Nur auf dem Magnetkonto sind die Zahlen so schön rot

02.07.1976

Gar nicht so einfach, für die These "Das Magnetkonto ist noch lange nicht tot" einen neutralen Anwalt zu finden. Da fühlen sich im Gegenteil viele berufen, dem "klassischen" Datenträger der Mittleren Datentechnik die Grabrede zu halten. Doch CW hatte Glück. Dem zuständigen Redakteur war es nach vielem Hin und Her gelungen, den bekannten MDT-Chefideologen Prof. Dr. Heinrich Luffermann, Kiendorf, als Gastkommentator zu gewinnen. Er schrieb:

An Versuchen, zu konkretisieren, was unter "Mittlerer Datentechnik" eigentlich zu verstehen ist, hat es wahrlich nicht gefehlt. Da wurde der MDT in den "Gründerjahren" eine Mittlerstellung zwischen der konventionellen Büromaschinentechnik und "echten" Computertechnik zugeschrieben. Da wurde der Begriff zunächst ausschließlich für kompakte Rechner "mittlerer" Leistung verwendet, die zudem nur "stand-alone" einsetzbar waren. Dann wurde der Fehler gemacht, daß man sagt, Mittlere Datentechnik ist gleich Magnetkonto. Das ist vorbei. Mittlere Datentechnik kann alles sein. Indes: Nun kommen wieder andere und sagen - ein weiteres Mißverständnis -, Mittlere Datentechnik sei nicht mehr Magnetkonto. Dabei kann die MDT, wie die Großrechnerei auch, sich jedes Datenträgers bedienen - unter anderem eben des Magnetkontos. Rück- und vorwärtsschauend: Es gibt keinen befriedigenden Ersatz für das Konto. Was soll man dann dem Chef in die Hand drücken, der schwarz auf weiß sein Soll und Haben sehen will? Keiner würde etwa auf die Idee kommen, eine Leica-Aufnahme von einem gefüllten" Bildschirm zu machen, wenn er eine Hardcopy braucht. Von der guten alten Magnetkontokarte verlangt man jedoch, daß sie die Übersichtlichkeit der konventionellen Kontokarte mit den Vorteilen maschinell lesbarer Datenträger verbindet und zudem in puncto Schnelligkeit und Kapazität keine Wünsche offenläßt. Und eben nur beim Magnetkonto kann man sagen: "Bei Müller & Schulze Nachfolger sieht es schlecht aus, die haben einen roten Saldo." Das "Display aus Karten" ist noch lange nicht tot.

Nachdem Luffermann das Manuskript nochmals gelesen hatte, bekam er Bedenken, man könnte ihn für einen Ignoranten neuester Technologien halten und zog die Genehmigung zur Veröffentlichung zurück: "Er wolle den Text erst noch einmal von einem Floppy-Disk-Spezialisten überarbeiten lassen."