Pentium-Nachfolger P6 soll in zwei Wochen praesentiert werden Intel stellt Plaene fuer kommende CPUs vor und gibt sich offener

10.02.1995

MUENCHEN (CW) - Aus der Pentium-Affaere hat die Intel Corp. offenbar gelernt, in welche Dimensionen sich ein oeffentliches Aergernis auswachsen kann. Um in Zukunft nicht noch einmal vorgefuehrt zu werden, hat sich der Prozessormonopolist zu einer Aenderung seiner Publizierungsstrategie durchgerungen. Ausserdem gab er die Plaene fuer die naechsten Prozessorgenerationen bekannt.

Intel verlangt zwar auch in Zukunft Unternehmen oder Einzelpersonen sogenannte Nondisclosure-Abkommen, also Stillschweigevereinbarungen, ab. Dies gilt zumindest fuer das Fruehstadium der Prozessorentwicklung.

In zwei Punkten modifiziert Intel jedoch bisheriges Geschaeftsgebaren: Das Unternehmen wird nicht mehr versuchen festzulegen, ob jemand "ueber einen Fehler informiert werden sollte oder nicht". Zweitens wird es Fehlerlisten, sogenannte Errata, von nun an vierteljaehrlich veroeffentlichen.

Als Reaktion auf die Power-PC-CPU sowie fuer 1995 zu erwartende Pentium-Konkurrenzchips von AMD und Cyrix duerften Intels Ankuendigungen fuer eigene Weiterentwicklungen zu werten sein: Am 16. Februar soll der Pentium-Nachfolger "P6" vorgestellt werden. Der erste Chip dieser Klasse wird Unternehmensangaben zufolge mit 133 Megahertz getaktet sein.

In der zweiten Haelfte des Jahres 1995 soll ausserdem ein Pentium- Derivat, der "P55C", das Licht der DV-Welt erblicken. Mit 2,5 Volt wird diese CPU die niedrigste Stromaufnahme aller Intel- Prozessoren aufweisen. Allerdings werden die mit 133 oder 150 Megahertz getakteten zwei Varianten des P55C auch die 3,3-Volt- I/O-Schnittstelle unterstuetzen. Die CPU benoetige aber ein neues Sockeldesign, sagten Insider. Spaeter werde Intel weitere P55C- Chips mit unterschiedlichen Taktfrequenzen anbieten.

Ein "P55CT"-Chip, der dem Aufbau des P6 entsprechen und auch aehnliche Charakteristika aufweist wuerde, jedoch in den P55C-Sockel passe und als Aufruest-CPU positioniert werde, koennte im Fruehjahr 1997 auf den Markt kommen.

Jetzt schon im Test bei einigen PC-Herstellern ist ein mit 120 Megahertz getakteter 3,3-Volt-Pentium mit Codenamen "P54CS". Dessen Massenfertigung sei fuer den Sommer 1995 angepeilt. Bei diesem Prozessor soll es sich um eine kleinere Variante des "P54C" handeln. Die hoehere Taktrate allein duerfte den Chip aber nicht attraktiver machen: Er dockt naemlich nur mit 60 Megahertz an den PCI-Bus an. Die bereits verfuegbaren 100-Megahertz-Varianten des Pentium klinken sich demgegenueber mit 66 Megahertz an das Bus- Subsystem an. Auch nutzt der neue Prozessor nach den vorliegenden Informationen die maximale Geschwindigkeit von 33 Megahertz, mit denen Daten auf dem PCI-Bus transportiert werden.