Oracles Angriffe behindern die Geschäfte

Peoplesoft will mehr vom deutschen Markt

25.06.2004
WIESBADEN (CW) - Peoplesoft-Chef Craig Conway hat SAP den Kampf angesagt. Angesichts der unumstrittenen Position von SAP als Nummer eins im Markt für Geschäftsapplikationen und der anhaltenden Übernahmequerelen mit Oracle scheint das Gelingen dieser Pläne jedoch mehr als zweifelhaft.

"Es gefällt mir sehr gut in Deutschland", begann Conway seine Keynote zum Leadership Summit am 17. Juni in Wiesbaden. "Ich denke darüber nach, mir ein Haus in Walldorf zu kaufen." Diese Anspielung auf SAP macht deutlich, wo der US-amerikanische Anbieter von Business-Software derzeit seinen Hauptkonkurrenten lokalisiert.

Vor acht Jahren sei SAP rund achtmal so groß gewesen wie Peoplesoft. Inzwischen habe sich der Unterschied auf den Faktor zwei reduziert. Der Peoplesoft-Chef vergleicht die derzeitige Situation zwischen SAP und Peoplesoft mit dem Konkurrenzkampf zwischen Boeing und Airbus. Vor 30 Jahren hätte niemand gedacht, gegen Boeing konkurrieren zu können. Das habe jedoch Airbus auf eindrucksvolle Weise geändert. Das Gleiche könne Peoplesoft gegen SAP gelingen. Auf das zweifelnde Geraune im Publikum antwortete Conway: "Ich verspreche es."

Als entscheidenden Wettbewerbsvorteil sieht Conway die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit seiner Software. Das habe auch SAP erkannt. Anfang des Jahres habe er eine Rede vor deutschen CIOs über dieses Thema gehalten, berichtet der CEO. Kaum zwei Monate später habe SAP-Chef Henning Kagermann die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der SAP-Lösungen anlässlich seiner Keynote zur Kundenveranstaltung Sapphire in den Vordergrund gestellt.

Übernahmekampf kostet Kunden

Die aktuelle Entwicklung spricht jedoch gegen Peoplesoft. Während die Konkurrenten SAP und Oracle zuletzt gute Zahlen präsentierten, legte Peoplesoft ein eher schwaches Quartalsergebnis vor. Experten gehen davon aus, dass unter anderem die Übernahmequerelen mit Oracle im Markt ihre Spuren hinterlassen. So gelang es beispielsweise SAP in den USA, seinen Umsatz im ersten Quartal 2004 um 44 Prozent auf 103 Millionen Euro zu steigern.

Die Peoplesoft-Verantwortlichen betonen derweil, dass der Umsatz außerhalb der USA bereits fast die Hälfte der Gesamteinnahmen ausmacht. Doch auch hier ist der Wettbewerb hart. Stefan Höchbauer, Peoplesoft-Chef in Deutschland, charakterisiert den hiesigen Markt als einen Verdrängungswettbewerb: "Dem müssen wir uns stellen." Hoffnungen setzt er auf die Ausbaufähigkeit des J.D. Edwards-Geschäfts. Diesen Anbieter hatte Peoplesoft 2004 geschluckt.

Um der SAP näher zu rücken, wird Peoplesoft auch Neukunden gewinnen müssen. Derzeit arbeiten in Deutschland rund 300 Unternehmen mit Peoplesoft-Software. Doch auch hier herrscht Unsicherheit. "Wir machen uns schon Sorgen, was zwischen Oracle und Peoplesoft passiert", berichtet beispielsweise Josef Ritter, Geschäftsführer von Burda Ciscom. Man sei zwar nicht aufgeregt, ergänzt Werner Leimbach von Daimler-Chrysler. Allerdings habe CIO Sue Unger im vergangenen Jahr bei Oracle-Chef Lawrence Ellison angerufen, nachdem dieser getönt hatte, die Peoplesoft-Produkte einstampfen zu wollen. Dabei habe Ellison einiges gerade rücken müssen, erzählt der Daimler-Chrysler-Manager. (ba)