Diskussion um Probleme beim Eisa-Chipset von Intel:

Phoenix Technologies' Eisa-Bios ist fertig

15.09.1989

FRAMINGHAM (CW) - Der Eisa-Bus wird zur angekündigten Zeit kommen. Dies zumindest läßt die Intel Corp., die den Chipset herstellt und an ihre OEMs ausliefert, verlauten und tritt damit Gerüchten entgegen, das Unternehmen aus St. Clara in Kalifornien könne wegen einiger technischer Probleme den Chipsatz nicht rechtzeitig an PC-Hersteller ausliefern.

Die Aussagen aus Analystenkreisen betrafen angeblich noch nicht bereinigte Bug-Probleme bei dem Intel-Chip. Danach sei es unwahrscheinlich, daß der Prozessor- und Chiphersteller Intel wie angekündigt rechtzeitig im September ausliefern könne. Damit würde auch der Produktionstermin Ende des Jahres für Computer, die auf dem Eisa-Bus-Standard aufbauen, verzögert.

Die Compaq Corp. aus Houston als treibende Kraft der sogenannten "Neunerbande" hatte Anfang des Jahres eine Eisa-Maschine für den Herbst angekündigt. Man erwartet deshalb spätestens zur Comdex in Las Vegas im November eine Vorstellung. Auch die anderen Eisa-Mitglieder - Ast, Epson, HP, NEC, Olivetti, Tandy, Wyse und Zenith - hatten in Erklärungen darauf hingewiesen, daß Ende 1989 der neue Standard für Anwender verfügbar sei.

Die Lieferfristen werden eingehalten

Den Gerüchten um die technischen Probleme beim Eisa-Chipset trat Kristin Bailey, eine Unternehmenssprecherin der Intel Corp., entgegen. Danach arbeite der Chipsatz einwandfrei und gehe im September in Produktion. Testexemplare hätten nur eine kleine Errata-Liste ergeben, die durch geringfügige Modifikationen am Chipsatz behoben worden seien.

Wie Unternehmenssprecherin Marion Koehler von der Intel Semiconductor GmbH, Feldkirchen/ München, mitteilte, wurden Musterstückzahlen des Eisa-Chipsatzes an die Rechnerhersteller ausgeliefert; die Lieferfristen würden planmäßig eingehalten.

Sollten die Rechnerhersteller von Eisa-Maschinen also doch nicht im vorgegebenen Zeitlimit entsprechende Rechner vorstellen, so dürfte - legt man die Aussagen von Intel zugrunde - die Schuld nicht beim Chipset-Hersteller gesucht werden.

Die Nachricht von der mangelnden Funktionstüchtigkeit des Eisa-Intel-Chips ist insofern von Bedeutung, als die "Neunerbande" gegen IBMs Mikrokanal-Architektur ins Feld zieht und betont, Eisa sei nur eine Erweiterung zum Industriestandard. Der Mikrokanal von IBM hingegen zwänge den Kunden ein inkompatibles Bussystem auf, bei dem beispielsweise die herkömmlichen Erweiterungskarten nach dem Industriestandard keine Anwendung mehr finden könnten.

Fred Cutler, Marketing-Direktor bei Compaq, unterstreicht, nicht allein die technischen Merkmale der rivalisierenden Bussysteme sollten bedacht werden. Viel wichtiger sei die Frage, ob es für den Markt wünschenswert sein könne, wenn ein einziges Unternehmen der gesamten Industrie den zukünftigen Busstandard diktierte.

Die Phoenix Technologies Ltd. gab derweil bekannt, daß sie ab September an ihre Kunden ROM-Bios-Produkte für 486-Eisa-Rechner liefert. Phoenix Technologies hat bereits mehr als ein Dutzend Unternehmen mit ihrem Bios für 386- respektive 486-Eisa-Rechner beliefert. Das Unternehmen erwartet, daß auf der Comdex mehrere Hersteller Eisa-PCs ausstellen.

Das Eisa-Bios von Phoenix bietet sowohl einen zweifach ausgelegten Paßwortschutz, als auch optional die rein softwaremäßige Unterstützung von Expanded Memory nach LIM 4.0, Disk-Caching und Shadow-RAM.