Sponsoren ziehen DME-Entwicklung an sich

Objektstandards zwingen die OSF zu einer Umorientierung

16.04.1993

Die Notwendigkeit, 80 000 der rund 500 000 Zeilen im Code der proprietaeren System-Management-Software von Tivoli an die Common Object-Request-Broker Architectur (Corba) der OMG anzupassen, kommt fuer die OSF zu einem denkbar unguenstigen Zeitpunkt. Fuer eine derart aufwendiges Projekt fehlen ihr eigenen Angaben zufolge die technischen Ressourcen.

Ebbe in der OSF-Kasse

Ausserdem herrscht in der OSF-Kasse derzeit Ebbe. Erst vor wenigen Wochen musste die Organisation ihre Sponsoren um eine Investitionsspritze angehen, weil die Umsatz-Erwartungen fuer die DCE-Technik sich als ueberzogen herausstellten. Inzwischen haben sich die Mitglieder allerdings bereit erklaert, die Finanzierung der OSF bis 1995 zu sichern. Damit verzoegert sich die urspruengliche Absicht der OSF, bis Anfang 1994 finanziell unabhaengig zu werden, um mindestens ein Jahr. (Vgl. CW Nr. 11 vom 12. Maerz 1993, S. 6: "Die OSF steckt zur Zeit in einem finanziellen Engpass").

Um die fuer Ende dieses Jahres angekuendigte DME-Technik wenigstens annaehernd innerhalb des vorgegebenen Zeitplans fertigstellen zu koennen, haben sich nun die OSF-Sponsoren Hewlett-Packard und IBM entschlossen, die Corba-Anpassung in die eigenen Haende zu nehmen. Gleichzeitig arbeiten OSF, HP, Siemens-Nixdorf die Group Bull an der Intergration der Netzwerk-Funktionen von DME.

Fuer die Eile der Hersteller fuehrt die IDG-Schwesterpublikation "Network World" mehrere Gruende auf. So gebe es eine Reihe von wichtigen Kunden der OSF-Sponsoren, die dringend ein System fuer das Management ihrer heterogenen DV-Umgebungen braeuchten. Solche Unternehmen, so befuerchten die OSF-Sponsoren, koennten sich im Falle groesserer Auslieferungsverzoegerungen im OMG-Umfeld nach DME- Alternativen umsehen.

"Network World" aeussert aber auch den Verdacht, dass es sich bei der Anpassung der Tivoli-Technik an Corba nur um einen ersten Schritt handelt, dem die Anpassung einer OMG-konformen DCE- Umgebung an die hauseigenen Objektmodelle folgen soll. Fuer eine solche Annahme spricht, dass Tivoli selbst, so Firmenchef Frank Moss, bis Ende des Jahres ein System-Management-Produkt auf den Markt bringen will, das den Corba-Richtlinien entsprechen soll.