Gewinn-Prognose für das Jahr 1989 vorsichtig nach unten korrigiert

Olivetti muß dem hohen Tempo im Computermarkt Tribut zollen

05.01.1990

MAILAND (CW/vwd) - Trotz eines Umsatzzuwaches von knapp elf Prozent wird Olivetti das Gewinn-Niveau des letzten Jahres nicht erreichen. Außerdem kündigte Managing Director Vittorio Cassoni vor der italienischen Presse Pläne zur Entlassung von 500 Angestellten an.

Bis vor kurzem war man bei Olivetti noch sicher, den Gewinn auf dem Niveau der konsolidierten Nettoeinnahmen in Höhe von 356,2 Milliarden Lire (etwa 480 Millionen Mark) der Vorjahres halten zu können. Jetzt hat Cassoni für 1989 die Gewinnerwartung nach unten korrigieren müssen, berichtet die Financial Times.

Cassoni hatte in der Turiner Tageszeitung La Stampa erklärt, daß der Absatzzuwachs zwischen Mai und Juni 1989, der die Basis für die Prognose bildete, in den folgenden Monate nicht habe gehalten werden können.

Zwar sei der in den ersten elf Monaten erreichte Umsatzzuwachs von 10,7 Prozent in Vergleich zu anderen Hersteller ein gutes Ergebnis, aber leider nicht so hoch wie Olivetti gehofft habe.

Cassoni mußte zugeben, daß man die "Schnelligkeit und Tragweite" nicht vorausgesehen habe, mit der sich der Markt für Informationstechnik gewandelt hat. Als wichtigsten Grund für den Einbruch gab Cassoni den "spontanen", durch den Technologie und Konkurrenz ausgelösten Preisverfall an.

Die Entscheidung, 500 Arbeitskräfte in ihren italienischen Werken freizustellen, hat laut Financial Times das gute Verhältnis von Olivetti zu den Gewerkschaften erschüttert.

Trotz des zu erwartenden schlechten Ergebnisses gab sich Cassoni optimistisch, daß das Jahr 1990 für den italienischer Herstellern einen Aufschwung bringen wird. Er hofft auf die positiven Auswirkungen der Konzern-Umorganisation: Nachdem der Softwarebereich, Olivetti Information Services, im vergangenen Jahr verselbständigt worden war, hat der italienische Computerhersteller nun zwei weitere der insgesamt vier Bereiche neu geordnet: Olivetti Office und Olivetti Systems & Networks fungieren seit dem 1. Januar als eigenständige Firmen. Zu einem späteren Zeitpunkt ist vorgesehen, auch die Olivetti Technologies Group in die Unabhängigkeit zu entlassen. Als Dachgesellschaft thront die Ing. C. Olivetti über den einzelnen Unternehmen. Cassoni verspricht sich von der neuen Gliederung eine Stärkung der Verkaufsbereichen, weil man so auf die Wünsche der verschiedenen Kunden besser eingehen könne.

Innerhalb des Aufsichtsrates der Ing. C. Olivetti & Co. SpA wurden ebenfalls Veränderungen vorgenommen. Der Olivetti-Verwaltungsrat stimmte dem Rücktritt von Direktoren zu, die von AT&T ernannt worden waren. Der amerikanische Kommunikatiosriese hatte sich bereits im letzten Herbst von seinen Olivetti-Anteilen getrennt und zwar zugunsten einer Beteiligung an De Benedettis Finanzholding, der Cie. Industriali Rinute SpA.