nomen est omen:

PAN hilft beim Suchen auf die Sprünge

21.01.1983

GLATTZENTRUM (sg)- Software-lngenieure von NCR (Schweiz) machten sich die Gesetze der Sprachentwicklung zunutze und entwickelten einen Programmbaustein, der zum Beispiel dazu benutzt werden kann, große Computerdateien rasch nach ähnlich lautenden Namen abzusuchen. Wie einst die Griechen, die wenn sie ein Schaf ihrer Herde vermißten, PAN anriefen, nennen die NCR Ingenieure ihr phonetisches Suchverfahren.

PAN orientiert sich an der Tatsache, daß unsere Sprachen sich nach ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten aus Ursprachen (Sanskrit, Griechisch, Latein) entwickelt haben. Und wie die Sprachwissenschaftler dazu feststellten, gelten dieselben Entwicklungsprinzipien auch heute noch für die meisten modernen Sprachen und Dialekte. So besagt zum Beispiel eine wichtige Regel der Sprachentwicklung, daß sich die Vokale in einem Wort mit der Zeit ändern, nicht aber die Konsonanten.

Streicht man beispielsweise aus dem Wort "Mutter" in verschiedenen Sprachen (Mutter, Mather, Mater, Madre, Modar, Mother, Müter, Müther) alle Vokale und bei Doppelkonsonanten den zweiten Buchstaben, so wird aus Mutter, MTR; Mater MTR; Modar MDR; usw. Wenn man dann noch gleichartige Konsonanten umwandelt zum Beispiel D in T und B in P so sieht man, daß alle Schreibweisen von Mutter nach der Umwandlung gleich lauten, nämlich MTR.

Es liegt daher nahe, den Zeichenfolgen nach der Umwandlung numerische Werte zuzuordnen, die ein Computer zusätzlich zum Namen abspeichern kann, zum Beispiel für Mutter 930. So kann man später suchen, ob in der Datei ein Name existiert, der die gleiche Nummer hat. Für das Umrechnen eines Namens gibt es Lösungsansätze in der Wiener Phonetik, der Kölner Phonetik oder im Russel-Soundex-System, um nur einige zu nennen.

PAN verwendet ähnliche, aber verfeinerte Methoden. Es wurde für den deutschen Sprachbereich entwickelt, mit Berücksichtigung seiner Dialekte. Das Suchverfahren soll sich mit minimalem Zeitaufwand in bestehende oder neue EDV-Applikationen integrieren lassen und leistet nach Angaben von NCR in der Schweiz bereits einigen Anwendern gute Dienste, beispielsweise dem Kanton und der Stadt Schaffhausen: Dort möchte man vor allem für die Abfrage der zentral gespeicherten Adressdaten nicht mehr ohne diese Suchhilfearbeiten, erzählt NCR stolz.

Aber auch beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf, das im Rahmen seiner humanitären Arbeit häufig Menschen mit zungenbrecherischen Nahmen in allen möglichen Sprachen der Welt sucht, werde mit dem NCR-Verfahren gearbeitet.