Illegaler Exportversuch von Tektronix-Produkten aufgedeckt:

Österreicher stolz auf Schmugglerfang

08.08.1986

MÜNCHEN (ih) - In eine High-Tech-Schmulggelaffäre ist nun auch die Tektronix Inc. verwickelt. Österreichische Zollbehörden konnten in letzter Minute verhindern, daß elektronische Bauteile des US-Unternehmens illegal in den Ostblock gelangten. Die Produkte waren von der Kölner Tochter, der Tektroix GmbH, Iegal an eine Münchner Exportfirma geliefert worden, die sie ohne Genehmigung nach Wien weitertransportierte.

Die US-Regierung hat inzwischen bestätigt, daß es sich bei dem in Wien vereitelten Technologie-Transfer um einen der umfangreichsten illegalen Exportversuche von Hochtechnologie in ein Ostblockland gehandelt hat. Ein Teil der Lieferungen der Tektronix GmbH war von den österreichischen Zollbehörden auf dem Wiener Flughafen festgehalten worden, wo die Fracht im Auftrag eines türkischen Käufers von einer belgischen Firma in den Osten geliefert werden sollte. Nach Auskunft der österreichischen Behörden stellten sich diese Angaben allerdings als fingiert heraus. Die Kölner Tochter des US-Unternehmens habe die High-Tech-Produkte völlig legal an eine Exportfirma in München geliefert. Dieses Handelsunternehmen wiederum transportierte die elektronischen Bauteile ohne Exportgenehmigung nach Wien. Dem Hersteller selbst sei vermutlich keine Verletzung der US-Gesetze vorzuwerfen. Derzeit prüft ein österreichisches Gericht noch, ob in diesem Fall ein Verstoß gegen das Gesetz von 1984 vorliegt, mit dem die Wiederausfuhr ausländischer Erzeugnisse ohne Genehmigung aus dem Herstellerland verhindert werden kann.

Die amerikanischen Behörden haben ihre österreichischen Zollkollegen um Amtshilfe gebeten. Sie befürchten allerdings, daß ein Teil der Produkte bereits in ein Ostblockland geliefert wurde. Während Tektronix zu der Schmuggelaffäre keinen Kommentar abgibt, reagieren liberale Politiker in den USA besorgt. Sie glauben, daß ihre Bestrebungen, die strengen Exportvorschriften zu lokkern, durch diesen neuen Versuch Hochtechnologie illegal zu exportieren, leiden werden. Freude herrscht dagegen bei den österreichischen Behörden. Frohlockt ein Wiener Zollbeamter: "Jahrelang litten wir unter dem Ruf, Exportrampe für den Osten zu sein. Jetzt konnten wir endlich einen größeren Coup vereiteln."