Neues Kooperationsverständnis erforderlich

Ohne Anwenderunterstützung muß Systemintegration scheitern

11.09.1992

MÜNCHEN (CW) - Der Begriff Systemintegration ist dehnbar. Immerhin sind sich die Anbieter in folgender Definition einig: Mit Hilfe des gesamten im Markt verfügbaren Angebots an IT-Produkten und -Services sollen komplexe Kundenprobleme gelöst werden. Dies aber kann nur gelingen, wenn Hersteller und Anwender enger als bisher üblich zusammenrücken.

Die Möglichkeit, aus der Kooperation mit einem Systemintegrator Erfahrungen bei der Erstellung von komplexen Systemen zu sammeln, halten die Marktforscher der Londoner Input Ltd. für einen der wichtigsten Gründe, aus denen sich Anwender die Mithilfe von Dienstleistern sichern. Vor allem aber bedienen sich Kunden des Angebots von Service-Unternehmen, weil sie die Verantwortung für komplexe Großprojekte an einen Dritten abgeben und das Risiko zu scheitern möglichst gering halten wollen.

Enge Kooperation bei der Anforderungsanalyse

Wie komplex Systemintegrations-Verträge in der Regel sind, vermitteln die Marktforscher in ihrem Report "Methoden für eine erfolgreiche Systemintegration". Dort werden folgende Aspekte als typische Bestandteile von Systemintegrations-Vorhaben genannt:

- Anforderungsanalyse,

- Entwicklung von Spezifikationen,

- konzeptionelles und detailliertes Systemdesign beziehungsweise Systemarchitektur,

- Auswahl und Modifikation von Systemkomponenten sowie deren Integration und Zuschnitt auf Anwenderbedürfnisse,

- Software- und Hardwaredesign sowie -Entwicklung,

- Systemimplementierung und -evaluation,

- Training, Support, Wartung

- Finanzierung,

- andere Services.

Input analysiert, auf welchem dieser Gebiete eine enge Kooperation zwischen Service-Anbietern und Kunden unabdingbar ist. Dazu zählen vor allem die Anforderungsanalyse, das Testen von Programmen, die vom Anbieter entwickelt und integriert werden, sowie der laufende Betrieb und die Wartung. Der Endbenutzer, so empfehlen die Analysten, sollte zumindest bei der Anforderungsermittlung und -definition sowie in der Testphase in das Systemintegrationsprojekt involviert sein. Nur so können die künftige Akzeptanz des zu entwickelnden Systems garantiert werden.

Auf sich allein gestellt bleibt der Kunde dagegen bei der Ausschreibung des Systemintegrations-Projektes, der Auswahl eines adäquaten Anbieters und der Auseinandersetzung mit dessen Vorgehensweisen. Für den Umgang mit Service-Anbietern geben die Analysten auch einige praktische Tips. Damit das jeweilige Projekt in dem vorgegeben Zeitrahmen abgeschlossen werden kann, sollen die Kunden nach Möglichkeit auf leistungs- beziehungsweise erfolgsbezogene Verträge zurückgreifen. Sowohl Anwendern als auch Service-Anbietern wird außerdem empfohlen, strukturierte Management-Techniken einzusetzen, damit ein Systemintegrations-Programm schnell und produktiv durchgezogen werden kann.

Die hohen Ansprüche an das Personal der Dienstleister kann nach Einschätzung von Input bei weitem nicht jeder Systemintegrator erfüllen. Schwierigkeiten dürften vor allem kleinere und mittlere Anbieter bekommen, die auf die Entwicklung proprietärer Systeme spezialisiert sind. Um technologische Lücken zu füllen, sind diese Player auf die Mithilfe von Subunternehmen und externen Beratern angewiesen.