Zur Auswahl von Terminalsystemen im 3270-Markt:

Ohne Wirtschaftlichkeitsrechnung läuft nichts

11.09.1981

Der Markt für intelligente Terminals (Bildschirmgeräte) wird in diesem Jahrzehnt einen ungeheuren Aufschwung nehmen. Die Dezentralisierung großer Organisationen, das Informationsbedürfnis und der Wunsch nach Informationsverknüpfung schreiten immer weiter fort. Damit ist der Aufbau von umfassenden Computernetzen notwendig.

Jeder Anwender eines Mainframe-Computers (in erster Linie von IBM aber auch Honeywell Bull, Siemens, Sperry Univac und andere), der eine größere Anzahl von Terminals betreibt oder dies für die Zukunft plant, fragt sich zu Recht, ob es sinnvoll ist, die gesamte Peripherie aus einer Hand zu erwerben, oder ob es besser ist, zu "mixen". Denn andere Angebote im Markt sind unter Umständen nicht nur kostengünstiger, sondern auch leistungsfähiger. Das ist besonders wichtig bei anspruchsvolleren DÜ-Lösungen (3270-Markt) unter dem Aspekt des Aufbaus von Computernetzen. Deshalb soll auch hier nicht die Rede sein von den sogenannten Low-Cost-Terminals, die außerhalb des Mainframe-Bereichs durchaus ihre Berechtigung haben. Trotzdem - der Preis spielt auch im 3270-Markt eine entscheidende Rolle.

Wirtschaftlichkeit im Vordergrund

Unter der Voraussetzung, daß das Fremdterminal hundertprozentig die Basisfunktionen des herstellereigenen Terminals erfüllt, sollte es zusätzlich mindestens preislich eine echte Alternative bieten (20 bis 25 Prozent sind ohne weiteres möglich). Andernfalls dürfte es unverkäuflich sein. Das gilt auch dann, wenn es weit mehr Funktionen und Möglichkeiten bietet.

Nicht immer kann der Anwender diese auch nutzen, weil sie vom Mainframe-Hersteller nicht unterstützt werden. Es ist folglich sinnvoll, weitergehende Funktionen nach dem Baukastenprinzip anzubieten. Denn eines ist sicher: Ohne exakte Wirtschaftlichkeitsrechnung läuft in der EDV kaum noch eine Entscheidung.

Höhere Ausfallsicherheit

Soweit die Kostenseite. Auf der Produktseite lassen sich weit mehr Punkte anführen, die zu beachten sind. Das beginnt bei so simplen Dingen wie einer identischen Tastatur, denn schließlich wechseln die Mitarbeiter an den Bildschirmarbeitsplätzen. Und ein Umlernprozeß fördert nicht gerade die Akzeptanz und kostet Zeit.

Ganz entscheidend ist natürlich die Anwendungsseite. Die meisten heute auf dem Markt angebotenen Terminals können nur als Endgeräte eingesetzt werden, weil die Steuereinheiten nicht über genügend adressierbaren Speicher verfügen. Kein Wunder, denn hinter diesen Steuereinheiten stehen meist nur 8-Bit-Rechner. Aber die viel leistungsfähigeren 16-Bit-Rechner sind durchaus verfügbar.

Multihost-Support, das heißt nicht Entweder-oder-Kommunikation, sondern gleichzeitige Verbindung zu mehreren Rechnern, wobei die 32 Terminals an einer Steuereinheit beliebig auf die Rechner aufzuteilen sind. Und es geht noch einen Schritt weiter: Da viele Anwender sich heute in der Umstellungsphase von der BSC- auf die SDLC-Prozedur befinden, sollen natürlich beide Anwendungen vom gleichen Bildschirm laufen können. Das heißt auch, daß ohne SDLC mit TSO- oder IMS-Anwendungen gearbeitet werden kann.

Und last but not least bietet eine Multi-Mikroprozessor-Architektur höchste Ausfallsicherheit durch die Möglichkeit der Umkonfiguration.

Lokal dank Glasfasertechnik

Gleich wichtig wie die Rechnerarchitektur ist das Leistungskonzept, speziell die Art der Terminalanschlüsse. Die Glasfasertechnologie greift um sich und läßt sich gerade hier hervorragend nutzen.

Um beispielsweise eine Entfernung von 3500 Metern zwischen Zentraleinheit und Terminals zu überbrücken, brauchen keine DÜ-Leitungen benutzt zu werden. Statt remote kann der Anschluß lokal erfolgen, die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt 2 Mbit pro Sekunde statt sonst maximal 9600 Bit pro Sekunde.

Oder: Um eine Entfernung von 1000 Metern zu überbrücken, braucht die Steuereinheit nicht mehr ganz nah am Zentralrechner beziehungsweise an der Kanalschnittstelle installiert werden, sondern kann bis zu 2000 Metern oder mehr entfernt stehen. Insbesondere die DÜ-Kosten lassen sich mit dieser neuen Technik besser in den Griff bekommen - man denke nur an den Wegfall von Modems, teurer Postleitungen oder DÜ-Steuereinheit.

Daß das Hilfsmittel Bildschirmterminal immer multifunktionaler und wahrscheinlich durch hohe Nachfrage/Massenproduktion auch immer kostengünstiger werden wird, liegt im Trend. Terminals werden in Zukunft nicht mehr isoliert als Rechnerperipherie zu betrachten sein, sondern Bestandteil eines umfassenden Terminal-/Rechner-Netzes werden.

Terminals in Rechnernetzen

Entsprechend mehr Funktionen werden sie aufweisen: Neben alphanumerischer grafischer Darstellung, Positivdarstellung (schwarz auf weiß), Farbbildschirm und variabler Zeichenvorrat/Bildschirminhalt, ja sogar Klarschriftlesung und Spracheingabe. Entsprechende Prototypen und erste Produkte sind bereits verfügbar.

Gut beraten ist ergo der Anwender, der sich mit einem Terminalanbieter mit zukunftsorientiertem Know-how liiert - denn gute Systemunterstützung und schneller technischer Kundendienst sind nur eine Seite. Daß dies nicht nur der Mainframe-Hersteller bieten kann, hat sich inzwischen herumgesprochen.

*Angelika G. Loewenheim ist freie Fachjournalistin für EDV und Bürotechnik.