IBM-kompatible Hersteller stecken schwer ein:

PCM-Markt gerät zunehmend unter Druck

23.11.1984

FRAMINGHAM (CW) - Einen neuen Beweis, daß der PCM-Markt in den letzten Zügen liegen könnte, sehen Marktbeobachter in der Tatsache, daß die Storage Technology Corporation, kurz: StorageTek, den Gläubigerschutz nach Chapter eleven anmelden mußte. Erst kürzlich hatte sich Control Data aus dem Geschäft mit IBM-kompatiblen Plattenspeichern zurückgezogen.

Dem PCM-Markt wurde schon oft das Ende vorhergesagt, aber es gibt ihn noch immer. Vor rund fünf Jahren machten ähnliche Gerüchte die Runde, als die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Intel Corporation ihre IBM-kompatible Prozessor-Produktion an die National Semiconductor veräußerte. Und auch Control Data zog sich schon einmal aus dem PCM-Markt zurück. Ende 1981 stellte das Unternehmen die Auslieferung ihrer 4300-kompatiblen Rechner-Serie Omega ein. Dies erregte damals jedoch kein besonderes Aufsehen, war doch diese Rechner-Serie kein erfolgreiches Produkt und, von CDC auch eingeräumt, nur vermarktet worden, um die hauseigenen IBM-kompatiblen Peripherie-Produkte zu verkaufen.

Der jetzt erfolgte zweite Rückzug von CDC ist nach Meinung der COMPUTERWORLD aus diesem Marktbereich umso überraschender. Er ist wohl auf eine Reihe von Problemen mit der IBM 3380-kompatiblen Plattenstation zurückzuführen. Aber nicht nur die Kunden von Control Data waren bestürzt. Auch die eigene Vertriebsmannschaft hatte wohl keine Ahnung davon, daß das Unternehmen den Peripherie-Bereich auflösen würde.

Ein weiterer Hersteller IBM-kompatibler Peripherie, Memorex, wurde 1982 von Burroughs aufgekauft. Doch änderte dies kaum etwas an der Geschäftspolitik von Memorex. Das Unternehmen blieb ein Lieferant IBM-kompatibler Produkte. Die Situation könnte sich jedoch ändern, glaubt man verschiedenen Branchenexperten.

Vor allem die immer höher werdenden notwendigen Ausgaben für die Forschung und Entwicklung von IBM-kompatibler Peripherie, könnte Memorex in Schwierigkeiten bringen.

Andererseits sieht das Unternehmen durch den Ausstieg von CDC und das StorageTek-Debakel jetzt Chancen, seine Position auf dem Markt zu konsolidieren.

1983 geriet die Magnusson Computer Corp. in die Schlagzeilen, als sie unter "Chapter 11" Schutz vor den Gläubigen beantragte. Kurz darauf wurde das Unternehmen von der Storage Technology Corp. übernommen und in deren Global Ultimacc Systems Inc. integriert. Das Interessante an diesem Engagement dürfte wohl die Tatsache sein, daß StorageTek Magnussons letzter und - so behaupten Insider auch einziger Kunde war.

Gleichzeitig unternahm StorageTek weitere Anstrengungen, um in Zukunft im PCM-Markt eine dominierende Rolle zu spielen. Gemäß einem Abkommen, entworfen von der Smith Barney Harris Upham & Co., sollte das Unternehmen 20 Millionen Dollar auftreiben. Geplant war die Entwicklung einer auf CMOS basierenden Prozessor-Linie in VLSI-Technik. Doch das Projekt scheiterte bereits nach wenigen Monaten.

In den letzten beiden Jahren gab es eine Reihe weiterer "Aktivitäten" im PCM-Markt. Technische Probleme mit dem fehlertoleranten Dualprozessor 4480 brachten IPL Systems an den Rand einer Katastrophe. Doch scheint das Unternehmen gesichert, da zur rechten Zeit ein Abkommen mit AT&T vereinbart werden konnte.

Gene Amdahls Trilogy Ltd. warf das Handtuch im PCM-Markt, nachdem die Probleme bei der Wafer-Skale-Produktion nicht in den Griff zu bekommen waren und zu wiederholten Verzögerungen in ihrem Mainframe-Projekt führte.

Die Amdahl Corp. gerät immer mehr in den Einfluß des japanischen Elektronik-Giganten Fujitsu. Nachdem sich Fujitsu mit einer Mehrheitsbeteiligung beim PCM-Hersteller einkaufte, sind die Japaner jetzt mit ihrer Supercomputer-Serie via Amdahl auf dem US-Markt präsent.

Die Cambex Corp., vielleicht der einzige Hersteller IBM-kompatibler Produkte, der in den letzten zwei Jahren nicht in Schwierigkeiten geriet (möglicherweise weil er so unbedeutend ist) straffte ihr Angebot, bietet aber weiterhin eine 4300-kompatible Serie an.

Der PCM-Markt ist also durchaus noch nicht am Ende, er ist nur in Bewegung. Und welche Aktivitäten die einzelnen Hersteller unternehmen, werden die nächsten Monate zeigen.