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Peoplesoft zeigt Oracle erfolgreich die Zähne

18.07.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Peoplesoft stellt erneut unter Beweis, dass es dem Konkurrenten Oracle die geplante feindliche Übernahme so schwer wie möglich machen will. So steigerte der Anbieter betriebswirtschaftlicher Standardsoftware seinen Profit im zweiten Quartal 2003, erhöhte die Gewinnprognose für den laufenden Dreimonatsraum und steht kurz davor, den Kauf von J.D. Edwards abzuschließen.

Wie das in Pleasanton, Kalifornien, beheimatete Unternehmen bekannt gab, wurde im vergangenen Quartal ein Nettogewinn von 36,5 Millionen Dollar oder elf Cent pro Aktie erzielt. Peoplesoft verdiente damit 500.000 Dollar mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bereinigt um Sonderposten wies die Softwareschmiede einen operativen Profit von 14 Cent je Anteil aus und entsprach damit der mittleren Analystenprognose.

Die Einnahmen legten im Jahresvergleich um drei Prozent von 482,2 Millionen auf 497,4 Millionen Dollar zu. Dabei kletterten die Wartungserlöse von 171,3 Millionen auf 205,6 Millionen Dollar, die Serviceeinnahmen erhöhten sich um knapp eine Million auf 180,2 Millionen Dollar. Rückläufig waren dagegen die wichtigen Lizenzerlöse. Sie fielen mit 111,7 Millionen um 15 Prozent niedriger als im zweiten Quartal 2002 aus. Analysten hatten allerdings lange Zeit befürchtet, dass die drohende Übernahme durch Oracle den Lizenzumsatz deutlich stärker belasten werde. Peoplesoft hatte jedoch bereits Anfang Juli mitgeteilt, dass der Quartalsumsatz besser als ursprünglich erwartet ausfallen werde (Computerwoche online berichtete). Die Kalifornier räumten damals aber ein, dass über die Hälfte der im Laufe des Quartals verkauften Softwarelizenzen das "Customer Insurance

Program" enthielten. Im Rahmen dieses Kundenschutzprogramms versprach Peoplesoft den Käufern eine Entschädigung in Höhe des zwei- bis fünffachen Kaufpreises, falls das Unternehmen innerhalb eines Jahres übernommen und die Pflege der Programme vor Ende der regulären Frist eingestellt werde.

CEO Craig Conway wies nun außerdem Gerüchte zurück, dass die Oracle-Konkurrenten IBM und Microsoft Peoplesoft durch Softwarekäufe den Rücken gestärkt hätten. Auch die als "Stuffing the Channel" bekannte Methode sei nicht eingesetzt worden. "Die einfache Wahrheit ist, dass wir ein starkes Unternehmen sind", sagte Conway.

Die Kalifornier rechnen für das laufende Quartal mit einem Gewinn von 13 bis 14 Cent pro Aktie - bis zu zwei Cent mehr als bislang von den Analysten im Schnitt erwartet wurde. Die Einnahmen sollen saisonbedingt auf 470 bis 480 Millionen Dollar zurückgehen. Die Finanzexperten gingen bislang jedoch nur von durchschnittlich 470,8 Millionen Dollar aus.

Nachdem die US-amerikanischen Kartellbehörden am Montag den geplanten Kauf von J.D. Edwards genehmigt hatten (Computerwoche online berichtete), will die Softwareschmiede den Deal so schnell wie möglich über die Bühne bringen. Da das Übernahmeangebot an die JDE-Aktionäre am gestrigen Donnerstag um Mitternacht auslief, wird erwartet, dass Peoplesoft noch heute Vollzug meldet. (mb)