Millionenauftrag von europäischer Regierung

Novell trotz schlechter Zahlen optimistisch

02.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Eric Schmidt zeigt sich gelassen. Obwohl die Quartalsergebnisse seines Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr schwach ausfallen, hält der CEO von Novell daran fest, dass sein Unternehmen auf dem richtigen Weg zum Anbieter umfassender Netzlösungen ist.

"In der zweiten Jahreshälfte planen wir wieder zu wachsen, da die Auswirkungen unserer Transformation dann stärker sichtbar werden", sagte Schmidt bei der Präsentation der jüngsten Zahlen. Doch wie Analysten bereits erwartet hatten, musste Novell für das am 31. Januar abgeschlossene erste Quartal nochmal ein enttäuschendes Ergebnis bekannt geben. Gemessen am Vorjahresquartal, in dem die Netzausrüster noch von dem Jahr-2000-Problem profitieren konnten, sank der Umsatz um ein Zehntel von 316 Millionen auf 245 Millionen Dollar. Nach Regionen betrachtet, erzielte das Unternehmen mit 139 Millionen Dollar den Löwenanteil seiner Einnahmen weiterhin im Heimatland USA, allerdings schrumpfte das Geschäft hier im Vergleich zum vorhergehenden Quartal um 15 Prozent. 70 Millionen flossen aus Europa, dem Nahen Osten sowie Afrika, was ein "leichtes Plus" sei, so die Firma. 21 Millionen Dollar erzielte die Region Asien/Pazifik (minus 22 Prozent). Und auch die Einkünfte aus Kanada und den südamerikanischen Staaten verschlechterten sich gegenüber dem Vorquartal um gut ein Fünftel und trugen nur noch 15 Millionen Dollar zum Gesamtergebnis bei.

Ebenfalls deutlich in den Keller ging das Nettoergebnis: Verbuchte Novell im ersten Quartal 2000 noch einen Nettoprofit von 44 Millionen Dollar, so stehen nun minus 7,7 Millionen Dollar unter dem Strich. Zurückzuführen ist dieser negative Wert nach Unternehmensangaben auch auf eine Umstellung der Umsatzberechnung, die zu einmaligen Aufwendungen in Höhe von elf Millionen Dollar führte. Statt Umsätze bereits mit dem Absatz an Distributoren zu verbuchen, rechnet Novell diese Beträge nun erst an, wenn die Ware an Händler weiterverkauft wurde.

Ein weiterer auffälliger Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung sind allerdings auch die gemessen am Gesamtumsatz massiv gestiegenen Ausgaben für Vertrieb und Marketing. Dahinter verbirgt sich eine weltweite Anzeigenkampagne, die das neue Image von Novell als One-Net-Company vermitteln soll. Die Gesamtkosten für Vertrieb und Marketing beliefen sich im ersten Quartal auf 121,7 Millionen Dollar (Vorjahr: 113,7 Millionen). Hinter dem One-Net-Projekt verbirgt sich der Ansatz, dass künftig die Grenzen zwischen LANs und WANs sowie Intranets und Extranets verschwinden werden. Novell greift diese Entwicklung auf und will Unternehmen einen universellen, plattformunabhängigen Zugang zum Internet und zu Softwarediensten zur Verfügung stellen.

Für Horst Nebgen, Novell-Geschäftsführer Deutschland, die Schweiz und Österreich, machen sich die enormen Werbeausgaben - "Novell hat zum ersten Mal Fernsehwerbung geschaltet" - bereits in dem nun abgeschlossenen Quartal bemerkbar. Deutschland sei, so Nebgen, nach den USA der wichtigste Markt für Novell. Die Nachfrage ziehe spürbar an. Ohne Zahlen zu nennen, zeigte sich Nebgen "hochzufrieden" mit der Geschäftsentwicklung hierzulande.

Mit der Auftragslage in Europa sehr zufriedenEs konnten eine Reihe großer Aufträge beispielsweise von der Münchner Universität an Land gezogen werden. Außerdem deutete Novell an, den Zuschlag für ein "bedeutendes Beschaffungsprojekt einer europäischen Regierung" erhalten zu haben. Das Projekt sei auf drei Jahre ausgelegt, spüle in diesem Zeitraum mehr als sechs Millionen Dollar in die Kassen und umfasse sowohl Netzprodukte und -services als auch Consulting-Dienstleistungen. Vorgesehen sei die Einrichtung einer Internet-Lösung für bis zu 35 Millionen Anwender.

Abb: Novell-Umsatzverteilung

Einzig die Netware Betriebssysteme verzeichneten einen leichten Umsatzanstieg, in allen anderen Bereichen musste Novell Federn lassen. Quelle: Novell