Große Speicherkapazitäten und niedriger Preis sind die Hauptvorteile:

Optische Platten ergänzen die magnetischen Medien

20.05.1988

Um Papier wirtschaftlich zu ersetzen und um immer größere Datenmengen maschinell bearbeitbar zu machen, braucht die Computerindustrie Speichermedien mit immer größeren Kapazitäten zu immer niedrigerem Preis. Die Technik der optischen Speicherung ist ein Weg dazu - und eine Herausforderung zugleich an Systemdesigner und Forscher. Im folgenden Beitrag erörtert Fritz Jörn*, welche optischen Speichermedien es bereits gibt und welche Zukunftsaussichten für diesen Markt bestehen. Zwei grundsätzliche Fragen müssen im Falle der optischen Speicher zunächst gestellt werden:

1. Welche Speicherfunktionen können optische Speicher wirtschaftlicher erfüllen als bestehende Techniken?

2. Welche neuen Anwendungen werden durch optische Speicher erst möglich?

Um diese Fragen zu beantworten, muß man die Grundlagen der optischen Speicherung, deren Leistungsbereiche, die Kostenfaktoren und den Stand der Normung der verschiedenen optischen Speichertechniken kennen. Optische Speicherung auf CD-ROM und WORM

Es gibt heute drei unterschiedliche Arten, optisch zu speichern: Aus der Sicht des Benutzers ist erstens CD-ROM (Compact Disc - Read Only Memory) ein Nur-Lese-Medium. Zweitens gibt es optische Speicher, die einmal beschrieben und dann beliebig oft gelesen werden können. In der amerikanischen Literatur werden sie "WORM"-Speicher genannt: write once, read many times. Ich will sie im folgenden ES-Speicher nennen, für "einmal schreiben". Daß Speicher auch des öfteren gelesen werden können, spielt keine Rolle. Anders als bei magnetischen Medien können ES-Aufzeichungen also nicht überschrieben werden. In vielen Anwendungen ist das eher ein Vorteil als ein Problem!

Sowohl CD-ROM-Geräte als auch ES-Geräte und -Speichermedien sind bereits heute im Handel. Die dritte Form optischer Speicherung - löschbare optische Aufzeichnung - ist noch in der Phase der Entwicklung. Laserstrahlen tasten die Platten ab

Optische Speicher bestehen aus einer Unterlage aus Polycarbonat oder Glas, einer reflektierenden Schicht und einer durchsichtigen Schutzschicht. Für die spiegelnde Schicht werden meist Telluroxide verwendet. Die Daten werden auf konzentrischen Ringen oder Spuren (Tracks) oder auf einer fortlaufenden spiral-förmigen Rille (Groove, wie bei einer Schallplatte) gespeichert, wobei dann jede volle Drehung eine Spur genannt wird. Bei klassischen magnetischen Speicherplatten werden Spuren gleichen Durchmessers "Zylinder" genannt, da stets mehrere Speicherflächen wie in einem Turm übereinander liegen beziehungsweise rotieren. Manche ES-Geräte speichern aber auch die Daten zwischen den Rillen, sozusagen "an Land".

Optische Platten verwenden zwei Rotationstechniken: Beim ersten Verfahren mit gleichbleibender Lineargeschwindigkeit ("CLV"-Verfahren - Constant Linear Velocity) wird die Speicherfähigkeit des Mediums auf Kosten der Zugriffsgeschwindigkeit optimal genutzt. Dabei ist die Dreh- beziehungsweise Winkelgeschwindigkeit umgekehrt proportional zum Durchmesser der Spur, auf die gerade zugegriffen werden soll. Bei Zugriffen auf verschiedene Spuren muß also die Rotationsgeschwindigkeit angepaßt werden, das kostet Zeit.

