Nicht Anschluß an die Zukunft verlieren:

Österreich: Große Scheu vor dem Computer

24.05.1985

WIEN (apa) - Die Österreicher haben eine ausgesprochene Scheu vor dem Computer. Zwar entspricht diese Haltung einem in Europa verbreiteten Trend, sie ist jedoch nirgends so stark wie in der Alpenrepublik. Wie die Industriellenvereinigung betont, ist es notwendig, emotionale Hürden gegenüber neuen Techniken rasch abzubauen, damit Österreich als Kulturnation mit langer Tradition nicht den Anschluß an die Zukunft verliert.

Nur drei von zehn Österreichern (31 Prozent) können sich vorstellen, daß der Computer dazu beitragen werde, das Leben leichter zu machen. Fast die Hälfte der Österreicher (45 Prozent) ist der Auffassung, alles werde weher komplizierter". Dieser tiefschwarze "Austro-Pessimismus" gegenüber den neuen Techniken hat in ganz Europa nicht seinesgleichen: In der Bundesrepublik Deutschland unterstützen immerhin 40 Prozent, in Belgien 44 Prozent, in der Schweiz und Spanien 47 Prozent, in Italien 50 Prozent, in Frankreich 55 Prozent, in Holland 59 Prozent und in Finnland sogar 79 Prozent der Bevölkerung die Auffassung, der Computer trage dazu bei, das Leben angenehmer zu machen.

Die Ursachen für die tiefe Skepsis der Österreicher gegenüber der Mikroelektronik liegen nach Aussage der Industriellenvereinigung vor allem in irrationalen Ängsten begründet: So befürchten 70 Prozent der Österreicher, daß der Computer zu größerer Isolation der Menschen untereinander führen werde. Sogar das Vertrauen in den eigenen Intellekt verlieren viele Menschen, wenn es um den Themenkreis Computer geht: 44 Prozent der Österreicher glauben, daß er den Einsatz menschlicher Intelligenz verringern wird, nur 29 Prozent erwarten sich von den neuen Techniken die Möglichkeit, Intelligenz verstärkt einzusetzen.

Auch wird befürchtet, daß Computer die Arbeit weniger interessant machen werden (44 Prozent), nur jeder vierte Österreicher (27 Prozent) glaubt, daß die Arbeit dadurch interessanter werden könnte.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, daß man in den romanischen Ländern - also in Frankreich und Italien - dem Computer gegenüber wesentlich aufgeschlossener ist als in den deutschsprachigen Ländern.

AU: