ASP-Angebot für gemeinschaftlichen Einkauf

Procurement: Das "E" weicht dem "Co"

27.07.2001
MÜNCHEN (jha) - Zwischen Schlagworten wie E-Procurement, Application-Service-Providing (ASP) und Marktplätzen hat sich das Unternehmen Onventis, Stuttgart, eine Nische gesucht und dafür seinerseits eine eigene Bezeichnung geschaffen. Mit Hilfe des "Co Procure Sets" sollen Unternehmen durch gemeinschaftlichen Einkauf Preisnachlässe bei ihren Lieferanten erreichen.

Für das Co Procure Set gibt es bereits die ersten Anwender: Zwei Chemiefirmen kaufen gemeinsam Verpackungsmaterial bei einem Lieferanten ein. Geht einem der Partner die Kartonage aus, gibt er mit Hilfe eines Web-basierten E-Procurement-Frontends seine Order in einem vorgefertigten Formular auf. Das zweite Unternehmen erhält automatisch eine Mail mit dem Hinweis auf die anstehende Bestellung und kann sich anschließen. Hat der Einkaufspartner entsprechenden Bedarf, fügt er die entsprechende Menge hinzu. Nach nochmaliger Bestätigung des Auftrags durch beide Geschäftspartner, wobei auch Sonderwünsche wie unterschiedliche Aufdrucke akzeptiert werden, wird die Bestellung dem Lieferanten per Internet-Verbindung mitgeteilt. Der Kartonhersteller, der ebenfalls an das Onventis-System angeschlossen sein muss, räumt beiden Kunden einen Mengenrabatt ein und stößt daraufhin die Produktions- und Auslieferungsprozesse an.

Basis dieser Einkaufsgemeinschaft ist die "ASP-Trade Core Technology" des Herstellers Onventis, der sich selbst als Procurement-Service-Provider (PSP) bezeichnet. Dessen Mietsoftware besteht aus drei Schichten. Im Zentrum liegt ein Datenkern, der firmenspezifische Daten sowie vom Hersteller zur Verfügung gestellte Inhalte wie Arbeitshilfen und Kataloge vorhält. Auf der zweiten Schicht um diesen Nukleus herum werden Organisationsstrukturen und Prozesse abgebildet. Dort treffen auch Anwender des ASP-Angebots die Entscheidung, ob und in welcher Intensität eine Kooperation oder ein gemeinsamer Handel realisiert werden sollen. Die Präsentationsschicht schließlich kann angepasst werden, etwa auch dergestalt, dass sie dem einheitlichen Unternehmensdesign entspricht und der Schriftzug des Softwareanbieters komplett ausgeblendet wird. Das Procure Set wird unterschiedlich eingesetzt: zur Einzelnutzung von Katalogangeboten (was natürlich dem Gedanken des Co-Shopping zuwiderläuft) über Einkaufskooperationen und -auktionen im Einzelfall bis hin zu institutionalisierten Partnerschaften nach Vorbild der beiden Chemieunternehmen. Dieses Fallbeispiel offenbart aber auch die Schwächen des Systems. Die technische Umsetzbarkeit haben Hersteller und Pilotkunden offenbar bewiesen, fraglich ist jedoch, inwiefern das Projekt auf andere Branchen und Kunden übertragbar ist: Es müssen sich wenigstens zwei Firmen zusammenfinden, die an der Bestellung ähnlicher Güter mit vergleichbarer Spezifikation interessiert sind.

Sollte es tatsächlich Firmen geben, die die Voraussetzungen für einen gemeinschaftlichen Einkauf erfüllen, müssen sie noch zueinander finden. Hier baut Onventis auf die Hilfe des Hamburger Partners On.valco AG. Die Hanseaten suchen kooperationsgeeignete Mittelständler, bringen sie zusammen und begleiten die Verbindung bis zur Reife. Neben gemeinsamen Marktplätzen und E-Commerce-Kanälen glaubt On.valco auch in der Beschaffung Synergiepotenzial erkannt zu haben. Bei der technischen Umsetzung soll dabei die ASP-Lösung von Onventis helfen.

Abb: Die ASP-Trade Core Technology

Die dem Co-Procurement-Angebot zugrunde liegende Technik erlaubt es unterschiedlichen Nutzern, je nach Bedarf Kooperationen einzugehen. Quelle: Onventis