"Karriere im Minenfeld": Angriff ist die beste Verteidigung

Personal-Manager empfiehlt: Intrigen am Arbeitsplatz gegensteuern

30.07.1999
Von Angelika Fritsche* Bücher über schmutzige Intrigen am Arbeitsplatz gibt es zuhauf. Publikationen über Mobbing finden reißenden Absatz. Eine ihrer eklatantesten Schwächen: Nachdem sie die menschliche Niedertracht in all ihren Facetten aufgelistet und analysiert haben, lassen sie den Leser allein. Der hat nur den Aha-Effekt, aber keine Hilfe, um sich zur Wehr zu setzen. Ganz anders geht der Amerikaner Blaine Pardoe in seinem Buch "Karriere im Minenfeld" vor.

Schon der Titel läßt erkennen, worum es dem Autor geht: "Karriere im Minenfeld" will seinen Lesern "subversive Strategien zur Selbstverteidigung am Arbeitsplatz" an die Hand geben. Pardoe, der als Personal-Manager für die größten amerikanischen Automobilkonzerne und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften arbeitete, bekennt gleich im Vorwort: "Ich war (...) im Schützengraben. Natürlich bin ich ebenfalls zur Zielscheibe geworden - und ein paarmal wurde ich getroffen, aber ich habe überlebt."

Mechanismen der Macht durchschauen lernen

Pardoe fordert seine Leser dazu auf, die Mechanismen der Macht durchschauen zu lernen und sich den Strippenziehern zu widersetzen. In einprägsam geschriebenen Losungen versucht er für versteckte Machtgefüge und Instrumente des Machtmißbrauchs zu sensibilisieren. Dazu zählt für ihn der Zugang zu Informationen, wie etwa zu "Ferngesprächsrechnungen" oder "E-Mail-Listen", die "sich hervorragend dazu eignen, um Mitarbeiter zu erpressen, zu überwachen und zu kontrollieren". In Checklisten zählt er typische Informationen auf, auf die "Bürospione" erpicht sind: von Budgets über Entwürfe bis hin zu Verträgen. Zugleich führt er seinen Lesern vor Augen, wie sie sich durch den naiven Umgang mit den neuen Medien ins Aus befördern.

Am Beispiel von Outsourcing oder Business Re-Engineering beschreibt der intime Kenner der Wirtschaftsszene, wie durch immer neue Management-Methoden Unternehmensstrukturen über Nacht auf den Kopf gestellt und Mitarbeiter an den Rand gedrängt werden. Durch das Outsourcing, so Pardoe, entstehe eine "wahrhaft interessante Situation": "Die Mitarbeiter der Fremdfirma besetzen oft Schlüsselpositionen und haben Zugang zur Macht, während sie sich gleichzeitig dadurch auszeichnen, daß sie keinerlei langfristiges Interesse am Erfolg ihrer Arbeit haben. Folglich ist ihr Interesse an der Büropolitik völlig frei von jeder Loyalität."

Die Leidtragenden sind, so seine Quintessenz, die festangestellten Mitarbeiter, die den Betrieben seit Jahren die Stange halten. Ihnen bleibe nichts anderes übrig, als sich ernsthaft mit den Machtspielen auseinanderzusetzen, um ihren Job zu behalten. Dabei beruft der Autor sich auf den griechischen Philosophen Plato: "Wer zu klug ist, um sich in der Politik zu betätigen, wird bestraft, indem er von denen regiert wird, die eigentlich zu dumm dafür sind."

An vielen Stellen übertreibt Pardoe maßlos, haut unnötig auf die Pauke. Dennoch lohnt sich die Lektüre, weil sie auf unterhaltsame Weise einen Einblick in miese Tricks aus der Geschäftswelt gibt - und tatsächlich skizziert, wie man zum Gegenschlag ansetzen kann.

Blaine L. Pardoe: "Karriere im Minenfeld. Subversive Strategien zur Selbstverteidigung am Arbeitsplatz." Campus Verlag 1999, 39,80 Mark, ISBN-3-539-36152-3.

*Angelika Fritsche ist freie Journalistin in Bonn.