Pay-TV ueber das analoge Telefonnetz Italienische Stet schmiedet am neuen Multimedia-Monopol

30.09.1994

ROM (vwd) - Auch in Italien beginnt man allmaehlich, sich fuer den Weg ins neue Informationszeitalter zu ruesten. Die roemische Staatsholding IRI SpA strebt ueber ihre Subholding Stet SpA sowohl die technische Systemfuehrerschaft im inlaendischen Multimedia-Markt als auch eine tragende Rolle als Global Player an.

Installiert und von Stet betrieben werden soll ein konkurrenzfaehiges integriertes multimediales Kommunikationsnetz, dem auch die Sendeanlagen der staatlichen Rundfunkgesellschaft RAI einverleibt werden sollen. Die Kosten des Projekts, das allerdings noch einen entsprechenden politischen Konsens erfordert, werden (ohne Glasfaserverkabelung) auf mehr als 30 Billionen Lire veranschlagt.

Der nach dem Regierungswechsel in Rom neu formierte RAI-Vorstand befuerwortet inzwischen den Transfer der eigenen rund 7600 Sendeanlagen an Stet. Allerdings verhandele man derzeit noch, wie Stet-Verwaltungsratsmitglied Ernesto Pascale betonte, der auch die Ministerpraesident Berlusconi gehoerende Fininvest (Eignerin von drei nationalen TV-Kanaelen) als kuenftigen potentiellen Kunden von Stet sieht.

Fuer die Glasfaserverkabelung eines "Sekundaernetzes" setzt Pascale drei Billionen Lire an. Wolle man jeden Haushalt verkabeln, komme man auf etwa 60 Billionen Lire. Dieser Aufwand ist jedoch nach Ansicht des Stet-Verantwortlichen nicht nur angesichts der extrem hohen Verschuldung der IRI unrealistisch. Daran aendere auch die geplante Privatisierung des IRI-Telecom-Sektors nichts; ob Stet oder ihre Tochter Telecom Italia privatisiert werden sollen, ist bekanntlich noch nicht entschieden. Auch ohne die nicht unbedingt erforderliche Verlegung von Glasfaseranschluessen bis in jede Wohnung muessen jedoch fuer das integrierte Telecom-Strukturprojekt nach Schaetzung von Experten innerhalb von fuenf bis sechs Jahren mindestens die genannten 30 Billionen Lire investiert werden.

Italien ist, mit Ausnahme analoger Telefonleitungen, nicht verkabelt. Der TV-Empfang erfolgt ueber Hausantenne oder Satellitenschuessel. Dass es auch ohne Glasfaser geht, soll ein gemeinsames Pilotprojekt von Stet und der US-Telefongesellschaft Bell Atlantic zeigen. Das mit "Stream" betitelte Joint-venture startet Ende des Jahres mit der Umruestung von rund 1000 Privathaushalten in Rom und Mailand. Dabei ist vorgesehen, mit Hilfe einer speziellen Komprimierungstechnik

(Asynchronous Digital Subscriber Loop = ADSL) Dienste wie Pay-TV und Video on demand ueber das herkoemmliche Telefonkabel zu realisieren.