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Oracle will den Preis für Peoplesoft drücken

12.10.2004

Die finanzielle Situation von Peoplesoft verschlechtere sich zunehmend, monierte Oracles Co-President Safra Catz in ihrer Zeugenaussage vor einem Gericht im US-amerikanischen Wilmington, Delaware. Daher sei vorstellbar, das derzeit bei 21 Dollar je Peoplesoft-Aktie stehende Angebot um bis zu einem Drittel zu reduzieren. Bei einem Gebot von rund 14 Dollar je Papier hätte der Deal ein Gesamtvolumen von etwas mehr als fünf Milliarden Dollar. Aktuell müsste der Datenbankspezialist rund 7,7 Milliarden Dollar für den Konkurrenten auf den Tisch legen.

Nach Einschätzung von Catz werde Peoplesoft im laufenden Geschäftsjahr 2004 einen Profit von etwa 60 Cent je Aktie verbuchen. Noch im Januar dieses Jahres habe Oracle den Gewinn seines Übernahmeziels auf zirka 85 Cent pro Anteilschein geschätzt. Auch die Peoplesoft-Verantwortlichen mussten zuletzt angesichts schlechter Quartalsergebnisse die eigenen Jahresprognosen revidieren. Der kürzlich gefeuerte Ex-CEO Craig Conway machte dafür Oracles Übernahmestrategie verantwortlich, die potenzielle Kunden verunsichert habe. Allerdings will die neue Peoplesoft-Führung rund um Firmengründer David Duffield nicht so schnell klein bei geben. Der Enterprise-Resource-Plannning- (ERP-)Spezialist bemüht sich, finanzielle Stärke zu demonstrieren. So sei es laut den vorläufigen Zahlen für das Ende September abgeschlossene dritte Quartal 2004 gelungen, die Umsatzerwartungen zu übertreffen.

Die Peoplesoft-Verantwortlichen wollten sich bislang nicht zu den Äußerungen von Seiten Oracles äußern. Peoplesoft-Anwalt Matthew Fischer konterte die Preisattacke des Datenbankanbieters jedoch mit Berichten von Oracles Co-President Charles Phillips, die dieser in seiner Zeit als Analyst bei Morgan Stanley verfasst hatte. Darin heißt es, Peoplesoft könne langfristig auf eine gute und solide Wettbewerbsposition bauen.

In dem derzeit laufenden Gerichtsverfahren versucht Oracle, die Abwehrmaßnahmen von Peoplesoft gegen den feindlichen Übernahmeversuch zu blockieren. So hat der Softwareanbieter seinen Kunden beispielsweise Preiserstattungen zugesichert, sollten die Produkte nach einer Akquisition nicht weiter unterstützt und entwickelt werden. Den eigenen Angestellten versprach Peoplesoft hohe Abfindungen, sollte es zu Entlassungen kommen. Experten zufolge könnten diese Maßnahmen Oracle rund 2,2 Milliarden Dollar kosten. Außerdem hat das Peoplesoft-Management damit gedroht, zusätzliche Aktien auszugeben, um damit den Kaufpreis für Oracle in die Höhe zu treiben. (ba)