Proprietaeres CICS versus X/Open

29.07.1994

Betrifft CW Nr. 26 vom 1. Juli 1994, Gastkommentar auf Seite 8: "Durch Transaktionsmonitore ist Unix hoffaehig geworden"

Haette ich den Gastkommentar zu schreiben gehabt, so waere mir der Titel eingefallen: "Wird es die IBM auch in Unix schaffen?" Lassen Sie mich erlaeutern, worauf ich hinauswill.

Frau Wilmes ist auf den Kern der Unix-Problematik gestossen. Ohne Transaktionsverarbeitung ist ein EDV-System wie eine Welt ohne Gesetze. Solange niemand ueber die Straenge schlaegt, braucht man keine Gesetze, und solange in der EDV alles glatt laeuft, braucht man auch keine Transaktionsverarbeitung. Doch wie im richtigen Leben geht es auch in der EDV nie ohne Stoerungen. Dafuer werden die aus dem Mainframe-Bereich bekannten

"Middleware"-Produkte Datenbanksystem und Transaktionsmonitor eingesetzt.

Der Unix-Anwender moechte jedoch nicht wie im Mainframe-Bereich auf einer proprietaeren Plattform aufsetzen, sondern in seiner "offenen" Welt bleiben.

Hierfuer hat X/Open durch zahlreiche Definitionen bereits Voraussetzungen geschaffen. Teilweise sind sie schon verabschiedet, wie XA fuer die Verbindung von Datenbank und TP- Monitor und OSI TP (von ISO uebernommen) als Kommunikationsprotokoll. Andere Schnittstellen, insbesondere zur Anwendung hin, sind noch nicht definiert, liegen aber als vorlaeu-

fige vor (TX, CPI-C, XATMI, TXRPC). Dieser Prozess ist also noch im Gange, und darum ist die Kommunikationsmoeglichkeit ueber heterogene TP-Monitor-Plattformen hinweg erst in Zukunft zu erwarten. TP- Monitore in Unix wie UTM von SNI, Encina von Transarc und Tuxedo von Novell haben einen Teil dieser Schnittstellen schon

(wie zum Beispiel UTM) oder werden sie kuenftig bieten. Fuer die meisten Anwendungen ist auch wichtig, dass bestehende Mainframe- Loesungen in eine neu zu schaffende Client-Server-Umgebung miteinbezogen werden koennen. Darum gibt es zum Beispiel mit UTM in Unix transaktionsgesicherte Verbindungen zu BS2000-UTM- und MVS- CICS/

IMS-Anwendungen.

IBM bietet ihren CICS-Anwendern, die auf dem Weltmarkt zahlenmaessig das Schwergewicht bilden, in der AIX-Umgebung ein CICS-Derivat an. Sie sollen dadurch auf der proprietaeren CICS-Schnittstelle gehalten werden. Nun kann man spekulieren, ob sich dieses Konzept oder das Konzept von X/Open durchsetzen wird.

Franz Dielmann

85635 Siegertsbrunn