Neuer CEO stellt ehrgeizige Strategie vor

Orange schaltet jetzt einen Gang höher

04.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Solomon Trujillo, CEO von Orange, hat drei Monate nach seinem Amtsantritt die neue Strategie des Unternehmens vorgestellt. Partnerschaften, ein klarer Fokus auf Geschäftskunden und mehr Datendienste sind die drei Säulen, auf die der Mobilfunkanbieter sein künftiges Wachstum baut.

"Sie werden eine neue Orange sehen" versprach Trujillo. Bei dem Konzept, das er und sein neues Management-Team dem Unternehmen verschrieben haben, handelt es sich um ein ganzes Bündel an ehrgeizigen Maßnahmen, das der Chef des drittgrößten europäischen Mobilfunkanbieters am 24. Juni der Öffentlichkeit vorstellte.

Für die Landesgesellschaften beispielsweise lautet die Parole: Wer nicht bis 2005 mindestens die Nummer zwei ist oder 20 Prozent Marktanteil hält, ist draußen. Gleichzeitig wurden die finanziellen Zielvorgaben ordentlich hoch geschraubt. Für dieses Jahr hält Trujillo daran fest, den Umsatz um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr (17,1 Milliarden Euro) zu steigern. Ab nächstem Jahr reichen solche Wachstumsraten dem neuen Chef nicht mehr - dann muss der Anstieg deutlich stärker ausfallen. Gleiches gilt für den Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) - 2003 wird hier ein Wert von mindestens 6,2 Milliarden Euro angepeilt nach 5,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Danach soll das Ebitda jährlich um nicht weniger als 15 Prozent wachsen.

Auch Mittel und Wege, diese Pläne durchzusetzen, stellte Trujillo vor. Zum einen wird Orange der Allianz von T-Mobile, Telefonica Moviles und Telecom Italia Mobile beitreten. Damit stärken die vier Anbieter ihre Präsenz in den Heimatländern der jeweiligen Partner, ohne zu viel Geld in die Hand nehmen zu müssen. Auf diese Weise positioniert sich die Gruppe gegen die Übermacht des britischen Konkurrenten Voda-fone, dem es bislang als einzigem europäischen Anbieter gelungen ist, sich auch außerhalb seines Heimatmarktes stark aufzustellen.

Außerdem wird Orange sich künftig vor allem um zahlungskräftige Business-Kunden kümmern und das Geschäft mit Datendiensten ankurbeln. Dies soll unter anderem durch eine veränderte Sicht auf Kundenbedürfnisse geschehen. Statt nach traditionellem Muster Kunden nach Alter, Beruf und Geschlecht einzuteilen, sollen künftig Kriterien wie Nutzerverhalten oder Lifestyle den Ausschlag geben. "Wachstum der Kundenzahlen spielt heute keine Rolle mehr", sagte Trujillo, "stattdessen müssen wir das Volumen der übermittelten Nachrichten, die Nutzungsdauer sowie die Zahl der Transaktionen erhöhen." Auch die Verwaltung der Kundendaten wird einem neuen Konzept folgen: Die "Intelligenz" verlagert sich ins Netz. Werden die Daten und Dienste der einzelnen Kunden nicht in deren Endgeräten, sondern zentral gespeichert, eröffnet sich für Orange die Möglichkeit, künftig Mobilfunk- und Festnetzangebote zu kombinieren. (rs)