Firmenimage mit Unternehmensplanspiel trainieren

Plus-P: Auch "Soft-Facts" beeinflussen den Markterfolg

29.03.1991

Welche Wirkung hat die Unternehmenskultur auf den Erfolg des Unternehmens? Wie kann ein Arbeitgeber gezielt sein Image beeinflussen? Diese und andere Fragen werden für eine erfolgreiche Unternehmensführung immer wichtiger. Mit dem PC-gestützten Unternehmensplanspiel Plus-P ist nach Auffassung von Christiane Braun auch die Beeinflussung von sogenannten "Soft-Facts", wie Unternehmenskultur oder Image, trinierbar.

Unternehmensplanspiele können eine Anleitung zum vernetzten Denken sein. So bilden "General Management Games" das Unternehmen als Ganzes ab und enthalten die betrieblichen Grundfunktionen. Innerhalb dieser Funktionen sind jedoch nicht alle Detailvariablen durch den Spieler änderbar.

Im Gegensatz dazu konzentrieren sich "Functional Management Games" auf die Simulation eines betrieblichen Teilbereiches wie beispielsweise Marketing, Finanzen oder Produktion.

Immer wichtiger werden kombinierte Planspiele, die die Vorteile der General-Management-Spiele mit denen der Functional-Management-Spiele

verbinden.

Ein solches Spiel ist Plus-P, das von der Projektgruppe Informations- und Strategiemanagement (Prisma) unter der Leitung von Christian Scholz an der Universität Saarbrücken entwickelt und bereits in der Praxis eingesetzt wurde.

Bisher zeigten Unternehmensplanspiele unter anderem folgende Schwächen:

- Der Personalbereich beschränkte sich auf rudimentär-quantitative Eingriffsmöglichkeiten.

- "Weiche" Faktoren wie Image oder Unternehmenskultur spielten keine Rolle.

- Auf dem Bildschirm konnten nicht immer die benötigten Informationen bereitgestellt werden.

- Die Bedienung des Programms erforderte das Studium eines umfangreichen Handbuchs.

- Für den Spielleiter war die Anderung von Spielparametern mit Schwierigkeiten verbunden.

Mit dem in Saarbrücken entwickelten Konzept existiert jetzt ein Planspiel, das diesen Problemen Rechnung trägt: Als General-Management-Spiel deckt es die betrieblichen Grundfunktionen Produktion, Absatz, Finanzen und Personal ab. Kernstück von Plus-P ist aber der Personalbereich: Der Spieler hat weitreichende Eingriffsmöglichkeiten in die Personal-Management -Felder Personalbestandsanalyse, -bedarfsbestimmung, -beschaffung, -entwicklung, -freisetzung, -einsatz und Personal-Kosten-Management.

Die einzelnen Personal-Management-Felder lassen sich bis hin zur operativen Ebene bearbeiten: Die Mitarbeiter des Unternehmens sind individuell durch Merkmalsausprägungen wie Name, Alter, Qualifikation und Leistungsgrad charakterisiert. So kann der Spieler für jeden einzelnen Mitarbeiter bestimmte Personalmaßnahmen veranlassen .

Im Bereich der Personalbeschaffung sind neue Mitarbeiter vom externen Arbeitsmarkt anzufordern. Auch hier grenzt sich Plus-P von anderen Spielen ab: Nicht alle Beschaffungsaktionen sind erfolgreich, denn die Spielert

m Arbeitsmarkt. Hier zeigen sich unter anderem schnell die Folgen einer unzureichenden Imagepflege: Wie in der Realität haben es natürlich Unternehmen mit einem positiven Image leichter, qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren.

Eine weitere Besonderheit ist die Berücksichtigung der Unternehmenskultur: Der Kulturindex ist ein Barometer für die Personalpolitik des Unternehmens. Wird ein Mitarbeiter für Entwicklungs- oder Freisetzungsmaßnahmen ausgewählt, so beeinflußt dies nicht nur diesen Mitarbeiter positiv oder negativ sondern auch sein Umfeld. Ein an den Bedürfnissen und Wünschen der Mitarbeiter ausgerichtetes Personal Management tragt also zur Verbesserung des Kulturindex bei. Informationen

über die aktuellen Image- und Kulturwerte liefert der Soft-Facts-Bildschirm (Abbildung).