Das zweite Verfahren mit gleichbleibender Winkelgeschwindigkeit, Constant Angular Velocity (CAV), verschwendet Plattenplatz zugunsten schnelleren Zugriffs: Für wahlfreie Zugriffe über Spuren hinweg vergeht keine Zeit, um die Drehgeschwindigkeit anzupassen, die Speicherdichte richtet sich aber nach den inneren Spuren. Die Speicherkapazität von Systemen mit konstanter Lineargeschwindigkeit ist in der Regel um 50 Prozent größer als jene mit gleichbleibender Drehgeschwindigkeit. Die vorläufigen durchschnittlich gemessenen Zugriffszeiten bei 5?-Zoll-ES-Geräten mit konstanter Lineargeschwindigkeit liegen bei 500 Millisekunden, bei Geräten mit konstanter Winkelgeschwindigkeit bei 150 Millisekunden.

Der Lesemechanismus ist bei allen optischen Speichern ähnlich. Ein Laserstrahl wird durch einen Servomechanismus auf die Spur gerichtet und fokussiert. Das widergespiegelte Bitmuster enthält die codierte gespeicherte Information.

In verfügbaren optischen Plattensystemen werden Gallium-Aluminium-Arsenid-(GaAlAs-)Halbleiterlaser eingesetzt. Ihre Größe, Verläßlichkeit, Wirtschaftlichkeit und ihre niedrigen Herstellungskosten sind für die ganze optische Speichertechnik ausschlaggebend. Der Durchmesser der Löcher (Pits), die die Daten darstellen, ist fast so klein wie die Wellenlänge des benutzten Laserlichts von 830 Nanometer. Objektive bündeln das Licht auf das jeweils abzutastende Pit.

Die optische Lesetechnik ist weniger störanfällig

Ein optisches Linsensystem hat gegenüber magnetischen Systemen zwei Vorteile: Bei magnetischen Aufzeichnungssystemen muß der Schreib-/Lesekopf um so näher an die Plattenoberfläche gebracht werden, je dichter die Aufzeichnung ist. Heute "fliegen" Magnetköpfe bereits in einem Abstand von nur 0,4 Mikrometer über der Platte. Dagegen können optische Köpfe zweitausendmal weiter wegbleiben, weil die Bitdichte durch Fokussierung und nicht durch Nähe erreicht wird. Dieser Abstand verringert die Gefahr von mechanischen Zusammenstößen zwischen Kopf und Speicheroberfläche, sogenannten "head crashes", und erleichtert den Medienwechsel.

Der zweite Vorteil optischer Speicher ist die durchsichtige Schutzschicht, in die Platten gehüllt sind, durch die das Laserlicht hindurchgerichtet wird. Fingerabdrücke oder Staub auf der Oberfläche erscheinen optisch unscharf und bereiten bei weitem weniger Probleme als bei Magnetmedien.

Das Lesen der Daten erfolgt durch Messen des durch das Objektiv reflektierten Lichts. Laserlicht, das ein Loch trifft, wird fast ganz weitergeleitet. Licht, das ein nichtbeschriebenes Gebiet trifft, wird reflektiert. Eine Photodiode erzeugt ein Ausgangssignal, das mit der Intensität des widergespiegelten Lichts schwankt. Dieses modulierte Signal enthält also die gespeicherte Information und wird in Digitaldaten umgewandelt.

Bildplatten konnten sich nicht durchsetzen

Die ersten Anwendungen optischer Speicher waren Videodisks, also Bildplatten. Dieses Produkt wurde aber von Videorecordern ganz in den Schatten gestellt: Hier kann der Benutzer selber Fernsehprogramme aufzeichnen, das Programm ansehen und dann das Medium Videoband erneut verwenden. Bildplatten sind dagegen nur zum Abspielen da. Die Industrie hat vom Bildpatten-Debakel viel gelernt: Erst einmal muß man wissen, was der Benutzer braucht und was er möchte...

