Oracles kreative Zahlenspiele

25.09.2006
Der Softwareriese trickst mit dem Lizenzwachstum.

Die Börse reagierte mit einem Kursanstieg um elf Prozent auf die Zahlen Oracles zum ersten Fiskalquartal 2007 (Ende: 31. August). Der Konzern übertraf darin alle Ziele und setzte die Umsatzprognose für den laufenden Zeitraum leicht herauf. Dabei gelang es den Datenbankern, in ihren Zahlen Äpfel und Birnen miteinander zu vergleichen. So habe sich das Lizenzwachstum mit Enterprise-Applikationen gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 80 Prozent belaufen, berichtete Oracle - verglichen mit einem lediglich achtprozentigen Plus bei SAP.

Insgesamt steigerte Oracle die ERP-Neulizenzen von 127 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum auf 228 Millionen Dollar. Inzwischen ist jedoch das übernommene Geschäft mit Siebel-Lizenzen hinzugekommen. Die CRM-Company hatte im Vorjahr (bei einem gegenüber Oracle verschobenen Berichtszeitraum von Juli bis September) zirka 112 Millionen Dollar mit frischer Software eingenommen. Rechnet man auch nur 100 Millionen Dollar aus Oracles aktuellen Lizenzeinnahmen von 228 Millionen Dollar heraus, ist es kaum nachvollziehbar, wie Oracle dem Wettbewerber SAP im jüngsten Quartal Marktanteile abgenommen haben kann.

Jedoch hat Oracle einen entscheidenden Durchbruch erzielen können: Anleger und Analysten sind mehrheitlich zu der Überzeugung gelangt, dass der Konzern in puncto Integrationsarbeiten aus dem Gröbsten raus ist und dass die Übernahmestrategie funktionieren kann. Weitere Akquisitionen im Softwaresektor dürften Oracle und seinen Investoren nun keine schlaflosen Nächte mehr bereiten, da mit Peoplesoft und Siebel die größten Brocken bereits verdaut worden sind. Zudem hat Oracle nun zwei Quartale Zeit, sich mit guten Zuwachsraten auszuzeichnen: Die vergleichbaren Quartale im Vorjahr waren eher dürftig ausgefallen. (ajf)