Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung:

Prozedurale Programmierung fällt flach

30.03.1984

Der Begriff Reduktion bezeichnet ein neuartiges Konzept der Konstruktion von Computerprogrammen sowie der Programmausführung, das sich von der in konventionellen Systemen üblichen sequentiellen Befehlsausführung und der dadurch bedingten prozeduralen Programmierung unterscheidet.

Die Programmierung von Reduktionssystemen basiert auf nur wenigen primitiven Konstruktionen oder Ausdrücken der syntaktischen Form apple function (to) argument, die als Applikationen bezeichnet werden. Komplexe Programm-Ausdrücke werden konstruiert durch systematische Ersetzung von Applikationen in Anwendungen. Einziger Operator der Sprache ist der Konstruktor "apply", der den Wurzelknoten einer binären Baumstruktur mit dem Funktionsausdruck im linken und dem Argumentausdruck im rechten Teilbaum bildet.

Der Verarbeitungsmechanismus des Reduktionssystems formt einen solchen Ausdruck durch systematische Anwendung von Transformations- oder Reduktionsregeln solange um, bis als Ergebnis ein bedeutungsgleicher Ausdruck entsteht, der keine weiteren Umformungen zuläßt.

Der "Befehlsgehorsam" traditioneller Computer ist damit ersetzt durch einen auf mathematischen Prinzipien beruhenden Programmierstil sowie einen Verarbeitungsmechanismus, der insbesondere für eine geordnete, formal begründbare Zuführung von Operanden zu Operatoren sorgt.

Reduktionsprogramme spezifizieren lediglich, was berechnet werden soll. Das System leitet aus dieser Spezifikation den Organisationsplan für den Programmablauf, das heißt, wie gerechnet werden soll, selbständig und dynamisch her.

Die Programmausführung ist von einem Gedächtnis im konventionellen Sinne losgelöst und demnach nebenwirkungsfrei. In einem System mehrerer kooperierender Reduktionsrechner kann deshalb die arbeitsteilige Programmverarbeitung, das heißt das Erzeugen, Verteilen und Synchronisieren nebenläufiger Teilprozesse mechanisiert werden.

Die GMD stellt ihre Arbeiten zum Thema "Datenverarbeitung durch Reduktion" auf dem Innovationsmarkt der Hannover-Messe 1984 am Gemeinschaftsstand der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen in Halle 7 (Stand 806-1106/809-1109) vor. Darüber hinaus ist die GMD in der CeBIT-Halle 3 (Stand 1501) mit den Exponaten Ada-Übersetzer und Werkzeuge für die Ada-Programmierumgebung; Bürovorgangssystem Domino; hochintegrierter fehlertolerante Speicherschnittstelle vertreten.

Informationen: Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH Bonn, Postfach 12 40, Schloß Birlinghoven, 5205 St. Augustin 1, Halle 7, Stand 806-1106, 809-1109, Halle 3, Stand 1501.