Als zweites wichtiges optisches Speichermedium kamen dann die CD-Platten, die nach Startschwierigkeiten heute einen Boom erleben. CD-Platten nutzen sich nicht ab, sind also Ideal für häufiges Abspielen. Und im Gegensatz zu den konkurrierenden Videorecorder-Normen der Anfangszeit - es stritten sich die Hersteller der Beta-Norm, der VHS-Norm und der Video-2000-VCR-Norm - konnten sich die CD-Entwickler Sony und Philips auf eine einheitliche Plattengröße und Aufzeichnungsnorm einigen. Heute lassen sich alle CD-Platten in allen Laufwerken abspielen.

Weil aber CD-Platten die Information digital enthalten, eignen sie sich natürlich auch zum Speichern von Computerdaten. Ein CD-ROM ist baugleich mit einer CD-Musikschallplatte. Der CD-Spieler an der Hi-Fi

Anlage liest die Digitaldaten und wandelt sie mit einem Digital-Analog-Wandler. Läßt man diesen Teil weg und schließt einen Computer zur Steuerung des Gerätes und des Datentransfers an, so hat man aus einem Audio-CD-Spieler ein Computer-Peripheriegerät gemacht.

CD-ROM-Geräte, die das SCSI (Small Computer System Interface) und IBM-PC-kompatible Einheiten benutzen, sind bereits am Markt. Standardisierung verringert den Anschlußaufwand.

CD-ROM benutzt gleiche Technik wie CD-Schallplatte

Der einzige Unterschied zwischen CD-Schallplatten und CD-ROM liegt in der Organisation der Daten im Benutzerbereich: CD-ROM hat eine leistungsfähigere ECC-Prüfung ("European Currency Control") und genauere Datenblock-Adressierung. Also können CD-ROM-Platten in denselben Fertigungsstätten produziert werden wie CD-Schallplatten. Das macht sie preiswert.

Sony und Philips entwickelten hierzu in einem "gelben Buch" einen danach benannten De-facto-Standard für CD-ROM. Die angegebenen 120-Millimeter-Platten passen gut in die 5?-Zoll-Formen mit voller oder halber Höhe. So können CD-ROMs gut in PCs eingebaut werden. Der Gelbe-Buch-Standard spezifiziert auch zwei physische Blockformate für die Datenspeicherung. Eine Platte kann 550 oder 600 Megabyte Benutzerdaten speichern, je nachdem, ob die 50-Minuten- oder die 60-Minuten-Platte gewählt wird. CD-ROM arbeitet (wie CD-Schallplatten) mit konstanter Lineargeschwindigkeit und hat durchschnittliche Zugriffszeiten von 500 bis 2000 Millisekunden, also einer halben bis zu zwei Sekunden bei einer Datenübertragungsgeschwindigkeit von 1,3 Millionen Bit pro Sekunde.

Obwohl das "gelbe Buch" auch die Lage der Daten auf der Platte, die ECC-Technik und die Datencodierung vorschreibt, so sagt es doch nichts über die logische Datenstruktur oder die Schlüsseldateien (Directories) aus. Dieser Mangel verhinderte zunächst die Nutzung von CD-ROM.

Große Datenbanken sind die Zukunft für CD-ROM

Dann einigte sich im September 1985 die High-Sierra-Gruppe (DEC, Hitachi, Philips, 3M, Apple, AT&T, Xebec und Microsoft) auf Strukturen für logische Dateien und Directories auf CD-ROMs. Dieser Vorschlag wird gegenwärtig von der amerikanischen NISO (National Information Standards Organization) und von der ECMA (European Computer Manufacturer's Association) geprüft.

Die Hoffnungen für CD-ROM liegen im Gebiet des Electronic-Publishing, also der Herausgabe umfangreicher Datenbanken auf CD-ROM. Die Kapazität von CD-ROM-Platten von 550 Megabyte entspricht 150 000 Seiten. CD-Platten sind in Massen hergestellte Medien nur zum Lesen beziehungsweise Abspielen. Diese Ähnlichkeit gibt den entscheidenden Hinweis für CD-ROM-Anwendungen.

