Lizenzgeschäft insgesamt geringfügig gewachsen

Oracle legt überzeugende Zahlen vor

20.06.2003
MÜNCHEN (CW) - Unmittelbar nach Peoplesofts offizieller Ablehnung des feindlichen Übernahmeangebots hat Oracle vergangene Woche mit einem beachtlichen Quartalsabschluss seine insgesamt gute Verfassung unter Beweis gestellt. Die Bekanntgabe der Zahlen war eigens um eine Woche vorverlegt worden - offensichtlich, um gegenüber den Finanzmärkten Selbstbewusstsein zu demonstrieren.

Der kalifornische Datenbankspezialist wies für das Ende Mai abgeschlossene vierte Quartal 2002/03 einen Nettogewinn von 858 Millionen Dollar oder 16 Cent pro Aktie aus. Das entspricht einem Plus von 31 Prozent gegenüber den 656 Millionen Dollar oder zwölf Cent je Anteilschein aus dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Serviceumsätze rückläufig

Bemerkenswerter war jedoch für viele Beobachter die Tatsache, dass Oracle gegen den Branchentrend auch beim Umsatz zulegen konnte. So kletterten die Einnahmen im Schlussquartal gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um zwei Prozent von 2,77 auf 2,83 Milliarden Dollar. Selbst das Geschäft mit Neulizenzen wuchs dabei im Jahresvergleich um ein Prozent auf 1,18 Milliarden Dollar; mit Upgrades und Supportleistungen erwirtschafteten die Kalifornierer 1,06 Milliarden Dollar (plus zwölf Prozent). Rückläufig war lediglich das Servicegeschäft, wo die Umsätze gegenüber dem Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf knapp 580 Millionen Dollar sanken.

Etwas durchwachsener als die Bilanz des vierten Quartals liest sich der Abschluss des gesamten Fiskaljahres 2002/03, in dem Oracle gegenüber dem Vorjahr ein rund zweiprozentiges Umsatzminus auf 9,47 Milliarden Dollar hinnehmen musste. Der Nettogewinn erhöhte sich dafür geringfügig um vier Prozent auf 2,30 Milliarden Dollar.

CEO Larry Ellison und Finanzchef Jeff Henley werteten das jüngste Quartalsergebnis als Beleg dafür, dass der Konzern im hart umkämpften Markt für Datenbanken und Unternehmensanwendungen gegenüber der Konkurenz Boden gewinnen konnte. So seien im vierten Quartal die Einnahmen mit Neulizenzen im Applikationsgeschäft gegenüber dem Vorjahr mit 246 Millionen Dollar stabil geblieben, während beispielsweise Peoplesoft einen Einbruch von 39 Prozent zu verkraften hatte. Profitiert hat Oracle in der jüngsten Berichtsperiode allerdings auch von seinem Brot- und-Butter-Geschäft, denn die Erlöse mit neuen Datenbanklizenzen kletterten um drei Prozent auf 933 Millionen Dollar. Mit Blick auf weitere Kennziffern des Jahresabschlusses relativieren sich die guten Zahlen des vierten Quartals dann aber doch etwas. Denn im gesamten zurückliegenden Geschäftsjahr gingen Oracles Einnahmen mit neuen Datenbank-Lizenzen um vier Prozent auf 2,61 Milliarden Dollar zurück; beim Lizenzumsatz mit Applikationen mussten die Kalifornier sogar ein Minus von 14 Prozent auf 605 Millionen Dollar hinnehmen.

Einige Analysten wiesen in ihren Kommentaren auch auf diese Tatsache hin. Hinzu kommt, dass das vierte Quartal bei Oracle traditionell das umsatzstärkste ist. Der schwache Dollar, der vor allem das Geschäft des Datenbankriesen in Asien angekurbelt hat, dürfte dazu sein Übriges getan haben. Erst das kommende erste Quartal werde zeigen, wie gut die Performance der Larry-Ellison-Company im Markt tatsächlich ist, hieß es deshalb in Börsenkreisen. Ellison jedenfalls ist zuversichtlich. Er betonte, dass "die Dinge jeden Monat besser werden". (gh/tc)