MÜNCHEN (CW) - Jährlich steigt das DV-Budget um ein Viertel an, zusätzliche Leistungen indes kann der DV-Leiter dem Management gegenüber nur selten schwarz auf weiß belegen. Argumente sowie Methoden und Verfahren dazu stellten nun EDV-Controller auf der CSE-Anwender-Forumsreihe "Informationssystem-Controlling" bereit.
Ohne hochentwickelte Informatik ist kaum noch ein Unternehmen wettbewerbsfähig. Doch neue Technik muß sich auch rechnen: Informationssystem-(IS-)Controlling avanciert zum bestimmenden Wettbewerbsfaktor. Bei den Voraussetzungen dafür - kompatible Unternehmensstrategien und Informatikpläne - hapert es bislang, war ein Ergebnis des jährlichen CSE-Forums.
Professor Kurt Nagel nahm die Führungszirkel in die Pflicht: "Man kehrt die Treppe von oben". Die Unternehmensführung müsse zunächst einmal dem DV-Verantwortlichen die Unternehmensziele und Erfolgsfaktoren verdeutlichen. Gleichzeitig rief der IBM-Chef-Berater aus Herrenberg die Datenverarbeiter zu mehr Selbstbewußtsein beim Rollenwandel vom Techniker zum Manager auf: "Stellenbeschreibungen gehören der Vergangenheit an." Jahrelang bewältigte die DV Massenarbeiten. Nun ermöglichen organisationsübergreifende Informationssysteme strategische Anwendungen. Zu dieser Aufgabe gehöre es, daß der DV-Leiter die Verantwortlichkeiten dieser neuen Rolle ausfülle und "nach oben" transparent mache.
Argumente gewinnt er - aus einer sinnvoller Symbiose zwischen strategischen Muß-Investitionen und wirtschaftlichen Vorgaben. DV und Kostenrechnen wachsen zusammen, Berührungsängste flachen ab, der "Erbsenzähler" wandelt sich in einen Lotsen. "DV-Verantwortliche können Kontrolle nun mit C schreiben", pointierte Rainer Bußmann, Bereichsleiter Informatik bei der Unternehmensberatung Coopers & Lybrand in Frankfurt. Er beobachtet den zunehmenden Trend von der Return-of-Investment- zur strategischen Nutzenbetrachtung.
Für den Chef-Organisations-Controller Jürgen Weidner bedeutet deshalb die Dienstleistung Informationssystem-Controlling "Moderation und Koordination". Der Abteilungsdirektor betreibt sie bereits im Vorstandsbereich Informationssysteme der Volksfürsorge Versicherungsgruppe in Hamburg.
Traditionelle Reibungsverluste zwischen Technikern und Kaufleuten lassen sich künftig vermeiden. Allerdings müßten, betonte Professor Helmut Krcmar, operative und strategische Aufgaben zwischen DV, IS-Controlling und dem Zentral-Controlling klar abgegrenzt sein.
Weiterhin gilt für dein Wirtschaftsinformatiker aus der Universität Hohenheim die Produktorientierung für das IS-Controlling als notwendiger Erfolgsfaktor. Um aus der engen projektgebundenen Sicht herauszutreten, sei es notwendig, den gesamten Lebenszyklus einer DV-Anwendung zu betrachten. Schließlich könne Software-Wartung ebenso ins Geld gehen wie ihre Weiterentwicklung, sekundierte Zbynek Sokolovski. Hier steuernd und planend einzugreifen, findet der Leiter des Referats Kostenanalysen der Dresdner Bank in Frankfurt als eine vordringliche Aufgabe des IS-Controlling.
Auch der Faktor "Zeit" ist in wettbewerbsintensiven Nachfrage-Märkten zu einer kritischen Controlling-Größe geworden. Das "Break-even-Time"-Modell von Hewlett-Packard unterstützt einen möglichst frühen Auftritt eines Produkts. "Sechs Monate zu spät auf dem Markt, und ein Drittel des Gewinns geht an Mitbewerber verloren", führte Herbert Reiß, Leiter Gesamt-Software-Entwicklung in Böblingen, vor Augen.
Was bisher für die traditionelle DV galt, trifft nun in besonderem Maß für die Telekommunikation zu: Am Zusatznutzen von Investitionen in diese Technologie wird gezweifelt.
Dabei lassen sich mit ihr künftig nicht nur Anteile wahren und Marktlücken besetzen. "Mittels Arbeitsteilung können wir wirtschaftliche Potentiale erschließen", wies Dirk Nouvortne vom Gerling Konzern die Richtung. Unternehmen lagern dabei jenen technischen Ballast, der sie bislang von Kerngeschäftsfeldern ablenkte, zu spezialisierten Dienstleistern aus. Diese Netzbetreiber böten schließlich kostengünstigeren Kommunikationstechnologie-Service als die Bundespost an.
Die Rolle des Rationalisierers, so der Konsens zwischen den Teilnehmern des CSE-Forums, ist für DV-Chef wie Controller ausgespielt. Vernetztes Denken ist gefordert: "Visionen lassen sich nicht rechnen", proklamierte Michael Doranth, Chef-Controller der Bayerischen Landesbank, sind aber für ein zukunftsorientiertes Management unerläßlich".