IBM-Konkurrenz im Dünnfilmplatten-Bereich kann frohlocken:

Probleme bei 3380 beeinflussen IBM-Umsätze

13.11.1981

NEW YORK (VWD) - Schwierigkeiten bei der Herstellung ihres neuen Datenspeichers 3380 haben die International Business Machines Corp. (IBM) gezwungen, die Auslieferungstermine um durchschnittlich 14 Monate hinauszuschieben. Die Konkurrenten hoffen, daß sich die Probleme des Computer-Giganten für sie in barer Münze auszahlen.

Der Ordereingang bei vielen IBM-Konkurrenten zeige steigende Tendenz. Analysten meinen, daß gerade die Storage Technology Corp. einen Großteil der Einnahmeverluste bei IBM als Geschäftszuwachs verbuchen wird.

Das neueste Produkt in der Familie der Plattenlaufwerke hat die vierfache Speicherkapazität und mehr als die doppelte Übertragungsgeschwindigkeit seines Vormodells 3350. Dennoch liegt der Preis mit einer Spanne von 81 000 bis 111 600 Dollar - je nach Ausstattung - um rund 25 Prozent unter dem heute verfügbarer Produkte mit gleicher Kapazität.

Die Konkurrenz wird frühestens in einem Jahr mit einer vergleichbaren Einheit aufwarten können, meinen Fachleute. Das Kernproblem für IBM ist, daß der enorme technische Fortschritt des Speichers zu den erheblichen Produktionsproblemen geführt hat.

Schätzungen der Industrie zufolge wird die Nachfrage nach Speichereinheiten bis Mitte der 80er Jahre um 45 Prozent per annum steigen. Insofern, meinen Beobachter, sei das IBM-Timing optimal gewesen. Im Juni 1980 hatte das Unternehmen die 3380 für das erste Quartal 1981 angekündigt. IBM sei davon ausgegangen, mit dem neuen Modell einen großen Teil des expandierenden Marktes abzudecken, ohne daß in der Zwischenzeit der Absatz der 3350 nachlassen werde.

Die Analysten gehen inzwischen davon aus, daß IBM die 3380 frühestens 1982 in größeren Stückzahlen wird herstellen können. Zusätzliche Probleme bei der rechtzeitigen Auslieferung schafft dabei der nach IBM-Angaben bemerkenswerte Anstieg der Bestellungen aus dem Verteidigungssektor, die bevorzugt abzuwikkeln seien.

Jeder, der eine 3380 bestellt hat, kann sie, falls er selbst kein Interesse mehr hat, an "Schlange stehende" Kunden verkaufen oder verleasen, sagt Computer-Analyst David Stein von der Gartner Group. schließlich wird die Lage für IBM noch dadurch verschärft, daß nach eigenen Angaben mehr Aufträge für die 3350, das Vormodell der 3380, angenommen wurden, als im ersten Halbjahr 1982 erfüllt werden können.

Was immer IBM tue, zum Beispiel die wesentliche Steigerung der gesamten Laufwerk-Produktion, sei es nicht genug, um zu verhindern, daß die Konkurrenz in der Klasse der 3350-Plattenlaufwerke "ein um zwei oder drei Jahre längeres Leben", schätz ein Fachmann die Situation ein. Im übrigen werde der Konkurrenz ein Einbruch in den Kundenstamm von IBM ermöglicht. Wenn die Kunden sich einmal nach Alternativen umgesehen haben, könnten sie es auch weitere Male tun, beschreibt es Analyst Raymond C. Freeman.