Application Hosting von ERP-Anwendungen

Oracle will als Anbieter von E-Commerce-Lösungen glänzen

18.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Mit vollmundigen Sprüchen versucht Oracle, sich als Anbieter von E-Business-Lösungen und Dienstleistungen einen Namen zu machen. Statt bahnbrechender Neuvorstellungen betont der Anbieter dabei eher die Stärken seiner bestehenden Produkte.

Anders als die Anbieter von Lösungen, die nur für den Aufbau von Internet-Geschäften taugen, möchte Oracle seinen Kunden zusätzlich helfen, sämtliche Unternehmensprozesse auf Internet-Techniken umzustellen. Mit neuen Produkten konnte der Software-Anbieter seine Strategie jedoch nicht untermauern. Außer einem Deal mit dem amerikanischen Telekommunikationsunternehmen Qwest über die Zusammenarbeit beim Application Hosting beschränken sich die Neuigkeiten auf die Erweiterung bestehender Angebote.

So fügte der Softwarehersteller seinem Produktpaket "Fastforward" die Module "Internet Procurement" und "Process Manufactoring" hinzu. Mittels Internet Procurement sollen Unternehmen in die Lage versetzt werden, ihr Beschaffungswesen über das Web zu automatisieren. Process Manufacturing soll Produktionsbetrieben helfen, ihre Durchlaufzeiten zu verkürzen sowie ihre Logistikkette (Supply Chain) zu verwalten. Fastforward setzt sich aus der Business-Software "Oracle Applications" sowie Dienstleistungen wie Beratung, Support und Schulungen zusammen. Für bestimmte Anwendungsgebiete liefert Oracle Schablonen mit, die dem Kunden einen schnellen und kostengünstigen Einstieg ermöglichen sollen.

Im amerikanischen TK-Riesen Qwest Communications fand Oracle einen Partner für sein im November 1998 vorgestelltes Application-Hosting-Programm "Business Online". Qwest wird dabei als Application-Hosting-Provider auftreten und Unternehmen Outsourcing-Dienste für die Enterprise-Resource-Planning-Lösung Oracle Applications anbieten. Zwar ist Qwest seit der Übernahme des Providers Xlink auch in Deutschland vertreten, doch wann auch deutsche Anwender dieses Angebot nutzen können, steht noch nicht fest.

Trotz dieser eher lauen Ankündigungen gibt sich Oracle selbstbewußt und bezeichnet sich bereits als Nummer eins im E-Business. Tatsächlich verwenden viele Internet-Sites bereits Oracle-Software, meint Bob Chatham, Senior Analyst bei der in Cambridge, Massachusetts, ansässigen Marktforschungsfirma Forrester Research. Diese Unternehmen setzen jedoch oft nur das Datenbankprodukt ein.

Eine Million für E-Commerce-Einstieg

Einer Ende Mai veröffentlichten Studie der Gartner Group zufolge verschlingt die Entwicklung und Inbetriebnahme einer E-Commerce-Lösung für Unternehmen im Schnitt eine Million Dollar. Im Einzelfall lagen die Ausgaben zwischen 350000 und mehr als zwei Millionen Dollar. Darüber hinaus hat die Umfrage ergeben, daß 79 Prozent der Kosten auf Dienstleistungen entfallen, wogegen der Anteil für die Beschaffung von Hardware nur bei elf Prozent, der von Software bei rund zehn Prozent liegt. Die durchschnittlich für die Entwicklung und Implementierung benötigte Zeitspanne betrug fünf Monate.

Die Gartner-Erhebung schlüsselt die Kosten auch nach der Leistungsfähigkeit der Lösungen auf. Demnach erhält ein Unternehmen für 350000 bis eine Million Dollar eine Site, die unter funktionalen Aspekten unterdurchschnittlich ausgestattet ist. Investiert die Firma zwischen einer und fünf Millionen Dollar, entspricht das Resultat dem momentanen Industriestandard. Für fünf bis 20 Millionen Dollar ist es möglich, sich deutlich von der Konkurrenz abzuheben und neue Maßstäbe zu setzen, so Gartner.

Unabhängig von der Größe des Projekts gaben alle befragten Unternehmen an, daß die ursprünglich angesetzten Budgets gesprengt wurden. Außerdem gelang es keiner Firma, alle Applikationen und Serviceleistungen aus einer Quelle zu beziehen. Es war daher in allen Fällen notwendig, auf mindestens zwei Anbieter zurückzugreifen.