Neuer Spezialist

Programmbibliothekar

01.08.1975

MÜNCHEN - In den USA werden zunehmend neue Programmiermethoden eingeführt - "Strukturiertes Programmieren" im "Top Down Design" nach "Hipo-Verfahren" und mit einer neuartigen Projektorganisation verbunden: der "Chief Programmer Team Organization". Bei IBM-Projekten konnte die Produktivität der Programmierer dadurch um das Fünffache erhöht werden, die Zahl der Fehler sank auf einen pro 10 000 Anweisungen. Selbst komplexere Projekte wurden termin- und kostenkonform fertig.

Besondere Bedeutung kommt innerhalb der neuen Projektorganisation dem Programmbibliothekar zu. Seine Aufgabe: Den Programmierern Verwaltungsaufgaben abzunehmen und dadurch ihre Produktivität zu erhöhen. Denn Untersuchungen haben ergeben daß das Schreiben von Programmen nur 25 Prozent der Arbeitszeit eines Programmierers erfordert. Von den Tätigkeiten, die die übrige Zeit beanspruchen, soll ihn der Bibliothekar entlasten.

Zwar gibt es noch kein einheitliches Berufsbild, und die Vorstellungen werden von Organisation zu Organisation schwanken. Einige Funktionen dürften aber überall gleich sein. Der Programm-Bibiothekar muß mit den jeweils angewandten Programmiersprachen und den Grundzügen der System-Analyse vertraut sein. Er veranlaßt die Erfassung von Code und die Programmübersetzung.

Außerdem erfaßt er Testdaten und veranlaßt Testlaufe. Vor allem führt er ein Archiv aller Programm-Versionen von Quellenprogrammen, Objektmoduln und Auflistungen.

Bemerkenswert ist, daß sowohl das Management als auch die Programmierer oft gegen den neuen Helfer eingestellt sind, die letzteren, weil sie offenbar die Reduzierung inrer Tätigkeit auf das Wesentliche fürchten, das erstere wegen der "zusätzlichen" Personalkosten. hs