SQL-Standard weicht von der IBM-Version ab

Probleme gibt es vor allem beim Zugriff auf das relationale Datenbankmanagementsystem DB2:

13.02.1987

FRAMINGAM(CWN) - Der vom American National Standards Institute (ANSI) veröffentlichte - SQL-Standard entspricht nicht vollständig der IBM-eigenen Version dieser Zugriffssprache für relationale Datenbankmanagementsysteme. Dies gaben jetzt Repräsentanten des US-Normungsgremiums bekannt.

Die durch solche Abweichungen bedingten Schwierigkeiten faßt Phil Shaw, Mitglied des ANSI-Subkomitees X.3H2 und Senior Programer bei der -General Products Division von IBM, folgendermaßen zusammen: In ANSI-SQL geschriebene Anwendungen, die auf für diesen Standard typische Erweiterungen zurückgreifen, könnten nicht zusammen mit DB2, dem DBMS-Zugpferd von Big Blue, eingesetzt werden. Beschränke sich die Applikation hingegen auf die SQL-Kommandos, die der Sprachversion des ANSI und der von IBM gemeinsam sind, sei nicht mit Problemen zu rechnen.

Als Beispiel führt Shaw eine Reihe von punkten an, die sich bei der praktischen Arbeit als problematisch erweisen könnten: So fordere IBM-SQL beispielsweise, daß die Worte Integer und "Decimal" in den Programmstatements ausgeschrieben werden. Der ANSI-Standard lasse hingegen die Abkürzungen "INT" und "DEC" zu. Für die Definition von Zeichen-Strings schreibe die IBM-eigene Version der Sprache eine Längengpezifikation vor; bei ANSI-SQL sei diese Längenangabe optional.

Ferner erfolge im Rahmen von IBM-SQL die Festlegung einer Spalte als "unique" innerhalb einer Klausel des Statements "CREATE INDEX", während die ANSI-Version diese Spezifikation im Statement "CREATE TABLE" zulasse. Eine UNION könne bei IBM-SQL nur nach Beseitigung aller Duplikate ausgeführt werden. Bei 'Verwendung der ALL-Option stelle der ANSI-Standard diese Bedingung nicht.

Unterschiede zwischen den beiden Sprachversionen gebe es schließlich auch im Bereich der reservierten Worte: Die Benutzer müßten Schlüsselworte, die über die durch den Standard festgelegten Keys hinausgehen, selbst definieren, um von den speziellen Features der IBM-Implementierung profitieren zu können.

Query Language soll weiter ausgebaut werden

Die Veröffentlichung des SQL-Standards im Dezember 1986 stellte den letzten Schritt des Prüfungsprozesses dar, der im Oktober 1982 begonnen hatte. Nach Worten von Carol Joyce, DBMS-Entwicklungsmanagerin bei Relational Technology- und Mitglied des ANSI-Unterausschusses X.3H2, ist auch künftig daran gedacht, die Query-Language weiter auszubauen: "Die Erweiterungen" , so die ANSI-Repräsentantin, beinhalten unter anderem einen Scroll-fähigen Cursor, der sich vorwärts und rückwärts bewegen läßt, sowie die Eingrenzung der gegenwärtig gebräuchlichen SQL-Formen." Diese neue Standard-Version der Abfragesprache soll unter der Bezeichnung SQL2 angekündigt werden.

Nach Aussage von Carol Joyce haben die Standardisierungsbestrebungen der International Standards Organization (ISO) bislang mit denen des ANSI Schritt gehalten um eine möglichst große Identität zwischen den Richtlinien der beiden Gremien zu gewährleisten. In der endgültigen Version des -ANSI-Standards seien auch die Vorstellungen der europäischen User berücksichtigt worden.