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OECD-Studie sieht P2P als Zukunft der Musikindustrie

13.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Pariser Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) hat heute eine Studie zur digitalen Musikindustrie veröffentlicht. Diese kommt zu dem Schluss, dass Tauschnetze (Peer-to-Peer oder kurz P2P) keinesfalls allein für die aktuellen Probleme der Musikindustrie verantwortlich sind. Vielmehr ließen sie sich zukünftig wohl in legale Kanäle für den Musikvertrieb umwandeln.

Die OECD fordert eine "Neubewertung" der Musikdistribution, um ein Gleichgewicht zwischen dem Wunsch der Verbraucher nach Zugang zu digitaler Musik und den Bedenken der Industrie in punkto Schutz von Urheberrechten zu erreichen. "Online-Techniken könnten sich in einer Weise entwickeln, bei der unautorisierte Nutzung geschützter Werke letztlich in legale Geschäfte verwandelt wird", erklärte Sascha Wunsch-Vincent, OECD-Wirtschaftsexperte und Mitautor der Studie.

Es sei schwer, einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Aufkommen von Filesharing und dem Umsatzrückgang bei Musikverkäufen herzustellen, heißt es in dem Report. Die Einnahmen der Musikindustrie gingen von 1999 bis 2003 zwar um 20 Prozent zurück, hierbei könnten laut OECD aber auch andere Faktoren (etwa illegales Kopieren von Tonträgern) eine Rolle gespielt haben.

Bis dato macht der Online-Verkauf von Musik, beispielsweise in Apples "iTunes Music Store", nur ein bis zwei Prozent der gesamten Musikumsätze aus. Aus Sicht der OECD ist hier eine Steigerung auf fünf bis zehn Prozent drin. Allerdings müssten die Online-Anbieter ihre Kataloge noch deutlich erweitern, um die Nachfrage zu erhöhen und illegale Downloads auszubremsen.

Auch sollten die Anbieter neue Distributionsverfahren einführen, die nicht mehr unbedingt auf dem traditionellen Prinzip "Gebühr gegen ökonomische Einheit" beruhten. Musik-Downloads seien auch als Teil eines Abonnements beim Kabelfernseh-, Internet- oder Mobilfunkanbieter denkbar, so die Experten.

"Es gibt hier unterschiedliche Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle", erklärte Wunsch-Vincent. "Es geht hier auch nicht nur um die Musikindustrie, sondern auch um ISPs, Telcos, Computerbauer und viele andere Player. Deren Interessen beginnen nun zu konvergieren." (tc)