Die Kosten für eine CD-ROM-Ausgabe liegen etwa bei 3000 Dollar zur Herstellung der Mutterplatte. Die Platten selbst kosten dann zwischen 5 und 25 Dollar, je nach Auflagenhöhe. Dabei kann man heute schon CD-Editionen innerhalb eines einzigen Tages auf den Markt bringen.

CD-ROM eignet sich auch gut für den Vertrieb von Verbraucher-Software und von geschützter Software. CD-ROM läßt sich leichter fertigen als Magnetbänder oder als Disketten, denn die Kopien werden in einem Arbeitsgang seriengefertigt statt Bit für Bit kopiert. Die Datenübertragungsgeschwindigkeiten von CD-ROM sind höher als bei Disketten und sind mit denen mancher Magnetbandsysteme vergleichbar.

Wie CD-ROMs Büchern entsprechen, so entspricht die ES-Technik Papier. Die Anwendung ist dadurch gekennzeichnet, daß man als Benutzer genau einmal schreiben kann. Also sollten Systementwickler an Situationen denken, bei denen die Unzerstörbarkeit des einmal Geschriebenen entweder ein klarer Vorteil oder doch immerhin kein Nachteil ist.

Noch fehlen gültige Normen für die Worm-Techniken

Die Daten werden mit einem Laserstrahl hoher Leistung (etwa 8 Milliwatt) geschrieben, indem in die reflektierende Dünnfilm-Plattenoberfläche aus Telluroxid Löcher geschmort werden. Die zu schreibenden Daten modulieren den Schreibstrahl; dazu sind Laserdioden, die Modulationen im Megahertz-Bereich gestatten, erforderlich.

Gelesen werden die Daten wie bei CD-ROM mit einem Laserstrahl geringer Leistung (etwa 1 Milliwatt), damit sie auch bei beliebig häufigem Lesen nicht zerstört werden. Es gibt Geräte mit einem Laser für beide Vorgänge, aber auch Systeme mit je einem Laser für das Schreiben und für das Lesen, das sogenannte "Carabinieri-Prinzip".

Weil das Speichermedium nur einmal beschrieben werden kann, kann es auch nicht bei der Produktion dahingehend getestet werden. ES-Geräte verifizieren also die einmal geschriebenen Daten gleich nach dem

Schreiben und bringen sie eventuell erneut auf Reservesektoren und Spuren. Man hält typischerweise pro Spur einen oder zwei Sektoren dafür frei und außerdem ganze Reservespuren, falls die Reservesektoren einmal überlaufen sollten.

Es werden zwei Prüfverfahren angewandt: sofortiges Lesen beim Schreiben oder Lesen nach dem Schreiben, das heißt, eine Umdrehung später. Letzteres reduziert die Schreibgeschwindigkeit, die sonst der Lesegeschwindigkeit gleicht, auf die Hälfte.

Bereits 12-Zoll-WORM-Speicher auf dem Markt

Katalogeintragungen (Directory-Entries) können natürlich auch nicht überschrieben werden, um Änderungen anzuzeigen, so daß Directories oft wie Log-Eintragungen laufen. Damit man auf Dateien in ES-Geräten wirklich schnell zugreifen kann, müssen also die ES-Directories auf schnellen Magnetplatten oder noch besser in Cache-Speicher-Bereichen gehalten werden - besonders, wenn viele einzelne Dateien zu suchen sind.

Es gibt bereits einige ES-Systeme am Markt beziehungsweise in Entwicklung. Die 12-Zoll-Version ist ausgereift, Laufwerke und Platten sind in Serienfertigung. Geräte in 5?-Zoll-Technik sind marktfertig und wurden 1987 vorgestellt. Inzwischen gibt es auch schon 3?-Zoll-Geräte, die wegen ihrer attraktiven Größe sicher ein Markterfolg werden. Jedes dieser Geräte hat spezifische Eigenschaften in Leistung, Preis und Normungsstand; eine offizielle Normung zumindest in den USA wird bis zum Herbst dieses Jahres erwartet.

