Components wieder profital - aber Warnung vor Euphorie

Philips und PKI trotz DV - Schwäche im Aufwärtstrend

10.05.1991

EINDHOVEN/NÜRNBERG (CW) - Die scharfen Sanierungsmaßnahmen des neuen Philips-Chefs Jan Timmer führen offenbar zu einem milderen finanziellen Klima für die Holländer. Auch die deutsche Philips Kommunikations Industrie AG (PKI) zeigt in ihrem Jahresabschluß 1990 einen Aufwärtstrend, von dem allerdings der DV-Bereich ausgenommen ist.

Das Nettoergebnis des Elektronikkonzerns von 135 Millionen Gulden (etwa 125 Millionen Mark) im ersten Quartal überraschte die Analysten: Sie hatten erst für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres mit finanziellen Auswirkungen der Radikalsanierung gerechnet. Die New Yorker, Börse reagierte mit einem Anstieg der Philips-Werte um sechs Prozent.

Seit der Ablösung des erfolglosen Chairman Cornelis van der Klugt durch Timmer wurde die Mitarbeiterzahl von Philips um bisher zirka 22 000 verringert sowie die Produktpalette durchgeforstet und teilweise umstrukturiert. So nahm Timmer die PC-Aktivitäten aus dem Bereich der Professionellen Systeme heraus und schlug sie den Consumer Electronics zu; die defizitären Teile des Halbleiter-Geschäftes wurden eingestampft. Besonders die letzt jährigen Sorgenkinder beflügelten das Quartalsergebnis: Die Professional Systems (Computer oberhalb der PC-Klasse, TK-Equipment und Medizinelektronik) trugen mit einem operativen Plus von 70 Millionen Gulden - erstes Quartal 1990: 96 Millionen Gulden Verlust zum Konzernergebnis bei. Die Components (Halbleiter und TV-Röhren) schrieben ebenfalls wieder schwarze Zahlen: 65 Millionen Gulden nach einem Verlust von 23 Millionen.

Gewinneinbußen um 18 Prozent auf 298 Millionen Gulden im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres meldeten allerdings die Consumer Electronics: Das PC-Geschäft, erstmals hier abgerechnet, ist nach wie vor defizitär und wird nach Voraussagen von Unternehmensangehörigen auch frühestens im kommenden Bilanzjahr in den Gewinnbereich zurückkehren können. Philips-Finanzvorstand Henk Appelo warnte davor, bezüglich des Gesamtjahres-Ergebnisses zu optimistisch zu sein: Der jetzt gezeigte signifikante Aufwärtstrend werde sich womöglich im zweiten Quartal nicht so stark fortsetzen.

Die deutsche DV-Tochter der Holländer, PKI, ist nach jahrelangem Abwärtstrend noch im Umbruch begriffen. Trotz einer Umsatzsteigerung um fünf Prozent auf 1,86 Milliarden Mark und einer leichten Verbesserung des Ergebnisses aus der gewöhnlichen, Geschäftstätigkeit (ohne Restrukturierungskosten) auf 63 Millionen Mark beläuft sich der Netto-Fehlbetrag im Geschäftsjahr 1990 auf 266 Millionen Mark. 1989 hatte man noch ein Plus von 36 Millionen Mark ausgewiesen - das geringste seit 1982. Aufgrund eines Abführungsvertrages übernimmt die Hamburger Philips GmbH den Jahresverlust in voller Höhe.

Die leichte Erholung des operativen PKI-Ergebnisses ist allerdings ausschließlich auf die Telekommunikations- und nicht auf die DV-Aktivitäten (Bürokommunikation) zurückzuführen. Wie der Vorstand im Jahresbericht ausführt, nahmen sowohl der Umsatz als auch der Auftragseingang in diesem Bereich ab, und die Ertragslage verschlechterte sich weiter. "Drastische Maßnahmen" müßten ergriffen werden. Ein großer Teil der 1990 angefallenen Restrukturierungskosten in Höhe von 321 Millionen Mark sind in den Computerbereich geflossen oder werden auf dem Umweg über die Rückstellungen noch diesen Weg nehmen.

Ein Geschäft mit großer Zukunft sind die Büro- und Informationssysteme für PKI offenbar nicht mehr. Wie es im Bericht des Vorstandes heißt, bleibt in der DV aufgrund zunehmender Hardware-Standardisierung wenig Raum für eigene Produktentwicklungen mit Alleinstellungsmerkmalen. Ohne genaue Zahlenangaben zu machen, teilt PKI mit, die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen in der DV seinen "entsprechend rückläufig".