Optimismus orientiert sich an kommenden Maerkten

05.05.1995

BERLIN (CW) - Juengste Statistiken ueber die Situation der Firmen in den neuen Laendern lassen nichts Gutes erwarten: Die Anzahl der gescheiterten Unternehmen steige, heisst es, und die Dienstleistungsbranche stelle sich bereits auf ruecklaeufige Geschaefte ein.

Trotz des Aufschwungs der deutschen Wirtschaft stand das "Konjunktur-Barometer Ost" der D&B Schimmelpfeng GmbH aus Frankfurt am Main im ersten Quartal 1995 eher auf kuehl. Laut einer Studie, fuer die die Marktforscher Manager aus 250 ostdeutschen Unternehmen verschiedener Branchen zu ihren kuenftigen Geschaeften befragten, rechnen nur 25 Prozent der Teilnehmer im naechsten Vierteljahr mit steigenden Gewinnen. Etwa 19 Prozent stellen sich auf sinkende Margen ein, und 37 Prozent der Firmen kalkulieren mit hoeheren Preisen.

Fuer eine positive Veraenderung des ostdeutschen Arbeitsmarktes "gibt es kein Indiz": 15 Prozent der Befragten planen zwar Neueinstellungen, doch 14 Prozent wollen demnaechst Personal abbauen. Bessere Aussichten scheinen die ostdeutschen Unternehmen fuer das Exportgeschaeft zu erkennen: 45 Prozent wollen in diesem Segment Zuwaechse verbuchen.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge sind mehr ostdeutsche Firmen zahlungsunfaehig geworden als in den Vorjahren. Mit 3911 Insolvenzen im vergangenen Jahr lag die Quote der gescheiterten Unternehmen um fast 70 Prozent hoeher als 1993 (2327 gescheiterte Firmen).

Anwender wollen preiswerte Systeme

Somit wuerden die voraussichtlichen Forderungen nach den Konkursen etwa 1,6 Milliarden Mark betragen. Eine Summe, die von den Glaeubigern weitgehend "als verloren" angesehen werde, da ueber die Haelfte der Verfahren "mangels Masse" nicht eroeffnet werden koennten.

Der groesste Zuwachs an gescheiterten Unternehmen wurde im vergangenen Jahr mit 119 Prozent in Brandenburg registriert, gefolgt von Sachsen mit 60 Prozent. Ostberlin verbuchte 58, Sachsen-Anhalt 37 und Mecklenburg-Vorpommern 32 Prozent.

Eine detaillierte Aufschluesselung der ostdeutschen IuK-Szene war vom Statistischen Bundesamt bisher nicht zu bekommen, sei aber in Arbeit. Wie sich der gesamtdeutsche informations- und kommunikationstechnische Markt bis ins naechste Jahr aufteilt, hat EITO, das europaeische Jahrbuch der ICT (Information and Communication Technologies)-Industrie, eingeschaetzt.

Von dem erwarteten diesjaehrigen Gesamtvolumen von 160 Milliarden Mark - 1996 sollen es 169 Milliarden Mark sein - werden Telekommunikationsdienste 73,6 Prozent ausmachen. Der Wandel in der Branche, so der Fachverband Informationstechnik, sei vor allem auf die hoeheren Ansprueche beim Anwender zurueckzufuehren.

Die starke Verbreitung der Hardware bis in den Home-Bereich erfordere nutzerfreundliche, schnelle und preiswerte Loesungen. Der Computer wuerde bald nur noch zum Teil als reines DV-Geraet genutzt, heisst es, und kuenftig eher als Fernseher, Faxmaschine oder Telefon dienen. Tendenzen, meinen Insider, die "trotz des verschaerften Wettbewerbs" der deutschen Wirtschaft neue Chancen und Maerkte bringen.