Auf einer doppelseitigen Diskette mit 12 Zoll Durchmesser können 2 bis 3 Gigabyte Daten gespeichert werden. Die Lesegeschwindigkeiten liegen bei 250 bis 400 Kilobyte pro Sekunde; die Schreibgeschwindigkeiten hängen bekanntlich vom verwendeten Prüfverfahren ab. Die Such- oder Zugriffszeiten liegen unter 250 Millisekunden. Zugriffe zu benachbarten Spuren werden von einem besonderen Feinpositionierer ausgeführt und brauchen weniger als 1 Millisekunde.

Am Markt sind Geräte mit dem Small-Computer-Systems-Interface-Bus (SCSI) und mit dem universellen General-Purpose-Interface-Bus (GPIB) in 19-Zoll-Einschüben verfügbar OEM-Preise liegen dabei zwischen zehntausend und fünfzehntausend Dollar. Es haben sich keine Normen beziehungsweise Standards herausgebildet. Diese Technik ist aber bereits zu weit verbreitet, als daß darauf noch zu hoffen wäre.

Für die kommenden 5?-Zoll-ES-Geräte wird Einigkeit über die Normung entscheidend sein. Der technische Normenausschuß X3B.11 des ANSI (American National Standards Institute, das Gegenstück zu DIN) arbeitet auf Normen zur Austauschbarkeit der Medien hin. Dabei wird der Servomechanismus für das Spurenpositionieren am meisten diskutiert: Hier gibt es die beiden Alternativen "Continuous Composite Servo", also die fortlaufende Spurverfolgung, und "Sample Servo", also das Positionieren nach Stichproben. Die Befürworter der kontinuierlichen Positionierung sehen dabei Vorteile in höheren Speicherkapazitäten, schnellerem Zugriff und die Möglichkeit zukünftiger Verbesserungen. Im Januar 1987 einigte sich der Normenausschuß darauf, nur eine einzige Positioniernorm zu festzulegen - aber welche, ist noch offen. Nach letzten Meldungen wird wohl der Continuous-Servo-Standard zur Norm erhoben.

Geringe Speicher-Kosten machen WORM attraktiv

Einige Hersteller brachten nun unabhängig davon 5?-Zoll-Geräte auf den Markt, noch bevor über die Norm Einigkeit erreicht wurde. Zwischen einigen japanischen Geräten besteht dennoch Kompatibilität der Speichermedien, da die japanische Normung zwei spezifische Standards angenommen hat.

Doppelseitige Platten haben hier eine Kapazität von 600 bis 800 Megabyte bei Zugriffszeiten um die 100 Millisekunden. Die Hersteller bieten die Geräte mit SCSI- und IBM-Anschlüssen bei Bezug größerer Mengen für 2000 bis 5000 Dollar an. Die Speicherkosten liegen bei 10 Cent pro Megabyte.

Die ES-Technik ist damit in bezug auf geringe Speicherkosten sehr attraktiv. Außerdem gehen die Annehmlichkeiten beim Wechsel des recht robusten Mediums für den Nutzer und den Konstrukteur weit über die Möglichkeiten bei magnetischen Medien hinaus.

"Juke Box" für CD-ROM verkürzt die Zugriffszeit

Plötzlich werden automatische Wechselvorrichtungen möglich, also "Spielautomaten" für CD-ROM-Platten in einer Technik, wie man sie für Single-Schallplatten in Form von "Juke-Boxen" früher aus Kneipen kannte!

Dabei verringern die automatischen Roboterarme des CD-Disketten-Wechslers die Archivzugriffszeiten um zwei bis vier Größenordnungen im Vergleich zu Magnetbandarchiven. Plattenwechselzeiten bewegen sich gegenwärtig zwischen 10 und 20 Sekunden und sind damit eher in die Nähe gewohnter Online-Zugriffszeiten gekommen. Sie liegen im Bereich von Sekundenbruchteilen (Millisekunden) für Plattenzugriffe bis hin zu 45 Sekunden (Geldausgabeautomaten). Herkömmliche Offline-Zugriffe auf Archive dauern Stunden oder gar Tage. Diese Disketten-Abspielautomaten bringen Daten-Archive online und bieten damit erstmals die Möglichkeit, große Datenmengen preiswert so zu archivieren, daß man auch ohne Bedienungspersonal jederzeit an die Daten herankommt oder überhaupt riesige Datenmengen erstmals in den On-line-Zugriff bekommt.

