"Cometen"-hafte 8870 sichert Erfolg:

Nixdorf setzt auf Kontinuität und Pakete

08.04.1982

WIEN (eks) - Auch 1981 war für Nixdorf in Österreich ein gutes Geschäftsjahr. Mit 450 Millionen Schilling Umsatz wurde eine achtprozentige Steigerung erreicht. Marktrenner war einmal mehr das System 8870, auf das 40 Prozent der Neuabschlüsse entfielen. Im Vorjahr begann Nixdorf auch mit der telefonischen Fernbetreuung. 450 Nixdorf-Kunden lassen sich mittlerweile fernwarten". Seit der Gründung im Jahr, 1969 lieferte Nixdorf-Österreich für 1,5 Milliarden Schilling Geräte aus.

Geschäftsführer Dr. Alfred Moserr ist mit sich und seiner Mannschaft zufrieden. Obwohl die Umsatzsteigerung mit acht Prozent im Branchenschnitt der größeren Hersteller liegt, sieht Moser im Gegensatz zu seinen Konkurrenten keinen Anlaß zur Klage. Da vom Umsatz zwei Drittel auf Kauf entfielen, sichern 10 Prozent Cash-flow auch die langfristige Entwicklung.

Die Stellung im Dreigestirn der erfolgreichsten Dialogcomputer konnte die 8870 festigen (neben IBM S/34 und Philips P 400). Die Zahl der installierten Systeme wuchs netto um 130 auf insgesamt 450. Moser führte dies auf die Reife" der seit sechs Jahren am Markt befindlichen Systeme zurück, von dem europaweit 13 000 installiert sind, die zu 70 Prozent unter dem Betriebssystem Comet laufen.

Praktisch alle 8870 in Österreich wurden mittlerweile an die Service-Centers in allen sieben Nixdorf-Geschäftsstellen angeschlossen. Durch diese Dienstleistung hielt Nixdorf die Preiserhöhung für den technischen Kundendienst bei fünf Prozent.

Daneben hat sich Nixdorf mit 5 800 Arbeitsplätzen (das entspricht etwa 20 Prozent der in Österreich installierten Terminals) auch in diesem Bereich fest etabliert. Moser bezeichnet seine Firma sogar aus europäischen Marktleader bei Banktransaktionsterminals. Der Anteil soll 27 Prozent betragen, die Nixdorf-Terminals "können" mit praktisch allen Prozeduren. In Österreich entschieden sich bisher einige Bundes-Länderinstitute und 20 Volksbanken für Nixdorf.

Das Kassensytem 8812 wurde von den Österreichischen Bundesbahnen als Personenkassenterminals ausgewählt. Und Moser macht sich die Hoffnung auf die Ausrüstung von 1400 Bahnhöfen in den nächsten Jahrzehnten.

Für 1982 sind keine bedeutenden Neuankündigungen zu erwarten. Insbesondere auf den IBM-Schreck 8890 müssen aufstiegswillige Nixdorfer und umstiegsbereite IBM-Kunden weiter warten. Moser schloß die Ankündigung dieses Systems für heuer praktisch aus. Wobei Nebenbemerkungen wie "Cash-flow muß bereitgestellt werden" auf eine gewisse finanzielle Enge in Paderborn schließen lassen. Und der Hinweis auf "noch erforderliches Debugging" zwei Jahre nach der Ankündigung zwar von der Gewissenhaftigkeit der Ingenieure zeugt, aber doch auch erstaunt. Es fragt sich, ob eine erst etwa 100mal in Deutschland installierte 8890 morgen noch eine ernst zu nehmende Alternative zur 4300 sein kann, bei der man mittlerweile bereits vom "Midlife" spricht. Wobei sich zusätzlich ein Entwicklungssprung bei den IBM-Betriebssystemen abzeichnet und die Neigung des Marktführers steigen dürfte, sich nach erfolgreich durchgefochtenem

Antitrustprozeß mit neuen Inkompatibilitäten abzuschotten.

Als "interessante Erfahrung" und "beendeten Versuch" sieht Moser die seinerzeitige Bemühung, mit dem LK3000 in den Kleinstcomputermarkt einzusteigen. Hier mangele es vor allem an geeigneten Distributionswegen.

Was die in der Vergangenheit mehrfach ins Spiel gebrachte Produktion in Österreich betrifft, will Moser sich bitten lassen. Er sieht keinen Sinn darin, mit einigen Prozent am öffentlichen EDV-Kuchen beteiligt zu werden, sondern wünscht sich "mehr als ein Gegengeschäft". Ohne diesen Wunsch allerdings zu konkretisieren.

Die Überlegung ist sicher nicht unrealistisch. Österreichs mittelständischen Betrieben ist bei den zur Diskussion stehenden Stückzahlen mit einem (hoffentlich) hart kalkulierten Importprodukt vermutlich mehr gedient als mit einer subventionierten Produktion, die dann alle Augenblikke als Grund für höhere Preise herhalten muß.