Durch die Berücksichtigung von "weichen" Faktoren können neben der profanen Gewinnmaximierung auch Ziele wie Senkung der Fluktuationsrate, Imagekonsistenz oder auch Maximierung des Kulturindex vereinbart werden. Auch hier zeigt sich die Realitätsnähe von Plus-P: Denn oft sind gerade die Unternehmen erfolgreich, die auch weiche Faktoren in ihre strategischen Überlegungen miteinbeziehen.

Plus-P in Stichworten

- Durch Verwendung einer logischen Benutzerführung kann der Spieler den Spielablauf "intuitiv" erfassen.

--- Die spezielle Fenstertechnik ermöglicht die gleichzeitiege Darstellung der gewünschten Informationen aus verschiedenen Unternehmensbereichen.

--- Im Programmschwerpunkt Personal lassen sich umfangreiche qualitative und quantitative Eingriffe bei Beschaffung, Personaleinsatz, Personalentwicklung und Freisetzung vohrnehmen.

--- Die Unternehmen konkurieren sogar auf dem Arbeitsmarkt.

--- "Weiche" Faktoren werden berücksichtigt

--- Das Spielleiter modul erlaubt die einfache Änderung der Umweltzustände

Plus-P läuft auf vernetzten PCs: Alle Spieler können simultan ihre Eingaben tätigen und vom Spiel zur Verfügung gestellte Hilsmittel benuzen. Auch die Periodenfortsschreibung ist damit äußerst komfortabel und schnell zu erstellen.

Durch die Verwendung einer logischen Benutzerführung erfaßt auch die DV-Laie "automatisch" den Spielablauf. Denn wer sich ers durch massive Benutzerhandbücher wälzen und Programme lernen muß, verpaßt den Sinn des Spieles.

Nach der Initialisierung des Spiels durch den Spielleiter übernimmt der Spieler beziehungsweise das Spielerteam ein bestehendes Industieunternehmen. Zuvor spricht der Spielleiter mit den Teams die zu verfolgenden Unternehmensziele ab.Aufgabe des Spielers ist es, mit Hilfe seiner Aktionsparameter die strategischen Ziele - möglichst als Bester - zu ereichen.

Der Spieler hat die Möglichkeit, durch einfache Parameterändungen, die sich auch während der periode durchführen lassen, Umweltzustände zu ändern. Plus-P kann in immer neuen Varianten gespielt werden.

Durch die Fenstertechnik kann der Spieler sich jederzeit Informationen aus den verschiedenen Unternehmensbereichen beschaffen. Er kann sie in der vorhandenen Fenster am Bildschirm je nach Bedarf zusammenstellen.

So lassen sich zum Beispiel in einem Fenster Entscheidungs- daten eingegeben oder verändern, ohne daß dabei auf die gleichzeitige Darstellung weiterer Daten "nebenan" verzichtet werden muß. Auf diese Weise können Manipulationen schnell durchgeführt und getestet werden, was angesichts der Vielzahl möglicher Kombinationen die Faszination des Spieles erhöht.

Plus-P wird nicht nur auf vernetzten PCs gespielt, auch die Inhalte sind hochgradig vernetzt: Das Spiel macht dem Teilnehmer die Verbundwirkung seiner Maßnahmen immer wieder deutlich. Vernetztes Denken ist durchaus trainierbar !

Und gerade diese Fähigkeit steht im impliziten Anforderungsprofil ( nicht nur ) des General Managers ganz oben. Was nützt zum Beispiel die Bereitstellung exakter Informationen, wenn den Managern gerade im Tagesgeschehen der Überblick verlorengeht ? Oder wenn er Faktoren wie Unternehmenskultur und Image nicht als wichtige Aktionsparameter begreift.

Unter dem Aspekt der Ganzheitlichkeit betrachtet, macht gerade auch diese Berücksichtigung von "Soft-Facts" die Simulation von Plus-P sehr realitätsnah. In herkömmlichen Spielen ist der Spielverlauf stark vomrein quantitativ optimalen Einsatz der Produktionsfaktoren bestimmt.