Bei Magnetspeichern, wie wir sie von Magnetplatten her kennen, addieren sich die Zugriffszeiten aus der durchschnittlichen Dauer der einzelnen Arbeitsschritte. Dazu zählen die Positionierung des Arms mit den Leseköpfen weiter innen oder außen auf eine Spur beziehungsweise einen Zylinder (Positionierzeit oder "seek-time"), und der durchschnittlichen Rotationsverzögerung (Latenzzeit oder "latency") von einer halben Plattenumdrehung, bis die Daten gelesen werden können. Bei 9-Zoll-Winchesterlaufwerken mit 800 Megabyte Speicherfähigkeit beträgt die Latenz 8,3 Millisekunden und die Positionierzeit 15 Millisekunden. Für Datenbanksysteme, deren Leistung man in Transaktionen pro Sekunde mißt, sind diese Zugriffszeiten entscheidend, aber auch die Warteschlangenverwaltung und die Arbeit paralleler überlappender Zugriffe. Nur eine Zugriffsoptimierung kann hier die physischen Möglichkeiten des Gerätes optimal nutzen. Für die Wirtschaftlichkeit ist im Gegenzug auch die Speicherkapazität wichtig.

Bei Plattenwechslern ist die Gesamtzugriffszeit die Summe aus der Wechselzeit, der Positionierzeit und er Rotations-Latenz. Die Wechselzeit dominiert. Sie liegt im Sekundenbereich und enthält die Entladezeit, wenn alle Leseschächte von sind. Sie wird andererseits zu Null, wenn die gesuchte Diskette in einer Leseeinheit vorliegt.

Die Hersteller der Plattenwechsler geben die Wechselzeit an - also die Zeit, um von einer Diskette auf die andere zu wechseln - und die Speicherkapazität, wenn sie ihre Geräte spezifizieren. Der Anwender muß für sich über Gigabytes pro Einschub und die Zahl der Einschübe per Wechsler entscheiden, um seinen Zielen gerecht zu werden. Die Software muß dann die Beladung mit Disketten vorab optimieren - eine neue Aufgabe für Warteschlangen-Theoretiker.

Anschlüsse von Wechslern sind typischerweise RS232C-Anschlüsse (V.24). Einige Hersteller allerdings integrierten vorsorglich Wechsler und Laufwerke mit einer einzigen SCSI-Schnittstelle.

Die ersten Anwendungen von automatischen Wechslern waren selbständige elektronische Ablagen. Die sehr geringen Kosten der ES-Medien gestatteten den Ersatz von Papier als Trägermedium. Damit wird einem weitverbreiteten Wunsch nach weniger Papier und Archivräumen Rechnung getragen.

Der nächste Schritt: löschbare optische Speicher

Heute wird in zwei Arten von löschbaren optischen Speichern gearbeitet. Sie dürften in einem bis fünf Jahren auf den Markt kommen: magneto-optische Techniken und Phasenwechsel-Systeme. Die magnetooptische Technik verspricht mehr. Sie ist eine hybride Technik, die für das Schreiben auf eine ferromagnetische Speicheroberfläche die Hitze eines Laserstrahls und ein Magnetfeld benutzt. Der Laser erhöht die örtliche Temperatur über die Curie-Temperatur, so daß das angesetzte Magnetfeld die magnetisierbaren Bereiche ausrichten kann. Beim Lesen wird ein gezielter Strahl polarisierten Lichtes durch die magnetische Ausrichtung gedreht. Ein Polarisations-Detektor im Lesekopf unterscheidet zwischen den beiden sich ergebenden Polaritäten und erkennt so die Daten.

