Lizenzabnahme gegen Informationsrecht

Novell kauft sich bei Poet Software ein

21.02.1997

"Damit erkauft sich Novell ein Informationsrecht", erläutert Dirk Bartels, President und CEO von Poet Software. Dieses habe Novell als Bedingung für weitreichende Lizenzvereinbarungen gefordert, die eine garantierte Abnahme der Datenbanken im Gegenwert von "etlichen Millionen Dollar" in den kommenden Jahren beinhalten.

Auch bisher finanzierte sich Poet Software, das sich in die Hamburger Gesellschaft und eine Mutter- und Schwestergesellschaft in San Mateo, Kalifornien, aufteilt, über Venture-Kapital von European Technologies Holding, Innovacom und Atlas Venture. Neu im Boot sind nun außer Novell die US-Kapitalgeber El Dorado Ventures und Sigma Partners.

Poet Software spricht von "einer Finanzierungsrunde" für die Holding mit Abschlüssen in Höhe von 6,5 Millionen Dollar. Nun gehören noch etwa 35 Prozent der Firma den Ge-schäftsführern Jochen Witte und Dirk Bartels sowie einigen Mitarbeitern.

Im vergangenen Jahr setzte Poet Software für rund 8,5 Millionen Dollar um. In demselben Zeitraum stockte das Unternehmen die Mitarbeiterzahl von 45 auf 105 auf.

"Wir glauben an eine positive Partnerschaft mit Novell", so Bartels, der die neuen Gelder sowohl in die Entwicklung für den Internet-Intranet-Bereich als auch ins Marketing und den Vertrieb stecken möchte. "Die Zeiten sind vorbei, als Novell erst kaufte und dann fragte, was mit den neuen Produkten anzustellen sei."

Bereits seit 1995 baue Novell an Produkten, die auf Java und Internet-Technik basierten. Dabei habe die Datenbank "Poet" auch die Konkurrenzprodukte "Objectstore" und "Objectivity" ausgestochen.

Für die Entwicklungspläne mit Poet spielten laut Bartels die Java-Strategie des deutschen Partners und die SQL-Schnittstellen der Datenbank eine Rolle. "SQL Object Factory", derzeit im Betatest, erlaube es, Poet-APIs zu adressieren, die Daten aber relational oder objektbasiert abzulegen.

Die Novell GmbH, Düsseldorf, war allerdings noch nicht über die Poet-Pläne der amerikanischen Mutter informiert. Sie sah sich bis zum Redaktionsschluß außerstande, die neue Partnerschaft zu kommentieren.