Enterprise Open Source Day 2012

Open Source im Business-Einsatz

11.02.2012
Von 

Patrick Hagn hat bis November 2019 das Competence Center Video geleitet. Er war zuständig für alle Videos auf Computerwoche, CIO und Channelpartner.

Hersteller quelloffener Software haben ein erfolgreiches Jahr 2011 hinter sich. Dies belegen nicht nur ermutigende Umsatzzahlen, auch der Bitkom hat eigens einen Arbeitskreis „Open Source“ gegründet.

Lange vorbei sind die Zeiten, als Open Source mit Linux gleichzusetzen war. Open Source ist im Business angekommen und umfasst alle Themenbereiche, die aktuell IT-Verantwortliche auf Trab halten. Dazu zählen Hype-Themen wie Big Data, Cloud Computing, Mobility und Bring your own Device (Byod). Sogar IBM´s Supercomputer Watson, der seine menschlichen Gegner bei der US-Quizshow Jeopardy in die Schranken verweisen konnte, basiert auf Open-Source-Software.

Die Vertreter aus dem OS-Lager präsentieren sich gereift und ganz gemäß ihrem Kodex wesentlicher offener, was die Integration anderer Plattformen anbelangt, als die Konkurrenz aus dem Closed-Source-Lager. Nicht selten versuchen jene auf Komplettangebote zu setzen, um die Kunden möglichst umfassend zufrieden zu stellen, wie etwa Oracle oder Microsoft beweisen. Dies mündet jedoch allzu oft in einem Vendor Lock In, was heißen soll, dass sich Probleme zwar lösen lassen, jedoch nur mit Angeboten von ein und demselben Hersteller. Im Gegensatz dazu lässt die OS-Community viel Raum für Koexistenz. Lösungsanbieter wie beispielsweise Millenux verstehen sich darauf, Microsoft-Standards wie Active Directory mit über 50 quelloffenen Plattformen interagieren zu lassen.

Doch das ist nur ein Beispiel von vielen. Auf dem diesjährigen Enterprise Open Source Day in Nürnberg zeigte eine Reihe von Herstellern, was sie zu bieten haben. Dazu zählen bekannte Namen wie OpenSuse und Jaspersoft aber auch Newcomer wie ownCloud, Rapid-I oder Helum V.

Der heimliche Star im Open-Source-Umfeld ist momentan wohl Hadoop. Branchenschwergewichte wie IBM und Oracle setzen das Framework im Umfeld ihrer Datenbank- und Business-Intelligence-Suiten ein, doch machen sich ebenso Open-Source-Vertreter wie Talend die Vorzüge des Tools für die Analyse großer Datenmngen zunutze. Auch etablierte Goupware-Lösungen können sich bei Konkurrenten wie Zarafa nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Laut einer Auswertung von Tecchannel (Stand 10.2.2012) liegt die E-Mail-Lösung bereits auf Platz zwei der beliebtesten Anwendungen in diesem Bereich nach Microsoft Exchange. Zarafa versteht sich auf die Integration von Windows Desktops mit Linux Servern und kann namhafte Kunden wie SIXT oder Verisign vorweisen.

Um die Interessen der Open-Source-Community zu bündeln hat sich 2011 die Open Source Business Alliance gegründet (COMPUTERWOCHE berichtete). Sie versteht sich als Zusammenschluss von Anwendern, Anbietern sowie Wissenschaftlern und hat sich zum Ziel gesetzt, die Interoperabilität von Systemen und Anwendungen wie Beispielsweise von unterschiedlichen Textverarbeitungsprogrammen zu gewährleisten. Doch nicht nur das – auch Cloud-Computing-Ansätze sollen so gestaltet werden, dass sich die gesamte Infrastruktur auf deutschem Rechtsraum befindet. Dies ist insofern wichtig, da es garantiert, dass Compliance-Anforderungen Genüge getan wird. Andererseits sei hier auf den ungeliebten Patriot Act verwiesen, der es ermöglicht, dass das FBI auf Serverdaten zugreifen kann, die in den USA liegen, auch wenn sich die Firmenstandorte der Nutzer in Europa finden. Solche Probleme würden in einem Konzept wie der „Deutschen Wolke“ – wie Initiator Thomas Uhl betont – der Vergangenheit angehören.

Wer also genügend Manpower für die Einrichtung und Konfiguration quelloffener Lösungen im Enterprise-Umfeld aufbringen kann, kann im Vergleich zu Out-of-the-Box-Lösungen nicht nur Kostenvorteile einheimsen, die IT-Infrastruktur bleibt insgesamt auch flexibler.