Ploenzke, Softlab und CTG nicht mehr im Rennen IBM uebernimmt Sercon und findet die Partner ab

10.06.1994

MUENCHEN (hv) - Die IBM Deutschland GmbH stockt ihre 46prozentige Beteiligung an der Sercon GmbH, Boeblingen, auf 100 Prozent auf. Die bisherigen Partner Ploenzke AG, Kiedrich, Softlab GmbH, Muenchen, und die amerikanische CTG Computer Task Group, die je 17 Prozent der Anteile hielten, werden ebenso wie Sercon- Geschaeftsfuehrer Bernd Robatzek (drei Prozent) abgefunden.

Als die Sercon GmbH Anfang 1992 gegruendet wurde, hielt die deutsche DV-Branche den Atem an: Eines der ganz grossen Softwarehaeuser mit einem Schwerpunkt im Projektgeschaeft sollte entstehen. Die beteiligten Unternehmen stellten Mitarbeiter und Kapital fuer Sercon ab. Ploenzke, so war ausgemacht, wuerde das Projekt-Know-how beisteuern, Softlab in erster Linie Entwicklungswerkzeuge und -methoden. Aufgabe der IBM sollte es vor allem sein, die Auftraege an Land zu ziehen. Dieser Plan ist gescheitert, Big Blue betreibt das Software- und Serviceunternehmen kuenftig allein.

"Der Markt hat sich seit dem Gruendungszeitpunkt sehr stark veraendert", begruendet Christoph Knott, Geschaeftsfuehrer Finanzen und Verwaltung bei Softlab, den Ausstieg seines Hauses. Wachstumsprognosen, die noch Ende der 80er Jahre gewagt wurden, liessen sich in den 90ern nicht mehr halten, besonders das Projektgeschaeft war betroffen. Zudem habe der Servicemarkt einen deutlich hoeheren Stellenwert bekommen - auch fuer Hardwarehersteller.

Was Knott nicht sagt: Vor allem beim staerksten Sercon-Partner, der IBM, verschoben sich die Geschaeftsfelder.

Das Software- und Servicegeschaeft war nicht laenger schmuekkendes Beiwerk zum Hardware-Business, es gewann massiv an Bedeutung. Um diesen Markt abschoepfen zu koennen, so berichtet ein Insider, konzentrierte sich die IBM auf die eigenen Kraefte.

Die Vertriebsverantwortlichen haetten seit Anfang 1993 entgegen den Vereinbarungen kein Interesse mehr daran gezeigt, dem Gemeinschaftsprojekt Sercon Auftraege zukommen zu lassen. Big Blue habe eine "Politik der Blockade" betrieben, die Beziehungen zwischen IBM-Manager Bernhard Dorn und Sercon-Geschaeftsfuehrer Robatzek, der nun ebenfalls ausscheidet, ereichten angeblich einen Tiefpunkt. Obwohl Sercon damit begonnen habe, selbst Auftraege zu akquirieren, sei die Gewinnerwartung des Gemeinschaftsunternehmens so gering gewesen, dass den Beteiligten ein Ausstieg ratsam erschienen sei.

Eine grosszuegige Abfindungsofferte seitens der IBM, so ein anderer Sercon-Kenner, habe den Entschluss bekraeftigt. Dennoch seien die betroffenen Unternehmen "verschnupft". Immerhin haetten sie unfreiwillig dazu beigetragen, dass unter dem Dach der IBM eine auf das Projektgeschaeft spezialisierte Servicegesellschaft fuer das mittlere Marktsegment entstanden sei, was die Konkurrenzsituation erheblich verschaerfe.

Keineswegs verschnupft gibt sich indes Softlab-Manager Knott. "Streitigkeiten hat es nicht gegeben. Wenn das Projekt Sercon gescheitert ist, dann deshalb, weil sich die Markterwartungen nicht erfuellt haben." In letzter Zeit haetten sich "bilaterale Beziehungen" zu Ploenzke oder zur IBM, die Softlabs Entwicklungsumgebung Maestro vermarktet, als sinnvoller erwiesen.