Für den Einsatz bedeutet das, daß zwei Umdrehungen der Platte zum Überschreiben notwendig sind: eine zum Löschen und eine zum Neubeschreiben. Das Schreiben wird halb so schnell vonstatten gehen wie das Lesen - ein Nachteil im Vergleich zu magnetischen Plattenlaufwerken.

Magneto-optische 3?-Zoll-"Super-Floppies" (Disketten) wurden schon vorgeschlagen: Es ergäben sich Kapazitäten von fast 100 Megabyte, Lesetransfergeschwindigkeiten von über 100 Kilobyte pro Sekunde. Dazu die leichte Wechselmöglichkeit - eine ernst zu nehmende Konkurrenz zu den heutigen Disketten und Hard-Disks am PC-Markt.

Optische Speicher werden magnetische nicht verdrängen

Die hohen Medienkosten haben uns in der Vergangenheit gezwungen, Archive offline anzulegen. Optische Platten erlauben Online-Speicherung und verändern damit die gewohnte Speicherhierarchie. Die Grenze zwischen Online-Speicherung und Offline-Archiv wird plötzlich durchlässig, eben weil ES-Geräte in Abspielautomaten Online-Archive erstmals preiswert möglich machen.

Optische Speicher werden für die Archivierung Magnetbänder verdrängen; sie werden sie aber nicht generell ersetzen. Moderne Magnetbandeinheiten übertragen Daten zehnmal schneller als ES-Geräte. Dieser Leistungsunterschied und die Tatsache, daß bei ES-Geräten nur einmal geschrieben werden kann, verbietet das Zwischenspeichern temporärer Sicherheitskopien (Back-ups). Hier werden Magnetbänder im Einsatz bleiben. Außerdem machen die bewährten ANSI-Magnetbandstandards Bänder zu idealen Übertragungs- und Austauschmedien für Massendaten.

Optische Speicher werden für den Computer neue Aufgabenbereiche beim Ersatz von Papier bekommen. Wo früher bedrucktes Papier zum Einsatz kam, werden dann Anwender, die bereits PCs nutzen, EL-Geräte einsetzen. Nachschlagwerke, ja Datenbanken sind optisch denkbar. Allerdings sind die Einstiegskosten für dieses Verfahren im Gegensatz zum klassischen Papier hoch anzusetzen. Papier wird uns also bleiben - zumal man darauf Randnotizen machen kann...

Für schnelle Online-Datenbanken zur Transaktionsverarbeitung, etwa für Reservierungen, Kontenführung Materialwirtschaft, Handel etc., bleiben Magnetspeicher das Medium der (schnellen) Wahl. Die dort gespeicherten Daten sind sehr dynamisch, sie ändern sich schnell und oft. Damit müssen sie überschreibbar bleiben, auch schon aus Gründen der Speicherorganisation, also dem raschen Finden einer Eintragung an gewohnter Stelle. Die möglichst hohe Geschwindigkeit im Zugriff braucht man hier auch für gezielte Datenbankabfragen (Queries). Optische Speicher werden Magnetbandeinheiten der unteren Leistungsklassen Konkurrenz machen und sie möglicherweise ablösen. Löschbare optische Speicher, wenn es sie einmal geben wird, werden die Leistung von PCs weiter erhöhen und den Disketten-Markt angreifen. Die optischen Speicher verdrängen keines der heutigen Speichermedien ganz (Lochstreifen sind ja schon lange passe...) Sie werden sich neben diesen bewähren und neue Anwendungen und Märkte bringen.

Große Datenmengen können mit Hilfe von optischen Speichern preiswert maschinenlesbar dem Computer und damit dem Anwender zugänglich gemacht werden. Der Wert der Information steigt, wenn man sie besser erreichen kann.

*Fritz Jörn ist Marketing Communications Manager bei Tandem Computers, Frankfurt/Main.