PCS in der Mauser

16.05.1986

Unter der Überschrift "Eine Silicon-Valley-Geschichte im Münchner Süden berichtete die "Süddeutsche Zeitung" vor wenigen Monaten über die Firma PCS Periphere Computer Systeme. "Das ehemalige Systemhaus hat sich zu einem vielbeachteten Computerhersteller gemausert", stellte die SZ fest. Und in einer Bildunterschrift hieß es zu den PCS-Gründern Georg und Eberhard Färber: "Wollen den Großen Paroli bieten."

Unter der Überschrift "Marktwirtschaft ist Vielfalt" schrieb Wolfgang Kartte, Präsident des Bundeskartellamtes, in dem Mittelstandsmagazin "erfolgreich selbständig" (Nr. 4/1986) zum Konzentrationsprozeß in der Wirtschaft: "Der Schwächere hat Anspruch darauf, daß wir ihm machtbedingte Behinderungen und Diskriminierungen vom Leibe halten. Wir müssen dies schon deshalb tun, um wettbewerbliche Vielfalt zu sichern. Einfach die Macht zu

leugnen . . . oder darauf zu setzen, daß irgendwann der Markt es schon richten werde, wird dem Anspruch an die soziale Marktwirtschaft nicht gerecht. Wer will dann noch selbständiger Unternehmer werden?"

Der DV-Hersteller, der sich als "der Größte unter den Kleinen im Computerbau in der Bundesrepublik" bezeichnete (SZ), mag sich seinen Reim auf diese Frage machen. Die Färber-Brüder mußten PCS-Anteile verkaufen. Mehrheitsgesellschafter wurden die Mannesmänner (siehe auch Seite 1).

Die Münchner haben den Durchbruch mit eigener Kraft nicht geschafft. Die Ursachen sind gewiß weniger in der Technik zu suchen als vielmehr in dem, was die PCS-Chefs das "Glaubwürdigkeitsproblem kleiner deutscher DV-Unternehmen" nennen.

Kein Fall, mangels Masse, für den Kartellbeamten Kartte - eher einer für den Mittelstands-Kolumnisten gleichen Namens (siehe Vielfalt). Der DV-Markt Bundesrepublik ist bekanntlich "very competitive": Man kann Computer bei allen möglichen Anbietern kaufen, wichtig ist nur, daß diese entweder eine Lizenz von IBM haben oder sich beim Kopieren von IBM-Software nicht erwischen lassen.

Unter der Überschrift "Die Vision des Carlo de Benedetti" orakelte die COMPUTERWOCHE in Nr. 18 vom 2. Mai 1986: Die DV-Industrie entwickelt sich dahin, daß nur die Großen überleben werden. " Was die Chancen der PCS betrifft, so ist klar, daß die Halbschwestern Kienzle, Rexroth und Demag Unix-Rechner brauchen. Die Mannesmänner werden's schon richten.

Kein Fall, wie gesagt, für Kartte - nur sollten die Anwender aufpassen, daß sie nicht eines Tages in die Röhre gucken. Und das hat nun wiederum gar nichts mit PCS zu tun.