne Werte aus dem Ruder laufen. Die IT-gestützte Kennzahlenauswertung soll jedoch erst umgesetzt werden, wenn die Prozesse genau beschrieben sind.