Powercenter wird zur Integrationsplattform

16.05.2007
Die Produktstrategie von Informatica sieht eine durchgängige Plattform für Datenintegration und Datenqualität vor. Themen sind auch Service-orientierte Architekturen und Software on Demand.
Die Datenintegrationslösung von Informatica soll den Austausch von Daten zwischen den Systemen zu einer einfachen Softwarefunktion machen.
Die Datenintegrationslösung von Informatica soll den Austausch von Daten zwischen den Systemen zu einer einfachen Softwarefunktion machen.

Der Anbieter von Software für die Datenintegration und Datenqualität, Informatica, treibt den Ausbau seines Produkts Powercenter voran. Ziel ist eine Produktplattform, die sich neben dem Aufbau eines Data Warehouse auch für die Migration, Synchronisation und Föderierung von Daten sowie für die Stammda-tenverwaltung verwenden lässt. Zwar gebe es schon heute ei-ne Reihe von Großkunden, die Powercenter für diese Zwecke einsetzten, doch arbeite man noch an einem integrierten Angebot, um eine möglichst komfortable und durchgängige Nutzung beliebiger Szenarien zu gestatten, hieß es kürzlich auf der Hausmesse Informatica World in Orlando.

Bausteine sind vorhanden

Den Weg dahin skizzierte Girish Pancha, Executive Vice President des Hauses. Vor den rund 1500 Teilnehmern sagte er, Informatica habe alle Bausteine für die neue Produktarchitektur beisammen und arbeite derzeit daran, die zugekaufte Technik der Spezialisten Similarity Systems und Itemfield enger einzubinden. Noch in diesem Quartal soll als Zwischenergebnis Version 8.5 von Powercenter auf den Markt kommen. Sie wird laut Pancha die Probleme bei der schnellen und akkuraten Auslieferung von Daten beseitigen. Weitere Themen sind eine verbesserte programmierfreie Generierung von Web-Services-Schnittstellen, unter anderem auf Basis von Wizards, sowie eine überarbeitete Konsole für die Verwaltung des Systems und zur Eingabe detaillierter Sicherheitsvorgaben. Die größte Neuerung ist indes der "Metadata Manager". Er soll wesentlich zum versprochenen Bedienkomfort beitragen, indem sich Metadaten gezielter durchsuchen und in Übersichten und Berichten einfach darstellen lassen.

Geplante Neuerungen

Eine engere Einbindung von Technik für die Verbesserung und Kontrolle der Datenqualität in Powercenter soll im dritten Quartal 2007 kommen. Im Rahmen des Projekts "Phoenix" nimmt der Hersteller hierfür Erweiterungen an der bisherigen Software von Similarity Systems vor. Letztere ermöglicht Fachanwendern neben einer automatisierten Adress- und Namenskontrolle in Daten auch den Aufbau entsprechender Analyse-Workflows. Künftig soll nun insbesondere die Integration in SAP-Umgebungen verbessert werden, indem Anwender schon bei der Eingabe von Daten in einen Dialog treten können. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind überarbeitete Dashboards für das Monitoring von Daten sowie mehr Regelwerke für länderspezifische Adresskon-trollen. An Entwickler von Lösungen zur Kontrolle der Datenqualität wendet sich Informatica in einem für das erste Quartal 2008 geplanten Release mit dem Codenamen "Sentanta". So sollen sich beispielsweise Dienste für Datenqualität gemeinsam über das Repository von Powercenter verwalten lassen.

Nachfolgende Versionen von Powercenter sollen schließlich die Vision einer integrierten Plattform für beliebige Aufgaben bei der Datenintegration umsetzen, sagte Pancha. Entsprechende Projekte laufen derzeit unter den Codenamen "Da Vinci" und "Galileo". Sie werden Fachanwender und Entwickler zu einer gemeinsamen, einer Portaloberfläche gleichenden Arbeitsumgebung verhelfen, durchgängige regelbasierende Prozesse für das Management von Datenqualität bieten und eine modellgetriebene Generierung von Datendiensten für deren Einbindung in Service-orientierte Architekturen (SOA) ermöglichen. Laut Pancha genügt es beim Aufbau einer SOA nicht, lediglich Funktionen und Datenaufrufe als Datenintegrationsdienste zu generieren. Vielmehr sei ihre Verwaltung (Governance) nötig, die Anwender über den Modellansatz bewerkstelligen könnten.

Der Manager erklärte, dass Informatica künftig SOA-Services neben den bisherigen Web-Services auch als SQL-Dienste für Datenbankaufrufe und die aus dem Modell generierten Dienste anbieten wird. Die Produktarchitektur von Powercenter soll schlanker werden und jeden Dienst (ETL, Datenföderierung etc.) nur noch einmal implementieren. Die Verwaltung aller Dienste soll über ein Repository erfolgen, das unabhängig von der Powercenter-Engine ist.

Fokus auf Kernkompetenz

Informatica habe keine Pläne, in angrenzende Märkte wie etwa Business-Process-Management oder Business Intelligence zu gehen, erklärte Chief Executive Officer (CEO) Sohaib Abbasi gegenüber der computerwoche. "Datenintegration ist unsere Kernkompetenz." Dieses Marktsegment biete noch reichlich Umsatzpotenzial. So versuche man bestehenden Kunden zum einen zu zeigen, dass sie Powercenter auch für Aufgaben jenseits des Data Warehouse einsetzen könnten. Die Bundeswehr beispielsweise nutze mittlerweile Powercenter für die Migration von Systemen, Virgin Media konsolidiere Datenbestände mit der Software, und andere Kunden entwickelten "Customer Hubs", um sämtliche Integrationsaufgaben rund um ihre Kundendaten zu vereinheitlichen.

Zum anderen sei es durch die technische Weiterentwicklung von Powercenter heute möglich, den gesamten Zyklus der Datenintegration abzudecken, wodurch sich für Kunden neue Möglichkeiten ergäben. Bereits Powercenter 8 sei wesentlich skalierbarer als seine Vorgänger und könne auch mit unstrukturierten Daten umgehen. Weitere Zukäufe sind laut Abbasi nicht geplant. Man wolle organisch wachsen. Die Übernahmen von Similarity Systems und Itemfield hätten zwar zahlreiche Neukunden gebracht, doch ging es Informatica hauptsächlich darum, technische Lücken zu stopfen.

Die On-Demand-Optionen

Neben der Fertigstellung der Produktplattform und Datendiensten für eine SOA will Informatica künftig Software on Demand bereitstellen. Mit dem "Data Replicator" kam kürzlich ein erstes Angebot auf den Markt, das ein Replizieren von Daten über das Web ermöglicht. Es ist zunächst nur als Erweiterung für die CRM-Software des Anbieters Salesforce.com erhältlich und kostet pro Anwendung rund 20 000 Dollar im Jahr. Laut Produkt-Manager Pancha sind weitere Abkommen mit Herstellern wie Rightnow, Siebel/Oracle, EDS und anderen anvisiert. Zudem werden Kunden den Dienst auch über Informatica oder intern nutzen können. Pancha sieht das Angebot nicht als Ersatz für bisherige Installationen, sondern vielmehr als zusätzliche Option für Unternehmen, die Anwendungen als "Mashup" aufbauen und dazu gewisse Dienste für die Datenintegration brauchen. (as)