Mindestvolumen für einfacheres Abrechnungsmodell: eine viertel Million Dollar

Oracle gibt nur Großkunden Rabatt

08.02.2002
REDWOOD SHORES (CW) - An Oracles neuem Preismodell für die E-Business-Suite kann nicht jedes Unternehmen teilhaben. Mindestens jeder fünfte Mitarbeiter muss die Software nutzen, das Einkaufsvolumen 250000 Dollar übersteigen.

Nun herrscht Klarheit darüber, was Power- und Casual-User sind. Oracle hat die zwei Benutzergruppen in seinem neuen Preismodell umbenannt und präzise definiert. Der Casual-User heißt nun Self-Service-User und greift nur auf die Selbstbedienungsfunktionen der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware zu, zum Beispiel Reisekostenabrechnung oder Personalstammdatenänderung. Dafür fällt ein Betrag von 400 Dollar an. Der Power-User wird jetzt als Professional-User bezeichnet. Er arbeitet wie ein normaler Benutzer regelmäßig mit einem oder mehreren Modulen der Software. Der Kunde entrichtet dafür 4000 Dollar und erhält damit Zugriff auf alle Basiskomponente. Alle Anwender müssen dem System namentlich bekannt gemacht werden (Named-User-Pricing).

Nicht alle Module fallen unter das neue Lizenzmodell. Ausgenommen sind vor allem die neuen Anwendungen wie Bedarfsplanung und Sourcing (Beschaffung). Auch bei Modulen, deren Preisgestaltung sich traditionell nicht nach der Zahl der Benutzer richtet, bleibt alles beim Alten. Hierzu gehört zum Beispiel die Lohnabrechnung, deren Kosten sich nach der Zahl der Abrechnungsfälle bemessen.

Damit lohnt sich das neue Preismodell nur für wenige Unternehmen. Mit der Einführung von zwei Benutzertypen wollte Firmenchef Larry Ellison nach eigenem Bekunden die Preisgestaltung einfacher machen. Herausgekommen ist aber wohl nicht ganz unabsichtlich ein Belohnungssystem für Anwenderunternehmen, die die gesamte E-Business-Suite im ganzen Unternehmen einsetzen.

"Es scheint, dass Oracle seine Kunden dazu verführen will, mehr Geld für Applications auszugeben und deren Benutzung auf das gesamte Unternehmen auszudehnen", analysiert Colleen Niven von dem Beratungsunternehmen AMR Research das neue Schema. Das Verfahren ähnelt jetzt denen von SAP und Peoplesoft. Selbst Oracle gesteht ein, dass die neue Preisgestaltung für den Kunden nur dann günstiger ist, wenn er die gesamte Palette an Modulen einsetzt. Wenn nur einige Anwendungen benutzt würden, sei das alte, weiterhin angebotene Abrechnungsmodell günstiger, räumt Vice President Jacqueline Woods ein. Nur solche Anwender, die die gesamte Anwendungspalette inklusive Marketing, Vertrieb, Produktionssteuerung, Projekt-Management, Finanzen, Personalverwaltung und vielem mehr einsetzen, können die von Oracle versprochenen 25 bis 75 Prozent Einsparung erzielen.

In diesen Genuss kommen außerdem nur größere Unternehmen. Kleinere bis mittelgroße Firmen dürften Schwierigkeiten haben, die Voraussetzungen zu erfüllen. Mindestens zehn Prozent der Mitarbeiter im Unternehmen müssen als Professional-User angemeldet werden, weitere zehn Prozent zumindest als Self-Service-User. Bei dem geforderten Mindestumsatz kommt man damit auf 567 Benutzer, die mit der Software arbeiten müssen. (mo)

Schlechte QualitätDie Produktqualität der E-Business-Suite 11i bleibt mäßig - trotz gegenteiliger Behauptungen von Oracle. Einer Befragung des Beratungsunternehmens AMR Research unter 11i-Kunden zufolge überschwemmt Oracle seine Anwender noch immer mit einer Flut von Patches, die häufig ebenso viele neue Fehler mit sich bringen, wie sie beheben. Teilweise erhalten die Benutzer mehrere Dutzend Patches pro Woche. Ohne Drittanbieter-Tools für die Wartung der Software ist dieser Aufwand kaum zu meistern. Daher empfiehlt AMR den Einsatz entsprechender Management-Werkzeuge.