Paderborner MDT-Hersteller greift über den "großen Teich":

Nixdorf und Entrex-Board über Kauf einig

15.04.1977

PADERBORN - Um ihre Vertriebsaktivitäten in den Vereinigten Staaten "wesentlich zu verstärken und den direkten Zugang zum technologischen Know-how der nach wie vor im Weltmaßstab führenden amerikanischen Bauelemente-Hersteller auch langfristig zu sichern", hat die Nixdorf Computer AG, Paderborn, den Aktionären der Entrex Inc., Burlington/Massachusetts, ein Übernahmeangebot unterbreitet, dem der Board von Entrex bereits zugestimmt hat. Die endgültige Entscheidung über diese Offerte fällt - wie Nixdorf-Vorstand Klaus Luft gegenüber CW erklärte - im Mai auf einer von Entrex einberufene Aktionärsversammlung.

Ziel der Paderborner ist eine 100-prozentige Übernahme der Entrex Inc., nach eigenen Angaben einer der führenden amerikanischen Hersteller von Datenerfassungssystemen. Entrex ist in den USA und Kanada tätig, unterhält dort 70 Geschäftsstellen sowie Service-Stützpunkte und setzte mit 600 Mitarbeitern im vorigen Jahr 65 Millionen Mark um.

Nixdorf hatte 1976 einen Gesamtumsatz von 686 Millionen Mark, davon rund 275 Millionen im Export. Das Unternehmen ist in den USA bereits durch eine Tochter mit 600 Beschäftigten und zirka 50 Millionen Mark Jahresumsatz vertreten.

Nixdorf und Entrex kooperieren seit vier Jahren: Das Datensammelsystem 620, von dem bisher 1500 Einheiten mit insgesamt 15 000 angeschlossenen Erfassungsplätzen ausgeliefert wurden, ist eine Burlingtoner Entwicklung, die von dem deutschen MDT-Marktleader in Lizenz nachgebaut und - mit Ausnahme von England - in Westeuropa vertrieben wird.

Für Nixdorf ist das Entrex-Engagement nicht nur als Stärkung der Position auf dem US-Markt interessant: "Eine dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit europäischer Computer-Hersteller kann nur durch technologische Kooperationen mit den Amerikanern gesichert werden", erklärte Luft. Was nicht alle deutschen Nixdorf-Anwender wissen: Die Paderborner bezogen bereits seit Jahren Halbleiter-Bauelemente von internationalen Vorlieferanten. Luft: "Wir waren überhaupt der erste europäische Hersteller, de beispielsweise Intel-Mikroprozessoren in eigene Systemfamilien (Computerkasse 710) integriert hat." An den eigenständigen Entwicklungsaktivitäten werde sich indes nichts ändern: "Unsere Forschungsmaßnahmen gelten vornehmlich dem Ziel, die unmittelbare Unterstützung der Abläufe an einzelnen Arbeitsplätzen durch die Datenverarbeitung unter Anwendung der Möglichkeiten des dezentralen, aufgabenbezogenen Computereinsatzes zu erreichen" (Luft). Ähnlich - wenn auch nicht so "vielsagend" schlagwortartig - steht's in den Erläuterungen zum 3. DV-Förderungsprogramm des BMFT, das die Wettbewerbsfähigkeit zumindest der nationalen Kleincomputer-Industrie durch gezielte staatliche Unterstützung immerhin mittelfristig für "erreichbar" hält. Luft: "Darin stimmen wir von mit Herrn Matthöfer überein."