Prioritäten

23.11.1979

Das ist einer der genußreichsten Trauerweinschen Bewußtseinszustände: Zur Restartzeit an der Systemkonsole sitzen und Prioritäten für die einzelnen Datenstationen vergeben, die Ungeduidsmienen der Bildschirm-Sachbearbeiter vor dem geistigen Auge, das Murren der Subzentrumsfürsten im Ohr des "großen" EDV-Mannes - eine virtuelle Allmachts-Orgie in fünf Partitions.

Die Wirklichkeit sieht leider anders aus: Der Hobel ist zu, bereits bei leicht übernormaler Transaktionsbelastung steigt das Betriebssystem aus - Ende der Vorstellung. Kein sehr lustiges Spiel, aber eines, mit dem Trauerwein leben muß. Und da mit einem generellen Wandel in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist - wann die neue Maschine kommt, steht in den Sternen -, bleibt nur die Alternative: Runter mit den Response-Zeiten zu Lasten der Batch-Performance - oder umgekehrt. Konkret heißt das: Soll S. T. den Halb-Leiter aus der Buchhaltung vertrösten oder den Marketing-Macker im Bildschirm-Dunkeln sitzenlassen? Ein schier unlösbares Problem eingedenk der Tatsache, daß man es eh nie allen recht machen kann.

Also überläßt S. T. die Vorrangsteuerung am besten gleich einem Zufallsgenerator: Ade, Allmachtsphantasien!