Outsourcing: Der Mittelstand ziert sich

04.11.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Für Outsourcing-Anbieter ist der Mittelstand ein schwieriges Pflaster. Auf der Systems 2003 in München erörterten vier Experten im Rahmen der Dikussionsrunde "Outsourcing: Wann lohnt es sich für den Mittelstand?" die Gründe für den mangelnden Zuspruch sowie die Chancen und Risiken von Auslagerungsprojekten.

Marktdaten belegen, dass der deutsche Mittelstand vergleichsweise wenig IT-Dienste von externen Service-Providern bezieht. Laut Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung (IFM) aus Bonn trugen Firmen mit zehn bis 499 Mitarbeitern knapp 50 Prozent zur Wertschöpfung aller Unternehmen in Deutschland bei. Dagegen stammen nur 30 Prozent der gesamten in Deutschland erbrachten Outsourcing-Umsätze von mittelständischen Auftraggebern, das ergab eine Erhebung des Marktforschungshauses Pierre Audoin Consultants (PAC) aus München. "Angesichts einer mittelständisch geprägten deutschen Wirtschaft ist das wenig", schrieben die PAC-Experten in ihrer Analyse.

Die Diskussionsrunde auf der Systems 2003 von rechts nach links: Thomas Gebhardt, CIO und Geschäftsführer Application Hosting, TDS AG, Neckarsulm; Niels Fischer, Mitglied der Geschäftskeitung, Schickler Beratungsgruppe aus Hamburg; Bernd Finkenzeller, Leiter Controlling und DV bei Leebfolien, Memmingen; Gerald Münzl, Leiter Marketing Strategic Outsourcing bei der IBM Deutschland GmbH. Foto: uk 

Bekanntermaßen ist Deutschland im Vergleich zu angelsächsischen und skandinavischen Ländern allgemein kein Outsourcing-Eldorado, doch der Mittelstand tut sich offenbar besonders schwer mit der Auslagerung. "Deutsche Anwender sind konservativer als ihre Kollegen in anderen Ländern", meinte Thomas Gebhardt, CIO und Geschäftsführer Application Hosting beim IT-Dienstleister TDS AG aus Neckarsulm. "Vielfach herrscht in den Unternehmen die Sorge vor, dass Outsourcing mit Stellenabbau einhergehe." Niels Fischer, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Schickler Beratungsgruppe aus Hamburg, hält die zögerliche Haltung für einen Fehler: "Der Mittelstand nutzt die sich ihm bietenden Chancen noch nicht ausreichend. Er verharrt auch in schwierigen Zeiten in seinen Strukturen."

Der Grund für das geringe Interesse liegt oftmals in der hierarchischen Organisation, denn derart weit reichende Entscheidungen werden in der Regel auf Geschäftsführungsebene gefällt, doch IT-Themen stehen selten auf der Tagesordnung der Unternehmenslenker. Das bestätigte auch Bernd Finkenzeller, Leiter Controlling und DV bei Leebfolien, Memmingen, einem mittelständischen Hersteller von flexiblen Verpackungen mit rund 180 Mitarbeitern: "Unsere Geschäftsleitung beschäftigt sich gar nicht mit IT."