Das Warten auf Nextstep 486

Next: Der schwierige Weg vom Boxenanbieter zum Softwerker

12.02.1993

"Bis Ende 1993 wird der Wandel der Next Inc. vom Rechnerhersteller zum Betriebssystem-Anbieter vollzogen sein", prophezeit die IDG-Schwesterpublikation "Computerworld". Den Weg dorthin soll die 486er-Intel-Version des Nextstep-Betriebssystems ebnen.

"Nextstep ist bei weitem das beste Betriebssystem, das derzeit auf dem Markt ist", lobt nicht nur HSD-Chef David Peter, dessen Unternehmen Software fuer Nextstep entwickelt. Schon jetzt biete das objektorientierte Betriebssystem alle die Moeglichkeiten, so "Computerworld", die Microsoft mit Cairo und IBM/Apple mit Taligent fuer 1995 versprechen.

Doch das fuer das vergangene Jahr von Steven Jobs als trojanisches Pferd zur Eroberung des PC-Markts angekuendigte Produkt, ist auch Anfang 1993 noch nicht auf den Markt gekommen. Selbst fuer den Fall, dass es bald freigegeben wird, aeussern Analysten allerdings Zweifel am Erfolg von Nextstep 486.

So wird Nextstep fuer ein PC-Betriebssystem mit knapp 1000 Dollar nicht ganz billig sein. Darueber hinaus erfordert der Einsatz vor allem bei den Speichermedien eine Hardware-Ausstattung die weit ueber das bei PCs uebliche Mass hinausgeht. Um die Sound- und Videomoeglichkeiten nutzen zu koennen, wird der Anwender, so "Computerworld", nochmal mehrere tausend Dollar los.

"Wofuer sollen die Anwender das Betriebssystem denn einsetzen", legt schliesslich Dataquest-Analyst Paul Cubbagge den Finger auf die tiefste Wunde: den Mangel an Anwendungen. Mehr als eine Handvoll Programme existierten schon deshalb nicht, weil die Next- interne Auseinandersetzung um Standards, an die sich Entwickler halten koennen, noch nicht abgeschlossen sei.

Darueber hinaus ist noch nicht klar, inwieweit Firmengruender Steven Jobs hinter dem neuen Softwarekurs von Next steht. So deuten von "Computerworld" nicht namentlich genannte US-Analysten die Ankuendigung einer Next-RISC-Workstation fuer Mai dieses Jahres als ein Zeichen der Hardware-Fixiertheit von Jobs.

Angesichts solcher Unsicherheiten nimmt es kaum Wunder, dass inzwischen sechs US-Top-Manager das Boot verlassen haben. Aber noch findet Jobs Geldgeber fuer seine Entwicklungen. So hat die japanische Canon Ltd. jetzt ihr bereits bestehendes Engagement um weitere 55 Millionen Dollar verstaerkt. Gemeinsam mit dem Ex- Praesidentschaftskandidaten Ross Perot hatten die Japaner Next mit rund 200 Millionen gesponsert. Auch Jobs selbst soll mit Geld aus seinem Privatvermoegen ausgeholfen haben.