Größter Unsicherheitsfaktor ist die konjunkturelle Talfahrt

Peoplesoft findet zu alter Stärke zurück

09.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Nach der SAP AG und Invensys/Baan hat jetzt auch der US-Rivale Peoplesoft solide Quartalszahlen gemeldet. Der Anbieter von ERP-Software fand unter der Führung des ehemaligen Oracle-Managers Craig Conway zu alter Stärke zurück, muss aber nun die Auswirkungen der nachlassenden Konjunktur fürchten.

Die starke Nachfrage nach der neu entwickelten, Internet-basierten Version der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware "Peoplesoft 8" bescherte dem Softwarehaus aus dem kalifornischen Pleasanton volle Auftragsbücher im vierten Quartal 2000. Chief Executive Officer (CEO) und President Craig Conway eröffnete der Presse, innerhalb von vier Monaten seien mehr als 1000 Bestellungen für die weitgehend neu entwickelte ERP-Suite eingegangen.

Das Nettoergebnis stieg denn auch im Vergleich zum allerdings schwachen Vorjahreszeitraum um 273 Prozent von elf auf 41 Millionen Dollar, der Umsatz kletterte übers Jahr um 34 Prozent auf 498 Millionen Dollar. Überproportional stark konnte Peoplesoft das Lizenzgeschäft steigern, das gegenüber dem vierten Quartal 1999 um 73 Prozent auf 165 Millionen Dollar zulegte. Im gesamten Geschäftsjahr 2000 setzte Peoplesoft 1,74 Milliarden Dollar bei einem Nettoprofit von 145,7 Millionen Dollar um.

Angesichts der guten Zahlen fragen sich Analysten, ob Peoplesoft sein Wachstumstempo in konjunkturell schwierigen Zeiten halten kann. Chuck Phillips, Softwareanalyst bei Morgan Stanley Dean Witters, nahm seine Kaufempfehlung für die bereits hoch bewertete Softwareschmiede zurück. Er erwarte nicht, dass Peoplesoft in diesem Jahr ähnlich erfolgreiche Lizenzgeschäfte abschließen werde wie 2000. Die Einnahmen aus Services und Beratung nähmen in Relation zum Lizenzgeschäft überproportional zu - damit reduzierten sich die Gewinnmargen.

Andere Auguren missbilligen die mäßige Internationalisierung des Konzerns: Mit einem Geschäftsanteil von über 70 Prozent ist Peoplesoft eng an den kriselnden US-Markt gebunden.

In den USA muss sich das Unternehmen im Markt für Web-basierte ERP-Anwendungen neben SAP vor allem mit Oracle und dessen Applikationspaket "Oracle 11i" auseinander setzen. Die Company von Larry Ellison verzeichnete im letzten Quartal bei den betriebswirtschaftlichen Anwendungen mit 776 Millionen Dollar einen deutlich höheren Umsatz als Peoplesoft und legte gegenüber dem Berichtszeitraum des Vorjahres ein Wachstum von 66 Prozent bei den Lizenzeinnahmen auf 279 Millionen Dollar vor.

Befragt nach dem Konkurrenten, erklärte Ellison: "Wir sehen Peoplesoft nirgends - außer in Anzeigen im ,Wall Street Journal''." Möglicherweise wird der Oracle-Boss schon bald eines Besseren belehrt: Mitte des Jahres wird Peoplesoft Software für den boomenden Customer-Relationship-Management- (CRM-)Markt herausbringen. Die Produkte stammen von der übernommenen Softwarefirma Vantive und sollen in Peoplesoft 8 integriert werden.