Oracle-Kunden fordern Support für IBM-Plattformen

20.12.2005
Anwender befürchten, Oracle könnte im Zuge von "Project Fusion", das die Entwicklung einer neuen Service-orientierten Anwendungsarchitektur zum Ziel hat, den Support konkurrierender Plattformen beispielsweise von IBM unter den Tisch fallen lassen.

Vor allem die ehemaligen J.D.-Edwards-Anwender, die mit der Übernahme von Peoplesoft unter das Dach Oracles gekommen waren, fürchten um ihre bevorzugte Plattform. Laut einer Umfrage der Anwendervereinigung Quest unter 300 Mitgliedern äußerten 80 Prozent der Befragten den dringenden Wunsch, dass IBMs I-Series-Plattform, ehemals AS400, sowie Big Blues Datenbank DB2 weiter von Oracle unterstützt werden.

Oracle arbeitet derzeit unter dem Project Fusion an einer grundlegend neuen Anwendungsarchitektur (siehe auch: Großbaustelle Oracle). Bis 2007 will der Datenbankspezialist auf Basis der eigenen E-Business-Suite sowie der zugekauften Applikationen von Peoplesoft, J.D. Edwards, Retek und Siebel eine Service-orientierte Architektur für seine künftige Applikationsgeneration aufbauen.

Wenn Fusion wie von Oracle versprochen das beste für alle Oracle-, Peoplesoft-, J.D.-Edwards- und Siebel-Kunden bieten soll, müsste auch der Support konkurrierender Infrastrukturen sichergestellt sein, fordern die Quest-Verantwortlichen. Allerdings befürchteten zahlreiche Anwender, dass Fusion eher ein Upgrade von Oracles E-Business-Suite sein werde, statt einem Best-of der zusammengekauften Produkte, warnt der ehemalige Quest-Vorsitzende Fred Pont.

Sollte Oracle den Support der IBM-Systeme einstellen, würde das für die betroffenen Kunden zusätzliche Investitionen in neue Infrastruktur, Training und Support bedeuten, verlautete aus den Reihen der Anwender. Diese Ausgaben trügen jedoch nicht zu einer zusätzlichen Wertschöpfung für die betroffenen Unternehmen bei. 29 Prozent der Befragten erklärten, sie würden nicht auf Fusion wechseln, sollte Oracle den Support einstellen. Weitere 50 Prozent sind in dieser Frage noch unentschlossen.

Oracle wollte diese Umfrage nicht kommentieren. Bislang vertrösteten die Verantwortlichen die Kunden. Obwohl diese seit Monaten verbindliche Aussagen und weiterreichende Informationen zu Fusion einfordern, lässt Oracle sich Zeit mit Zusicherungen. Informationen über den künftigen Support konkurrierender Plattformen fließen nur spärlich. Zwar hieß es, Oracles Fusion-Produkte würden auch mit IBMs Middleware "Websphere" funktionieren (siehe auch: Oracle passt Software an Websphere an). Inwieweit künftig Plattformen wie IBMs I-Series oder Datenbanken anderer Hersteller unterstützt werden, bleibt noch offen. Eine Entscheidung soll erst im Laufe des kommenden Jahres fallen. Bislang hieß es nur, man werde sich mit dem Thema beschäftigen (siehe auch: Oracle erwägt Support für Konkurrenz-Datenbanken). (ba)