Auch Charlie Bass setzt auf Open-Systems-Interconnection-Protokolle:

OSI-Software verbindet Ethernet mit Token-Ring

23.05.1986

SCOTTS VALLEY/KALIF. (CWN) - Die Anbindung von Ethernet-LANs an das IBM-Token-Ring Netz hat jetzt nach eigenen Aussagen die in Kalifornien ansässige Touch Communications Inc. mit der Entwicklung eines Softwareproduktes realisiert. Dieses soll mit den Schichten zwei bis sieben des OSI-Modells (Open Systems Interconnection) von ISO (International Standards Organization) kompatibel sein.

Die Kommunikationssoftware, die kürzlich auf einem Treffen der MAP/TOP-Benutzervereinigung (Manufacturing Automation Protocol/Technical and Office Protocol) demonstriert wurde, soll jedoch nicht vor dem Spätsommer der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Als sehr vielversprechend bezeichneten einige Branchenbeobachter die Neuentwicklung; sie ermögliche, sämtliche installierten Ethernet-LANs mit dem immer populärer werdenden IBM-Token-LAN zu verbinden. Sie räumen allerdings ein, daß die Software, bevor die größeren Hersteller nicht mit OSI-kompatiblen Netzprodukten auf den Markt gekommen sind, nur wenige Anwender finden wird. Jedoch würden die Anstrengungen von Touch Communications, die unterschiedlichen LANs Ethernet und Token-Ring miteinander zu verbinden, die Bemühungen um TOP vorantreiben. Bei TOP handelt es sich um ein Set von Standards, das die Kommunikation unterschiedlicher Bürogeräte über ein einziges Netz ermöglichen soll. Über mehrere Jahre hinweg förderte die Boeing Computer Services Co. die Entwicklung dieses Standards für Büronetze der auch auf OSI-Spezifikationen basiert.

Mit einer Mannschaft von 16 Mitarbeitern und einem Venture-Capital von 3,5 bis 4 Millionen Dollar führte das 14 Monate junge Unternehmen das Projekt durch. Die Spitze von Touch Communications bekleidet Charlie Bass, Mitbegründer von Ungermann-Bass.

Die Touch-Entwicklung unterstützt eigenen Aussagen zufolge bezüglich der Netz-Schnittstelle verschiedene Anwender. Gegenwärtig arbeite die Software mit IBM-PC-Steuerkarten, die von Big Blue, Te-Produkt auf einem IBM PC AT, der dann als Router zwischen einem Ethernet-System und einem Token-Ring-Netz fungierte.

Der Router sei in der Lage, den Zeitpunkt für die Übertragung von Informationen von einem Netz in das andere zu bestimmen. Des weiteren kann er, Touch zufolge, die unterschiedlichen Betriebsgeschwindigkeiten von Ethernet- und Token-Ring-LAN ausgleichen. Auch besitze er eine interne "Store-and-forward-Fähigkeit". Wenn man beispielsweise Daten vom Token-Ring zum Ethernet sendet, werden diese Pakete zuerst vom Token-Ring weggeschickt, im Router zwischengespeichert und dann an Ethernet weitergeschickt.

In Seattle wurden auch eine Workstation von Sun Microsystems und zwei IBM PC ATs im Verbund mit Ethernet gezeigt. Einer der ATs wurde mit Hilfe einer von Boeing Computer Services und Industrial Networking Inc. entwickelten Kommunikationssoftware an Ethernet angebunden. Der zweite AT lief unter Touch-Software.

Zwei weitere IBM PC ATs wurden mit dem Token-LAN verbunden, der erste PC mittels einer Netz-Adapter-Karte von Texas Instruments, die zweite wurde über eine normale IBM-Token-Ring-Netzkarte an den Ring angeschlossen.